Olorgesailie
archäologische Stätte in Kenia Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Olorgesailie ist die Bezeichnung einer archäologischen und paläoanthropologischen Fundstätte im Süden Kenias, knapp 70 Kilometer südwestlich von Nairobi. Die Fundstätte liegt im namensgebenden Olorgesailie-Becken, einer teilweise mit Sediment aufgefüllten Senke, die Teil des Ostafrikanischen Grabens ist. Olorgesailie ist in Fachkreisen bekannt als Fundorte zahlreicher Steinwerkzeuge unterschiedlichen Alters.[1] Im Jahr 2003 wurde unweit der Steinwerkzeuge, in der gleichen Schicht wie diese, erstmals auch ein hominines Fossil geborgen, das Bruchstück eines Schädels, dessen Alter mit mindestens 900.000 Jahren angegeben wird und das aufgrund seines Alters und seiner morphologischen Merkmale zu Homo erectus gestellt wurde.[2]
Die ersten Artefakte – vor allem Faustkeile – wurden bereits 1919 von dem britischen Geologen John Walter Gregory aufgesammelt, die systematische Erforschung des Olorgesailie-Beckens begann jedoch erst 1943 unter Leitung von Louis Leakey und Mary Leakey.[3] In jüngerer Zeit konnte die Altersbestimmung der Funde insbesondere mit Hilfe der 39Ar-40Ar-Methode, einer Abwandelung der Kalium-Argon-Methode, verfeinert werden, da es in der Abfolge der Sedimente mehrere Schichten vulkanischer Aschen gibt, die auf diese Weise besonders zuverlässig datiert werden können. Demnach war diese Region nach bislang vorliegenden Befunden in der Zeit zwischen 1,2 Millionen und 490.000 Jahren vor heute von frühen Verwandten des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) besiedelt.
Eine der Besonderheiten der Funde im Olorgesailie-Becken ist – wie in Isimila in Tansania – die extrem hohe Anzahl von Steinwerkzeugen auf einzelnen kleinen Flächen. So wurden bei einer Grabung in einer 990.000 Jahre alten Schicht in unmittelbarer Nähe der Knochen eines einzigen Elefanten 2300 Steinwerkzeuge gefunden, darunter zahlreiche scharfe Chopping Tools, die – ausweislich von Schnittspuren an mehreren Knochen – dem Abtrennen von Fleisch gedient haben.[1] Die Steine, aus denen die Werkzeuge hergestellt wurden, stammten von 17 unterschiedlichen Örtlichkeiten.
Eine weitere Besonderheit wurde 2018 publiziert: Kleinere und technisch deutlich anspruchsvoller gearbeitete Steingeräte als die älteren Faustkeile wurden mit Hilfe der 39Ar-40Ar-Methode in die Epoche vor 320.000 bis 295.000 Jahren datiert. Diese Werkzeugformen ähneln der aus Europa bekannten, dort allerdings erst ab 200.000 Jahren vor heute belegten Levalloistechnik und sind typisch für das afrikanische Middle Stone Age. Nach Angaben der Forscher handelt es sich um die frühesten Belege dieser Werkzeugformen in Afrika.[4][5] Das Gestein stammt aus Lagerstätten, die rund 25 bis 50 Kilometer vom Fundort entfernt sind. Zugleich wurde über den Nachweis von schwarzen und rötlichen Farbanhaftungen (Mangan und Ocker) an Steinen berichtet, die mutmaßlich zur Herstellung von Färbemitteln genutzt wurden.[6] Die Funde entstammen einer Epoche mit enormen klimatischen und tektonischen Veränderungen der damaligen Umwelt, heißt es in einer Publikation im Fachblatt Science: Erdbeben formten die Landschaften neu, das Klima wechselte wiederholt zwischen nass und trocken, und diese ökologischen Bedingungen trugen möglicherweise dazu bei, so die Autoren der Studie um den US-Paläoanthropologen Richard Potts, technologische Innovationen zu schaffen.[7]
Die Zuordnung des fossilen Schädel-Fragments zu Homo erectus ist umstritten, da es „gemäß den gegenwärtigen Standards“ zu wenige Merkmale mit dem Typusexemplar von Homo erectus und dem Typusexemplar von Homo ergaster teile.[8]
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