Eisenbahnstrecke in Ungarn und Österreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Neusiedler Seebahn verbindet heute den Bahnhof Fertőszentmiklós der Raab-Oedenburg-Ebenfurter Eisenbahn eingleisig auf Normalspur mit dem Bahnhof Neusiedl am See, wobei die ungarisch-österreichische Staatsgrenze bei Pamhagen überschritten wird. Eröffnet wurde die Strecke am 19. Dezember 1897 als Lokalbahn Kis-Czell–Pandorf, die in der Parndorf an das Netz der ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft anschloss.[1][2] Zur Zeit des Baues lag die Gesamtstrecke von 109 Kilometern Länge noch zur Gänze auf ungarischem Gebiet. Am 25. Jänner 1921 kamen dann 45 Kilometer mit dem Burgenland zu Österreich. Der Streckenabschnitt von Celldömölk (ursprünglich Kis-Czell) bis Fertőszentmiklós wurde nach dem 26. Mai 1979 eingestellt. Der Abschnitt Neusiedl am See–Parndorf gehört heute zur Pannoniabahn der ÖBB.
Weitere Informationen Celldömölk–Neusiedl am See ...
Eigentümer des österreichischen Streckenabschnitts ist die Neusiedler Seebahn GmbH, die zu 50,1% über die Verkehrsinfrastruktur Burgenland GmbH dem Burgenland und zu 49,9% der Republik Österreich gehört.[3][4] Eigentümerin des ungarischen Abschnitts ist die Raaberbahn/GySEV.
Errichtet wurde die Strecke von der Fertővidéki Helyi Érdekű Vasút (Deutsch: Neusiedler Seebahn AG (NSB AG)), die am 31. März 1897 in Budapest gegründet wurde. Aktionäre waren der ungarische Staat, die durchfahrenen Komitate und Gemeinden und private Aktionäre. Die Raaberbahn/GySEV übernahm die Prioritätsaktien.[5] An der NSB AG hatten sich 2003 das das Land Burgenland und die Republik Österreich im Gegenzug für Förderungen für den Infrastrukturausbau beteiligt. Unmittelbar zuvor gehörte die NSB AG zu 70% der GySEV/Raaberbahn.[4] Im Jahr 2010 hielten das Burgenland und die Republik Österreich bereits alle Anteile.[6] Um die Verwaltung zu vereinfachen und einer Aneignung des gesamten Gesellschaftsvermögens durch den ungarischen Staat im Falle der Einstellung des ungarischen Streckenabschnitts vorzubeugen, wurde dann der österreichische Streckenabschnitt per 29. Juni 2010 auf die neugegründete Neusiedler Seebahn GmbH, eine GmbH nach österreichischem Recht, übertragen. Die weiterhin für den ungarischen Streckenabschnitt zuständige NSB AG mit Sitz in Ungarn wurde zu einer Tochtergesellschaft.[6] Diese wurde schließlich 2015 an die GYSEV/Raaberbahn verkauft.[4]
Bis Dezember 2020 war die GySEV/Raaberbahn für die Betriebsführung auch am österreichischen Streckenabschnitt zuständig. Seit diesem Zeitpunkt wird der Fahrbetrieb von den ÖBB durchgeführt; betreffend Instandhaltung und Erneuerung der Strecke sind laut Unternehmensangaben die „Mitarbeiter der Raaberbahn nach wie vor die ersten Ansprechpartner“.[7]
War die Strecke früher eher für den landwirtschaftlichen Gütertransport genutzt, ist sie heute vorwiegend für den Personenverkehr von Bedeutung. Durch diese Linie ist das Nordburgenland östlich des Neusiedlersees (Seewinkel) an das nationale und internationale Schienennetz angeschlossen, das vor allem von Pendlern nach Wien genutzt wird.
Elektrifizierung
Die Elektrifizierung wurde im Jahr 2003 begonnen und abschnittsweise bis Mitte April 2004 vollzogen. Die Strecke wurde in diesen Jahren mit der in Ungarn üblichen Fahrleitungsspannung von 25kV mit einer Frequenz von 50Hz elektrifiziert, wobei sich die Systemtrennstelle auf freier Strecke zwischen den Bahnhöfen Bad Neusiedl und Neusiedl/See befindet[8].
