NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Museum und Forschungseinrichtung zur Geschichte der Stadt Köln in der NS-Zeit Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln ist ein Museum, eine Gedenkstätte und Forschungseinrichtung zur Geschichte der Stadt in der Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945). Es befindet sich im EL-DE-Haus am Appellhofplatz 23–25.
Im Vorfeld des Kölner Lischka-Prozesses (Prozessbeginn: 23. Oktober 1979) wurde als Folge von Bürgerhinweisen das ehemalige Kölner Gestapogefängnis im EL-DE-Haus einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Im März 1979 machte Kurt Holl mit einer spektakulären Aktion, in dem er sich über Nacht in den dortigen Keller begab und mit dem Fotografen Gernot Huber die Inschriften hinter den abgerückten Regalen dokumentierte, bekannt, dass im Aktenkeller des von der Stadtverwaltung genutzten Hauses noch die ehemaligen Gestapo-Zellen mit ihren Inschriften erhalten waren. Durch den Druck der Öffentlichkeit und die von Holl bewirkte Intervention des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt bei Oberstadtdirektor Kurt Rossa führte ein Beschluss der Stadt dazu, dass die Stadtkonservatorin Hiltrud Kier den Keller und die Inschriften restaurieren ließ. Während hieraus die Entscheidung zur Einrichtung der am 4. Dezember 1981 eröffneten Gedenkstätte erwuchs, erfolgte parallel der Aufbau einer beim Historischen Archiv angesiedelten Forschungsstelle zu der Zeit des Nationalsozialismus in Köln, unter der Leitung des Historikers Horst Matzerath.
Im Jahr 1987 beschloss der Kölner Rat die Errichtung des NS-Dokumentationszentrum, das Räumlichkeiten im EL-DE-Haus bezog und dort am 19. September 1988 begann. Erst als Folge einer Neuorganisation wurde die Forschungsstelle zum 25. März 1997 aus der Verbindung mit dem Historischen Archiv gelöst und den anderen Städtischen Museen gleichgestellt.[1] Nach dem Abschied von Horst Matzerath als erstem Direktors des NS-Dokumentationszentrums übernahm zum 5. Dezember 2002 der langjährige Mitarbeiter Werner Jung dessen Stelle. Zum 1. November 2021 ging er in den Ruhestand.[2] Vom 1. Januar 2003 bis zum 31. Juli 2020 war die Historikerin Karola Fings stellvertretende Direktorin der Einrichtung.
Nach einer zwischenzeitlich kommissarischen Leitung durch die Nachfolgerin von Karola Fings, Annemone Christians-Bernsee übernahm zum 1. November 2022 Henning Borggräfe als Direktor die Leitung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln.[3]
Kern des Museums bildet die Gedenkstätte Gestapo-Gefängnis im Keller des Gebäudes. Dort sind Zellen erhalten, in denen Gestapo-Häftlinge untergebracht waren und deren Wände von den Insassen beschriftet wurden. Seit 2013 steht der Innenhof, die ehemalige Hinrichtungsstätte, dem Zentrum ebenfalls als Anschauungsort zur Verfügung.
Auf zwei weiteren Etagen wird in der Dauerausstellung Köln im Nationalsozialismus die Geschichte der NS-Zeit in Köln dargestellt. Neben dieser 1997 eröffneten Dauerpräsentation bietet das NS-Dokumentationszentrum jährlich mehrere Sonderausstellungen zu lokalen und überregionalen Aspekten mit begleitenden Veranstaltungen an.
Die Forschungsabteilung des NS-Dokumentationszentrums erarbeitet historische Grundlagen, die Eingang in Ausstellungen, Publikationen in der hauseigenen Schriftenreihe, interaktiv nutzbare Datenbanken und Internetprojekte finden. Ein Ziel der Arbeit ist es, im Krieg und unmittelbar nach Kriegsende weitestgehend zerstörte Akten zu rekonstruieren. Das Zentrum hat eine Spezialbibliothek mit Lesesaal sowie Arbeits- und Medienräume.
Ebenfalls im NS-Dokumentationszentrum beheimatet ist die Info- und Bildungsstelle gegen Rechtsextremismus (ibs).[4] Die ibs soll mit einem breiten Bildungsangebot für Jugendliche – Unterrichtseinheiten, Workshops und Projekttage – der Ausbildung von Multiplikatoren, Unterstützung von Projektentwicklung und anderen Aktivitäten zur Förderung der demokratischen Kultur beitragen. Ein Projekt der ibs ist die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Köln.[5] Eine Fachstelle der ibs betreibt seit März 2021 eine Meldestelle, bei der Betroffene, deren Angehörige sowie Zeugen antisemitische Vorfälle in Köln melden können, die von der Stelle dokumentiert werden. Darüber hinaus wurde ein Beratungsangebot für Betroffene antisemitischer Straftaten geschaffen, bei dem unter anderem Unterstützung bei der Stellung von Strafanzeigen, Behördengängen und der Suche nach Rechtsbeistand angeboten wird.[6]
Durch einen Beschluss des Rates der Stadt Köln von 2017 können ab 2019 Räumlichkeiten der Kölner Stadtverwaltung, die sich in den oberen beiden Stockwerken des EL-DE-Hauses befinden, ebenfalls durch das NS-Dok genutzt und umgestaltet werden. Geplant ist unter dem Konzept Haus für Erinnern und Demokratie der Ausbau des Bildungsangebotes des Dokumentationszentrums sowie die Entwicklung eines modernen Angebots zur Demokratieförderung.[7]
Im Jahr 2002 besuchten knapp 26.000 Menschen das Zentrum, 2011 waren es über 56.000 Besucher.[8] 2015 verzeichnete das Dokumentationszentrum 77.000 Besucher, 23 Prozent mehr als 2014. Rund zwei Drittel davon waren Schulklassen.[9] Der steigende Besuchertrend setzte sich fort: 2017 kamen 89.212 Besucher ins NS-Dokumentationszentrum. Infolge behördlich verordneter Schließungen während der COVID-19-Pandemie brachen die Besuche 2020 und 2021 stark ein: Wurde 2019 mit 97.041 Personen noch ein Besucherrekord verzeichnet, sanken die Zahlen 2020 auf 31.224 und 2021 auf 20.363 Personen.[10]
Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln pflegt eine Datenbank der in Köln verlegten Stolpersteine.[14]
Auf dem Gebiet der Stadt Köln wurde am 2. September 2014 der 2000. Stolperstein eingelassen.
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