Murg (Nordschwarzwald)
rechter Nebenfluss des Oberrheins in Baden-Württemberg, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
rechter Nebenfluss des Oberrheins in Baden-Württemberg, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Murg ist ein 80,2 km[6] (mit Quellbach Rechtmurg) langer, südsüdöstlicher und orographisch rechter Nebenfluss des Rheins, im Abschnitt Oberrhein, in den baden-württembergischen Landkreisen Freudenstadt und Rastatt. Sie fließt aus dem Nordschwarzwald in die Oberrheinische Tiefebene.
Murg | ||
Das waldreiche, 700 Meter tiefe Murgtal mit Industrie und Weinbau | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 236 | |
Lage | Schwarzwald
| |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Rhein → Nordsee | |
Ursprung | im Nordschwarzwald: Vereinigung von Rechtmurg und Rotmurg in Obertal 48° 31′ 57″ N, 8° 17′ 18″ O | |
Quellhöhe | ca. 595 m ü. NHN[5] (Vereinigung) ca. 870 m u. NHN (Murgursprung; Rechtmurg) ca. 915 m u. NHN (Rotmurgbrunnen; Rotmurg) | |
Mündung | nahe Steinmauern in den Rhein 48° 55′ 9″ N, 8° 9′ 53″ O | |
Mündungshöhe | ca. 110 m ü. NHN[5] | |
Höhenunterschied | ca. 485 m (nur Murg) ca. 760 m (Murg mit Rechtmurg) ca. 805 m (Murg mit Rotmurg) | |
Sohlgefälle | ca. 6,7 ‰ | |
Länge | 72,4 km[6] (nur Murg) 80,2 km (Murg mit Rechtmurg) 79,7 km (Murg mit Rotmurg)[6] | |
Einzugsgebiet | 617 km²[7] | |
Abfluss am Pegel Rotenfels[8] AEo: 466 km² Lage: 17 km oberhalb der Mündung |
NNQ (1921) MNQ 1918–2009 MQ 1918–2009 Mq 1918–2009 MHQ 1918–2009 HHQ (1947) |
870 l/s 3,48 m³/s 15,5 m³/s 33,3 l/(s km²) 260 m³/s 603 m³/s |
Abfluss an der Mündung[9] AEo: 617 km² |
MQ Mq |
18,4 m³/s 29,8 l/(s km²) |
Linke Nebenflüsse | Tonbach, Schönmünz, Raumünzach, Oos (Nordarm) | |
Rechte Nebenflüsse | Forbach, Sasbach | |
Durchflossene Stauseen | Sammelbecken Kirschbaumwasen, Ausgleichsbecken Forbach | |
Mittelstädte | Gaggenau, Rastatt | |
Kleinstädte | Gernsbach | |
Gemeinden | Baiersbronn, Forbach | |
Einwohner im Einzugsgebiet | 178.850 | |
Das Murgtal ist eines der größten und tiefsten Täler des Schwarzwaldes (bis über 700 Meter) und verläuft generell nordwärts. Es trennt den niederschlagsreichen Hauptkamm des Nordschwarzwaldes mit der Hornisgrinde (1164 m) im Westen von waldreichen Buntsandsteinhochflächen im Osten.
Die Murg entsteht aus zwei größeren Quellbächen im westlichen Gebiet der Gemeinde Baiersbronn. Unterhalb des Schliffkopfs auf etwa 870 m ü. NHN[5] Höhe entsteht, etwas oberhalb des Murgursprungs, als Hauptquellbach die Rechtmurg. Der andere, linksseitige Quellbach ist die Rotmurg, die unterhalb der Passhöhe Ruhestein (915 m) dem Rotmurgbrunnen (auch 915 m)[5] entfließt und neben kleineren Stufen den Wasserfall Teufelsmühle bildet.
Ab der Vereinigung ihrer beiden Quellbäche auf etwa 595 m[5] Höhe fließt die Murg südostwärts durch Mitteltal nach Baiersbronn, wo sie in die Richtung des von Süden einmündenden Forbachs einschwenkt. Ab hier folgen ihr gemeinsam die Bundesstraße 462 und die Murgtalbahn. Zunächst verläuft sie nordostwärts bis Klosterreichenbach, fortan aber nordnordwestwärts. In breitem Wiesental passiert sie die Orte Röt, Huzenbach und Schönmünzach. Nach einem siedlungsarmen, besonders gefällereichen Engbereich folgen in felsigem Abschnitt Forbach, Gausbach, Langenbrand und Au im Murgtal. In ihrem langsam breiter werdenden Tal liegen in dichter Folge die Orte Weisenbach, Hilpertsau, Obertsrot, Scheuern, die Stadt Gernsbach und schließlich Hörden. Zwischen nunmehr sanft ansteigenden Hängen verläuft die Murg nordwestwärts durch Ottenau, vorbei an der Industriestadt Gaggenau sowie an den Orten Bad Rotenfels, Oberndorf, Bischweier und Kuppenheim, wo sie die Oberrheinische Tiefebene erreicht. Hier unterquert sie die A 5 bei Niederbühl, bevor sie das Stadtzentrum von Rastatt umfließt. Unterhalb von Rheinau mündet die Murg bei Steinmauern auf etwa 110 m[5] Höhe am Rheinkilometer 344,5 in den Rhein.