Gleisausbau
Durch die zuletzt erfolgte Erneuerung des Oberbaus und den Einbau stärkerer Schienen konnte eine Erhöhung der Streckengeschwindigkeit von 80 auf 120km/h und damit eine wesentliche Verkürzung der Fahrzeiten erreicht werden.
Im April 2022 wurde der zweispurige Ausbau des Bahnhofes Gols abgeschlossen, seither ist ein Halbstundentakt in Hauptverkehrszeiten möglich.[9]
Zugkreuzungen
Die Zugkreuzungen finden in St. Andrä überwiegend vier Minuten vor der sonst üblichen Symmetriezeit statt.
Bahnhöfe und Sicherheit
Durch die Erneuerung der Sicherungstechnik können jetzt mehr Züge die Strecke nutzen. Die Bahnhöfe und Haltestellen wurden modernisiert, um den Fahrgästen mehr Komfort zu bieten. An den nicht technisch gesicherten Eisenbahnkreuzungen der Strecke kommt es immer wieder zu Unfällen mit Straßenfahrzeugen. Der Forderung nach weiterer Ausstattung mit Bahnübergangssicherungsanlagen wurde aus finanziellen Gründen jedoch noch nicht nachgegeben.
Die Neusiedler Seebahn wird seit der Elektrifizierung vor allem von Triebwagen aus den Unternehmen Siemens Mobility und Bombardier befahren. Neben Triebwagen der ROeEE kommen ÖBB-Mehrsystemgarnituren der Reihe 1116 mit Wendezügen sowie mehrsystemfähige Triebwagengarnituren der ÖBB-Reihe 4124 und 4746 zum Einsatz. Vor der Elektrifizierung waren vorrangig Dieseltriebwagen der Reihe 5047 der ÖBB und der Raaberbahn, sowie deren Vorgängerbaureihen im Einsatz.
1873: erster Eisenbahnplan in der Region Neusiedlersee
1896: Ausstellung von zwei Bahn-Konzessionen:eine Strecke westlich des Sees, eine östlich des Sees
19. Dezember 1897: Inbetriebnahme der Neusiedlerseebahn
25. Jänner 1921: Mit dem Vertrag von Trianon kam das Burgenland zu Österreich: 38 km der Strecke lagen nun in Österreich, der Rest verblieb bei Ungarn. Für den österreichischen Streckenteil wurde eine neue Konzession erteilt.[10]
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Bahn das Transportmittel für die landwirtschaftlichen Güter der umliegenden Landgüter, welche eine Reihe von pferdebetriebenen Schleppbahnen zu den Bahnhöfen der Neusiedler Seebahn betrieben.[11]
9. April 1945: Erster sowjetischer Militärzug auf der Strecke Celldömölk – Eszterháza – Ödenburg, instand gesetzt durch die anrückenden sowjetischen Truppen
4. Juni 1946: Personenzug befährt erstmals wieder die Strecke Neusiedl am See – Pamhagen
Frühjahr 1947: Instandsetzung der gesprengten Brücke über den Einser-Kanal, danach Wiederaufnahme des Bahnverkehrs zwischen Österreich und Ungarn
danach „Puszta-Express“ von Eszterháza über Neusiedl am See bis Wien Ostbahnhof
20. Mai 1951: Raaberbahn AG führt die Züge nur mehr bis Neusiedl am See (nicht mehr bis Wien)[12]
22. Mai 1955: grenzüberschreitender Personenverkehr über den Grenzübergang Pamhagen musste eingestellt werden
1950er und Anfang 1960er: Güterverkehr (vornehmlich Rübe) wuchs, doch Personenbeförderung ging stark zurück
stetige Verlagerung von Personenverkehr von der Schiene auf die Straße
26. Mai 1979: die ungarische Regierung stellt den gesamten Bahnverkehrs im Abschnitt Celldömölk – Fertöszentmiklós ein[12]
Weiterführung der Schnellbahn von Wien bis Neusiedl am See – wichtiger Anschluss
1980–1994: Ausbau im österreichischen Abschnitt durch die Neusiedler Seebahn: Stärkerer Oberbau, höhere Geschwindigkeit, Sicherung von Kreuzungen, Lautsprecher in allen Bahnhöfen (Ansteuerung zentral von Pamhagen aus). Hoffnung auf ein verstärktes Güteraufkommen von den entlang der Strecke angesiedelten Lagerhäusern.
