Obrigheim (Baden)
Gemeinde in Baden-Württemberg, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Obrigheim ist eine Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg. Sie gehört zur europäischen Metropolregion Rhein-Neckar.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 21′ N, 9° 6′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe | |
Landkreis: | Neckar-Odenwald-Kreis | |
Höhe: | 147 m ü. NHN | |
Fläche: | 24,25 km2 | |
Einwohner: | 5372 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 222 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 74847 | |
Vorwahlen: | 06261, 06262 | |
Kfz-Kennzeichen: | MOS, BCH | |
Gemeindeschlüssel: | 08 2 25 074 | |
LOCODE: | DE OGH | |
Gemeindegliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 7 74847 Obrigheim | |
Website: | www.obrigheim.de | |
Bürgermeister: | Achim Walter (FDP) | |
Lage der Gemeinde Obrigheim im Neckar-Odenwald-Kreis | ||
Die Gemeinde Obrigheim liegt an der Burgenstraße an den Ausläufern des Odenwaldes am Westufer des Neckars unmittelbar gegenüber dem Mosbacher Stadtteil Diedesheim, rund 50 Kilometer östlich von Heidelberg und rund 30 Kilometer nördlich von Heilbronn. Das Gemeindegebiet liegt im Naturpark Neckartal-Odenwald zwischen 138 und 323 Meter Höhe.
Zur Gemeinde Obrigheim gehören die ehemaligen Gemeinden Asbach und Mörtelstein.
Zur ehemaligen Gemeinde Asbach gehören das Dorf Asbach und die Häuser Bahnstation Asbach.
Zur ehemaligen Gemeinde Mörtelstein gehören das Dorf Mörtelstein und das Haus Neckarhelde.
Zur Gemeinde Obrigheim in den Grenzen von 1970 gehören das Dorf Obrigheim, der Ort Neuburg und das Gehöft Kirstetterhof.
Im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Mörtelstein liegt die Wüstung Schollenrain.[2]
Verschiedene Funde aus der Jungsteinzeit und der Zeit der Bandkeramiker weisen auf eine sehr frühe Besiedlung im heutigen Gemeindegebiet von Obrigheim hin. Ebenso wurden stein- und bronzezeitliche Gräber entdeckt. Aus keltischer Zeit wurden in Obrigheim Skelettgräber und Grabbeigaben gefunden. Die Römer unterhielten in Obrigheim eine Siedlung, um den Neckar-Odenwald-Limes zu sichern und den Neckar- und damit Grenzübergang (vermutlich eine Furt, da keine Brücke nachgewiesen werden konnte) zu überwachen. Aus römischer Zeit sind die Fundamente einer Villa Rustica bei Kälbertshausen und der in der Ortsmitte ausgegrabene Merkurstein erhalten. Wie im gesamten rechtsrheinischen Südwestdeutschland wurden die Römer im 3. Jahrhundert von den Alemannen vertrieben, denen im 6. Jahrhundert die Franken folgten.
Im Lorscher Codex wurde 773 die Schenkung eines gewissen Reginhard von Gütern in Ubracheim an das Kloster Lorsch erwähnt.[3] Obrigheim wurde abermals im Jahr 976 im Zusammenhang mit der Verleihung des Stifts Mosbach an Worms durch Kaiser Otto II. erwähnt. Die erste Erwähnung des Ortsteils Mörtelstein datiert um das Jahr 1000, die des Ortsteils Asbach um 1100.
Im Mittelalter gab es in Obrigheim drei Burgen. Älteste Burg des Dorfs war die Burg Obrigheim in der Ortsmitte auf der Anhöhe bei der heutigen evangelischen Kirche, die bereits 1142 erstmals in den Urkunden erscheint. Sie wurde vermutlich von der edelfreien Adelsfamilie der Herren von Obrigheim gegründet, die seit 1082 urkundlich nachweisbar ist. Im 13. Jahrhundert war die Anlage dann im Besitz einer gleichnamigen Ministerialenfamilie, die in Beziehung zur Pfalz Wimpfen stand. Im Laufe des 14. Jahrhunderts wurde die Burg Stück für Stück von den rheinischen Pfalzgrafen erworben. So erwarb Pfalzgraf Ruprecht I. 1369 die Anteile des Cuntze von Obrigheim an der „alten Burg“. Die Pfalzgrafen bei Rhein hatten bereits Ende des 13. Jahrhunderts auf dem neckaraufwärts gelegenen Karlsberg eine weitere Burg errichtet, die zeitweise den Namen Burg Landsehr führte. Schon ab 1290 bestand ein kurpfälzisches Amt in Obrigheim, das später in das Tempelhaus nach Neckarelz am anderen Neckarufer verlegt wurde. Die Anlage auf dem Karlsberg wurde aber vermutlich bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts wieder aufgegeben.