Auf französischer Seite mündet annähernd gegenüber die aus den Nordvogesen kommende Sauer.
Ab der Vereinigung ihrer zwei Quellbäche (Rechtmurg und Rotmurg) in Baiersbronn-Obertal ist die Murg bis zu ihrer Mündung in den Rhein 72,350 km[6] (~ 72,4 km) lang. Zusammen mit der am Rotmurgbrunnen beim Ruhestein entspringenden Rotmurg ist sie 79,661 km[6] (~ 79,7 km) und zusammen mit der am Schliffkopf am Murgursprung quellenden Rechtmurg mit 7,881 km[6] Fließstrecke 80,231 km (~ 80,2 km) lang.
Das Einzugsgebiet der Murg umfasst 617 km².[7]
Im Verhältnis zum Einzugsgebiet ist die Murg mit im Mittel 18,4 m³/s sehr wasserreich. In den Einzugsgebieten der Murg-Quellbäche und des Nebenflusses Schönmünz kommen mit rund 50 l/s.km² die höchsten Gebietsabflüsse Baden-Württembergs vor.[10] Die Rechtmurg hat eine mittlere Wasserführung von 1 m³/s (48,55 l/s km²), die Rotmurg steuert 0,67 m³/s bei (49,24 l/s km²).[10]
Die Murg durchfließt von Süden nach Norden vier sehr unterschiedliche Tallandschaften.
Die Murg fließt in ihrem langgestreckten Einzugsgebiet nicht mittig, sondern weiter östlich, so dass von Westen (links) her mehr und größere Nebenflüsse die Murg erreichen als von Osten. Der Hauptquellbach Rechtmurg entsteht aus den Quellfließen Schurbach und Tränkenteich, der Rotmurg fließen das gleich starke Muckenbächle und der Höllbach mit seinen Wasserfällen zu. Zu den größeren Murg-Nebenflüssen gehören linksseitig Tonbach, Schönmünz, Raumünzach und Oos (Nordarm) sowie rechtsseitig Forbach und Sasbach.
Zwischen Baiersbronn-Schönmünzach und Forbach-Kirschbaumwasen verläuft die ehemalige Staatsgrenze zwischen Württemberg und Baden. Der obere, ehemals württembergische Talabschnitt gehört heute zum Landkreis Freudenstadt. Der untere, ab dem 12. Jahrhundert unter Führung der Ebersteiner besiedelte und später badische Abschnitt ist heute Teil des Landkreises Rastatt.
Von der Quelle bis zur Mündung liegen entlang der Murg diese Städte und Gemeinden:
Im Murgtal treffen mehrere Dialektgebiete aufeinander. Die Gegend am Oberlauf, um das altwürttembergische Baiersbronn, bildet den westlichsten Zipfel des schwäbischen Mundartraumes. Die flussabwärts folgende alte Herrschaftsgrenze zu Baden ist identisch mit der auch heute noch sehr starken Dialektgrenze zum Oberrheinalemannischen, das den unteren Teil des Murgtals beherrscht. Am Unterlauf der Murg in der Rheinebene findet sich ein alemannisch-fränkischer Übergangsdialekt mit zahlreichen südfränkischen Mundartmerkmalen.
Dem Tal folgen die Murgtalbahn und die Schwarzwald-Tälerstraße (Bundesstraße 462); beide zählen bautechnisch und landschaftlich zu den bemerkenswertesten Verkehrswegen in Deutschland.
Der schluchtartige Charakter des mittleren Murgtals stellte für die Entwicklung der Verkehrswege über Jahrhunderte ein großes Hindernis dar. Die erste Straße von Gernsbach ins obere Tal umging diesen Abschnitt: Der Alte Weinstraße genannte Handelsweg führte zunächst steil bergan und verlief entlang der Höhenzüge der östlichen Talflanke. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde eine durchgehende Straße im Talgrund gebaut.
Der Bau der Murgtalbahn wurde in Form voneinander unabhängiger Stichstrecken von Rastatt und Freudenstadt aus begonnen. Auf badischer Seite ging der erste Streckenabschnitt Rastatt–Gernsbach 1869 in Betrieb, Württemberg folgte 1901 mit der Strecke Freudenstadt–Klosterreichenbach. Nach mehreren Ausbauetappen wurde eine durchgehende Bahnverbindung erst 1928 hergestellt, also 60 Jahre nach Baubeginn und erst, als die jeweiligen Länderbahnen der Hoheit des Deutschen Reichs unterstellt waren.