27. Mai 1990: Öffnung der Grenzen zu Ungarn, daher Wiederaufnahme des öffentlichen Personenverkehrs über den Grenzübergang Pamhagen (zuvor waren nur Fahrten mit (Pendler-)Visa erlaubt)
5. April 1991 (Allgemein, Straße): Abkommens zwischen der Österreichischen Bundesregierung und der Regierung der Republik Ungarn über die Errichtung neuer Grenzübergänge an der gemeinsamen Staatsgrenze
Straße: Öffnung für Fuß- und Fahrradverkehr
1. Oktober 1995 (Straße): Ausweitung des Benützungsumfang auch auf den grenzüberschreitenden land- und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftungsverkehr[13]
Straße: Öffnung für Kraftfahrzeugverkehr
2003: Eigentümerwechsel von 70 Prozent (ungarische) Raaberbahn AG auf neu 25 Prozent Republik Österreich und (Mehrheit) Land Burgenland
24. April 2004: Inbetriebnahme der Fahrleitung auf der Gesamtstrecke Neusiedl am See – Fertőszentmiklós (25kV, 50Hz)
30. April 2004 (Straße): Grenzöffnung für allgemeinen Straßenverkehr
2003–2008: Modernisierung der Strecke: Bahnsteige, abschnittsweiser Umbau für 120km/h, Fahrgastinformationssystem (2008)
Ende 2007: Beitritt Ungarns zum Schengensystem wird wirksam, alle Grenzkontrollen an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich entfallen
29. Juni 2010: Firmenbucheintragung der Neusiedler Seebahn GmbH nach österreichischem Recht übernimmt von der nach ungarischem Recht geführten Neusiedler Seebahn AG den ungarischen Streckenteil
bis 2014: Sicherungsanlagen auf Kreuzungen, Streckenkabel, weitere Umbauten
4. August 2014: Auflassung der Station Mönchhof Haltestelle wegen zu geringer Auslastung
2015: Verkauf des ungarischen Streckenteils an die Raaberbahn/GySEV
11. April 2022: Durch die Wiederinbetriebnahme eines Kreuzungsgleises im Bahnhof Gols ist ein Halbstundentakt in den Hauptverkehrszeiten möglich[9]
Ende der Neusiedler Seebahn bei Celldömölk (2012)
Siehe: Volkswirtschaftliche Mittheilungen. (…) Eine Localbahn.In:Linzer Volksblatt, Nr. 292/1897, 22. Dezember 1897, S. 5, Mitte unten. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb (Im Linzer Volksblatt steht „Pandorf“: fälschlicherweise entweder statt Parndorf oder eher statt Pándorfalu, der ungarischen Bezeichnung von Parndorf.)
Johann Witz: Die Landwirtschaftsbahnen im Seewinkel (Pferdebahn Albrechtsfeld). In: Eisenbahn.ISSN0013-2756ZDB-ID162227-4. Jahrgang 1968, Heft 12, S. 220–221 (circa zwölf Kilometer, von St. Andrä bei Frauenkirchen bis zur heutigen Albertkazmerpuszta in Ungarn, erbaut nach dem 1. Weltkrieg, eingestellt 1956). Johann Witz: Die Feldbahn in Wallern. In: Eisenbahn. Jahrgang 1969, Heft 6, S. 95–96 (ca. 1916 bis 1945). Hans Witz: Die Landwirtschaftsbahn Frauenkirchen. In: Eisenbahn. Jahrgang 1972, Heft 1, S. 6 (nach 1. Weltkrieg bis ca. 1956). Johann Witz: Die Feldbahn in Pamhagen. In: Eisenbahn. Jahrgang 1971, Heft 7, S. 101 (1912 bis ca. 1945, 60 cm Spurweite, Pferde- und Dieselbetrieb, ca. 6–8 km bis zum Apetloner Meierhof).