Jüngste Burg des Ortes ist vermutlich Schloss Neuburg, das erst 1384 in den Quellen erscheint und kaum vor Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet worden sein dürfte. Die „alte Burg“ war nach der pfälzischen Teilung 1410 zeitweise noch Wohnsitz eines pfalz-mosbachischen Lehensmanns. Sie wurde vermutlich an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert aufgegeben und ihr Areal später teilweise überbaut. Die Neuburg wurde dagegen in den folgenden drei Jahrhunderten immer wieder an pfälzische Vasallenfamilien zu Lehen vergeben. Im 16. Jahrhundert hatten die Herren von Rossau die Neuburg zu Lehen und gestalteten diese teilweise um. Das Schloss ist bis heute das von fern zu sehende Wahrzeichen des Ortes. Kirchen sind in Obrigheim und Mörtelstein seit 1371 nachgewiesen.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Obrigheim 1635 praktisch ausgelöscht. Die weitere Existenz des Ortes ist nur der Ansiedlung von mehrheitlich Schweizer Einwanderern durch die Pfalzgrafen zu verdanken. Lehensherr der Neuburg war während des Krieges mehrere Jahre der kurfürstlich-bayerische Kanzler Georg Friedrich von Iselbach. Der ohnehin von Kriegen und Seuchen nicht verschonte Ort sollte nach dem Dreißigjährigen Krieg über 200 Jahre von Armut und großem Elend geprägt sein.
1786 bestanden im Ort Obrigheim drei Kirchen, eine Schule und 118 Häuser. Während der Koalitionskriege kam es am 4. November 1799 zum Gefecht bei Obrigheim, während dessen der das rechte Neckarufer bei Diedesheim und Neckarelz besetzende Carl Philipp von Wrede mit seinen Truppen Obrigheim, das von rund 500 Franzosen besetzt gehalten worden war, einnahm.
1803 kam der Ort zum Fürstentum Leiningen, 1806 Übergang zum neu geschaffenen Großherzogtum Baden. Das Elend der Einwohner verursacht eine Auswanderungswelle, überwiegend nach Amerika. 1845 erwarb Graf Carl von Leiningen-Billigheim Schloss Neuburg. Er ließ das Schloss im Stil der Burgenromantik umbauen und gab ihm sein heutiges Aussehen. 1862 wurde die Odenwaldbahn über Obrigheim gebaut. Ein Bahnhof wurde aber erst 1891 eingerichtet.
Im 19. Jahrhundert siedelten sich die ersten Industriebetriebe in Obrigheim an. Ab 1847 gab es ein Gipsbergwerk. 1888 richtete die Achsen- und Federnfabrik "Gebrüder Dörflinger" aus Mannheim im Ort ein Zweigwerk ein. Im Jahre 1900 waren bereits zahlreiche Einwohner des Dorfes in der Industrie beschäftigt. Die Federnfabrik besaß 47 und das Gipsberwerk 21 Beschäftigte. 66 Obrigheimer arbeiteten damals in Diedesheim und Neckarelz, wo es ein Zementwerk und zwei Eisengießereien gab.
1935 wurde Schloss Neuburg Kreisschulungsburg der NSDAP. 1939 wurden 1197 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 1367.[4]
In Neckarelz war von 1944 bis 1945 ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Die Häftlinge haben in die Obrigheimer Gipsstollen Fabrikationsräume gehauen. Gefangen waren sie zunächst in der Schule im Ortsteil Mosbach-Neckarelz auf der gegenüberliegenden Neckarseite. Der Lagerkomplex wuchs schnell. In der unterirdischen Bomberflugzeugmotorenfabrik in Obrigheim arbeiteten fast 10.000 Menschen, viele von ihnen Gefangene verschiedener Art. Unter ihnen bildeten die 5.000 KZ-Häftlinge die Hauptgruppe. 900 konnten April 1945 befreit werden. Die Eisenbahnverbindungen und die nahen Rüstungsbetriebe waren der Anlass mehrerer Luftangriffe während des Krieges.
Nach dem Krieg wurden Heimatvertriebene in Schloss Neuburg untergebracht. 1961 wurde die Gemeinde als Standort des ersten kommerziell genutzten Kernkraftwerks in Deutschland auserwählt. Die Gründung der Kernkraftwerk Obrigheim GmbH (KWO) mit einem Stammkapital von 100 Mio. DM setzte ab 1964 wichtige wirtschaftliche Impulse in der Region, war aber auch umstritten. Das Kraftwerk wurde auch als eines der ersten 2005 stillgelegt. Als Ersatz richtete die Gemeinde auf einem direkt angrenzenden Gelände das Biomasseheizkraftwerk Obrigheim (BKWO) ein. Dieses erzeugte seit Januar 2009 eine Feuerungswärmeleistung von ca. 22,5 MW sowie eine elektrische Leistung von etwa 6.470 kW. Inzwischen (Stand 2019) läuft das BKWO im Normalbetrieb.