Bis ins 19. Jahrhundert war die Murg eine wichtige Handelsstraße für die Holz-Flößerei des Tals. Die Holzhändler und Sägewerksbesitzer im ebersteinischen (später badischen) Talabschnitt schlossen sich zur Handelsgesellschaft Murgschifferschaft zusammen, deren erste Satzung von 1488 stammt. Das im mittleren und unteren Murgtal geschlagene Holz wurde über die Murg bis Steinmauern geflößt, wo es getrocknet und zu größeren Flößen montiert wurde. Diese wurden von den Rhein-Flößern, welche auf diesem Abschnitt das Monopol hatten, auf dem Rhein bis Mannheim verbracht. In Mannheim wurden dann noch größere schwimmende Holzverbünde erstellt und teilweise bis in die Niederlande geflößt.
Im 18. Jahrhundert entwickelte sich durch die große Nachfrage aus den Niederlanden nach Langholz ein großer Boom des Holzhandels, der bis zum Ende des Jahrhunderts zu großen Kahlschlägen in den Waldungen führte. Anstatt der Murgschifferschaft, die auf Schnittholz spezialisiert und nicht kapitalkräftig genug für die Durchführung des großen Langholzgeschäfts war, übernahmen andere Holzkompagnien dieses Geschäft.
Der Holztransport wurde durch die Felsschlucht des mittleren Tales behindert; dieser Abschnitt konnte bis 1768 nicht durchgehend mit Flößen befahren werden. Bereits im frühen 18. Jahrhundert hatten württembergische Holzhandelsgesellschaften versucht, durch Felssprengungen im Flussbett eine Floßstraße zu schaffen, um die Stämme aus dem oberen Talabschnitt schneller an den Rhein und nach Holland zu bringen. Jedoch musste, auch wegen Differenzen mit dem in Gernsbach mitregierenden Hochstift Speyer, ein großer Teil des württembergischen Holzes bei Huzenbach etwa 200 Höhenmeter den Berg hinauf befördert werden, um es dann über die benachbarten Täler von Nagold und Enz zu verflößen. Dazu baute man 1755 einen Maschine genannten Aufzug. Mit einer Reihe per Menschenkraft bewegter Laufräder wurden die Baumstämme an Seilen in einer Holzrinne den steilen Berghang hinaufgezogen. Die anfällige Konstruktion wurde jedoch nach wenigen Jahren aufgegeben und der Transport wieder von Fuhrwerken übernommen.[11]
Um die Stämme per Trift aus den Seitentälern in die Murg zu schwemmen, errichtete man in den Wäldern Dämme (Schwallungen) wie die Herrenwieser Schwallung und staute vorhandene Seen weiter auf.
Die Flößerei verlor nach dem Bau der Murgtalbahn an Bedeutung. 1896 fuhr das letzte Floß die Murg hinunter, seit 1913 ruhte die Flößerei und wurde 1923 auch offiziell untersagt.
Dem Verlauf der Murg von der Quelle bis zur Mündung folgt seit 1981 der ca. 100 km lange Murgtalwanderweg.[12] Der Wanderweg Murgleiter führt auf 110 km Länge zwischen Gaggenau und Schliffkopf über Höhen beiderseits des Flusses. Die Gernsbacher Runde erkundet die Höhen des Murgtals bei Gernsbach. In Forbach kreuzt der Westweg als Teil des Europäischen Fernwanderwegs E1 das Tal.
Der 67 km lange, in Freudenstadt beginnende Radwanderweg Tour de Murg begleitet den Fluss ab Baiersbronn bis Rastatt.[13]
Durch die Beliebtheit des Murgtals bei Radfahrern betreibt DB Regio Mitte unter dem Murgtäler Radexpress von Mai bis Oktober an Sonn- und Feiertagen einen zusätzlichen Regionalexpress von Ludwigshafen (Rhein) Hbf nach Freudenstadt Hbf und zurück, welcher zusätzlich Fahrradwagen zur Kapazitätserweiterung mitführt.[14]
Die Murg ist bei hohem Wasserstand, wie er nach ergiebigen Regenfällen oder Schneeschmelze vorkommt, für Kajakfahrer und Kanuten befahrbar und gilt als einer der schönsten Wildwasserflüsse Deutschlands. Das Bachbett ist breit und große Felsen prägen den Charakter des Flusses. Eine zunehmend starke Nutzung der Wasserkraft und die Wehr-Verbauungen erschweren eine sichere Befahrung mit Kajaks und Kanus. Risiken sind eine plötzliche Öffnung der Stauanlagen durch die Kraftwerksbetreiber oder Wehrumbauten zu lebensgefährlichen Tosbecken. Für Kanusportler bieten die Flussabschnitte im Murgtal Wildwasser im Bereich von WW II bis WW V.[15][16][17][18]
Historische Beschreibungen:
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.