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gesamte Literatur eines Landes sammelnde Bibliothek Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Nationalbibliothek sammelt und archiviert als herausragende Bibliothek die gesamte Literatur eines Staats oder eines Sprachraums und verzeichnet diese in der Nationalbibliographie. Laut Definition der UNESCO hat eine Nationalbibliothek häufig auch die Aufgabe, die wichtigsten ausländischen Publikationen zu erwerben. Die Nationalbibliothek nimmt im Bibliothekswesen eines Landes oft eine koordinierende Rolle ein.
Die meisten Staaten besitzen Nationalbibliotheken (siehe Liste der Nationalbibliotheken). Sie kann auf mehrere Standorte verteilt sein, so die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig und Frankfurt am Main, oder es kann in einem Staat mehrere Nationalbibliotheken geben. Die größte Bibliothek dieser Art, die Library of Congress in Washington, D.C., ist eigentlich eine Parlamentsbibliothek.
Nationalbibliotheken entstanden seit dem Aufkommen der Nationalstaaten Ende des 18. Jahrhunderts in Europa und hatten ihre „Blütezeit“ im langen 19. Jahrhundert „als Modellinstitution der Selbstverständigung und Vergewisserung der Nation“.[1] Der Historiker Jörn Leonhard weist darauf hin, dass dieser Prozess Ausdruck und Motor der zugleich stattfindenden politisch-sozialen Zentralisierung, Homogenisierung und Hierarchisierung war, der auch die nationalen Mythen, Wissensbestände und Geschichtsbilder erfasste, und bezeichnet die Nationalbibliothek daher als „Zentralort der durch Texte imaginierten Nation“.[2]
Dabei stand im Vordergrund, einer breiten und egalitär verstandenen bürgerlichen Öffentlichkeit Zugang zu Bildung verschaffen, was als nationale Aufgabe verstanden wurde. Zugleich dienten die als Vorbild geltenden englischen und französischen Institutionen dazu, den Vormachtanspruch der jeweiligen kulturellen Nation und ihrer weltweiten Mission zu transportieren, was die amerikanischen und russischen Nachahmer aufgriffen.[3]
Durch die Ausweitung und Ausdifferenzierung der Wissenschaften verdrängten die Nationalbibliotheken zugleich private Gelehrtenbibliotheken und wurden zur „Letztinstanz und Basis der wissenschaftlichen Literaturrecherche“, indem durch Ankäufe (etwa aufgelassener Klosterbibliotheken) die trotz Pflichtexemplaren sehr lückenhaften Sammlungen in Richtung Vollständigkeit verdichtet wurden.[4]
In Deutschland konkurrierten wegen der politischen und kulturellen Dezentralität, auch noch nach der Nationalstaatsbildung 1871, Berlin, München, Leipzig und später Frankfurt sowie verschiedene öffentliche und kommerzielle Institutionen miteinander, auch wenn die deutsche Nationalbewegung immer wieder das Ziel einer „literarischen Walhalla“ vorgab.[5]
Die europäischen Nationalbibliotheken sind, bis auf die kosovarische und belarussische, über das gemeinsame Webportal The European Library (ehemals GABRIEL) zu erreichen. Dies sind:
Listen von Nationalbibliotheken:
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