Bevölkerungsentwicklung:[6]
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Seit der Reformation ist Obrigheim überwiegend evangelisch geprägt. Neben den drei früheren evangelischen Kirchengemeinden, die seit 2006 eine Kirchengemeinde bilden, besteht heute jedoch auch eine römisch-katholische Gemeinde im Ort.
In Obrigheim wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Diese garantiert den Ortsteilen eine festgelegte Anzahl von Sitzen. Aus Obrigheim kommen mindestens zwölf, aus Asbach mindestens vier, aus Mörtelstein mindestens zwei Gemeinderäte. Der Gemeinderat hat normalerweise 18 Mitglieder. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate (Ausgleichssitze) verändern. 2024 besteht er aus 18 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis.[7]
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2024 |
Sitze 2024 |
% 2019 |
Sitze 2019 |
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FW | Freie Wähler Obrigheim | 51,86 | 9 | 49,2 | 9 | |
CDU/BL | Christlich Demokratische Union Deutschlands/Bürgerliste | 36,94 | 7 | 37,3 | 7 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 11,19 | 2 | 13,5 | 3 | |
gesamt | 100,0 | 18 | 100,0 | 19 | ||
Wahlbeteiligung | 59,41 % | 59,0 % |
Im Oktober 2014 wurde Achim Walter (FDP) mit 83,24 Prozent der Stimmen zum neuen Bürgermeister gewählt. Amtsinhaber Roland Lauer (CDU) war nach 24 Jahren nicht mehr angetreten.[8] Am 9. Oktober 2022 wurde Walter mit 75,22 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.[9]
Die Blasonierung des Wappens lautet: Durch eine aufsteigende, eingebogene rote Spitze, worin ein schmaler, in drei beieinanderliegende Kugeln (1:2) auslaufender silberner (weißer) Göpel, gespalten; vorn von Blau und Silber (Weiß) schräglinks gerautet, hinten in Schwarz ein rot bewehrter und rot bezungter goldener (gelber) Löwe.
Seit dem 18. Jahrhundert wurden die pfälzischen heraldischen Embleme Rauten und Löwe neben dem nicht zu deutenden Fleckenzeichen Obrigheims in den Siegeln geführt, wobei das Fleckenzeichen entweder wie im Gemeindewappen oder umgekehrt, als aus einem Dreiberg wachsende schmale Deichsel, dargestellt ist.
Obrigheim unterhält partnerschaftliche Beziehungen mit
Im Rahmen des Geopark-Projekts:
Die Gewichtheber des SV Germania Obrigheim kämpfen in der 1. Bundesliga. 2003,2008 und 2013 konnte die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewonnen werden. In den Jahren 2005, 2007, 2010 und 2012 wurde jeweils die Vizemeisterschaft errungen. Außerdem gibt es den SV Mörtelstein mit den Abteilungen Fußball, Tischtennis und Frauengymnastik und den FC Asbach.
Eine Gipsverladestelle am Neckar östlich von O., an der jährlich 300.000 Tonnen Gips auf Binnenschiffe geladen werden.
Mit dem TECH·N·O – Technologiepark Neckar-Odenwald, bietet Obrigheim sehr verkehrsgünstig gelegene neue Unternehmensstandorte an.
Der Reaktor des Kernkraftwerks Obrigheim (KWO) (Druckwasserreaktor, 357 MW) wurde am 11. Mai 2005 außer Betrieb genommen, der aufwändige Rückbau soll etwa 14 Jahre benötigen. Das Kraftwerk steht auf der Gemarkung des Ortsteils Mörtelstein.
Von Obrigheim führt eine zweispurige moderne Beton-Brücke über den Neckar nach Diedesheim, einem Stadtteil von Mosbach. Die Bundesstraße 292 führt vom Mosbacher Kreuz kommend durch Obrigheim in Richtung Sinsheim.
Die Bahnstrecke Meckesheim–Neckarelz, die einst durch Obrigheim und weiter über eine 1945 gesprengte Brücke nach Neckarelz zur Neckartalbahn führte, ist in diesem Abschnitt stillgelegt.
Obrigheim verfügt über eine Realschule und eine Grund- und Gemeinschaftsschule. Für die jüngsten Bewohner gibt es zwei evangelische und einen römisch-katholischen Kindergarten.
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