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französische Gemeinde Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Molsheim (früher auch Mollesheim;[1] elsässisch: Molse) ist eine französische Gemeinde mit 9359 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Bas-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est. Sie ist Sitz der Unterpräfektur (französisch: Sous-préfecture) des Arrondissements Molsheim und des 1997 gegründeten Gemeindeverbandes Région de Molsheim-Mutzig.
Molsheim | ||
---|---|---|
Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Bas-Rhin (67) | |
Arrondissement | Molsheim | |
Kanton | Molsheim | |
Gemeindeverband | Région de Molsheim-Mutzig | |
Koordinaten | 48° 33′ N, 7° 30′ O | |
Höhe | 165–371 m | |
Fläche | 10,85 km² | |
Bürgermeister | Laurent Furst | |
Einwohner | 9.359 (1. Januar 2021) | |
Bevölkerungsdichte | 863 Einw./km² | |
Postleitzahl | 67120 | |
INSEE-Code | 67300 | |
Website | www.mairie-molsheim.fr |
Die Gemeinde am Flüsschen Bruche (deutsch Breusch) liegt etwa 30 Kilometer westlich von Straßburg und zehn Kilometer nördlich von Obernai (deutsch Oberehnheim) auf 180 m ü. NHN.
Im Jahr 820 erschien „Mollesheim“ erstmals in einer Schenkungsurkunde für Bischof Adeloch von Straßburg (Als.Dipl.179), dann in einer nachträglich beigefügten Güterliste der Bulle Papst Leos IX. von 1050, in der er dem Kloster Odilienberg Besitz bestätigte (Reg.Imp.III,+847). 1140 urkundete König Konrad III. hier (Reg.Imp.IV,184). Im Jahr 1219 erteilt Kaiser Friedrich II. der Stadt ein schriftliches Privilegium, das er ihr 1236 in erweiterter Form bestätigte.[2]
Die in vielen anderen elsässischen Orten erfolgreiche Reformation konnte sich hier nicht durchsetzen: Molsheim wurde ein Zentrum der Rekatholisierung des Elsass. Eine erste Welle erfolgte durch die Niederlassungen der Jesuiten an den Residenzorten der Bischöfe von Straßburg in Molsheim um 1580 sowie in Basel und Pruntrut (Porrentruy) 1591. Pater Jakob Ernfelder (1544–1601), später Provinzial der Rheinischen Ordensprovinz, war ab 1580 der erste Rektor des Jesuitenkollegs Molsheim.[3] Im Juni 1610 wurden in der Festung Molsheim 1200 Krieger des Erzherzogs Leopold von protestantischen Verbündeten belagert.[4]
Die zweite Welle der Rekatholisierung erfolgte durch Jesuitenansiedlungen im habsburgischen Einflussgebiet, in Ensisheim 1615 und Freiburg 1620. Während die erste Welle der Herrschaftssicherung der Bischöfe in ihren Bistümern diente, zielte die zweite, propagandistisch ausgerichtete, auf eine Auswirkung im Umland. Eine besondere Rolle hatte dabei die Etablierung von jesuitischen Hochschulen als Kontrapunkt zu den protestantischen Universitäten in Straßburg und Basel gespielt, die besonders von Erzherzog Leopold V. (Österreich-Tirol), seit 1602 Bischof von Straßburg, ab 1619 auch Regent von Vorderösterreich, vorangetrieben wurde. 1617 richtete er in Molsheim eine Jesuitenakademie mit Promotionsrecht ein und brachte 1620 auch in Freiburg die Jesuiten in die Universität. Leopold hätte so die habsburgische Machtsphäre am Oberrhein durch Ansiedlung der Jesuiten gezielt ausgebaut, aber die ab 1632 einsetzenden Kriegswirren beendeten diese Bemühungen abrupt. Am Anfang des Jahres 1648 gehörte Molsheim zum bischöflich straßburgischen Amt Dachstein.[5]
Im Jahr 1846 hatte Molsheim 3531 Einwohner.[6] 1864 wurden zwei Eisenbahnstrecken eröffnet, die sich bei Molsbach kreuzen: eine Ost-West-Strecke von Straßburg nach Mutzig (heute französisch Ligne de Strasbourg-Ville à Saint-Dié) und eine Nord-Süd-Strecke von Wasselonne nach Barr (heute französisch Ligne de Sélestat à Saverne). Um 1900 hatte Molsheim eine evangelische und eine katholische Kirche, eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Elektrizitätswerk und war Sitz eines Amtsgerichts.[7]
Die Stadt gehörte von 1871 bis 1918 zum Reichsland Elsaß-Lothringen und damit zum Deutschen Kaiserreich; sie war Sitz des Kreises Molsheim im Bezirk Unterelsaß. Die nicht katholische Reichsführung führte u. a. zur Bildung der Elsaß-Lothringischen Zentrumspartei (ELZ).
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1780 | – | Stadt mit mehr als 400 Feuerstellen (Haushaltungen)[8] |
1821 | 3060 | größtenteils katholische Einwohner[9] |
1846 | 3868 | [6] |
1872 | 3222 | am 1. Dezember, in 493 Häusern;[10] nach anderen Angaben 3560 Einwohner[11] |
1880 | 3217 | am 1. Dezember, einschließlich Militär, auf einer Fläche von 1088 ha, in 490 Häusern, davon 2873 Katholiken, 299 Protestanten und 45 Juden[12] |
1885 | 3094 | [13] |
1890 | 3103 | in 487 Häusern mit 778 Haushaltungen, davon 2697 Katholiken, 364 Protestanten, zwei sonstige Christen, 46 Juden und zwei Personen ohne Angabe des Glaubensbekenntnisses (14 Militärpersonen)[13][6] |
1905 | 3164 | mit der Garnison (ein Bataillon Fußartillerie Nr. 14), meist katholische Einwohner,[7] nach anderen Angaben 3162 Einwohner[6] |
1910 | 3163 | auf einer Fläche von 1000 ha[14][15][6] |
Jahr | 1946 | 1954 | 1962 | 1968 | 1990 | 1999 | 2009 | 2017 |
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Einwohner | 4955 | 5739 | 6649 | 6928 | 7973 | 9335 | 9280 | 9312 |
Das Wappen von Molsheim zeigt den römischen Offizier Georg, wegen seines Glaubens von Kaiser Diokletian auf ein Rad gebundenen, um seine Knochen zu brechen. Bekannter ist er als Drachentöter. Er gilt u. a. als Schutzherr der Kreuzfahrer, Englands und Georgiens. Georg zählt zu den 14 Nothelfern sowie gemäß seinem Namen Georgios, der „Landmann“ bedeutet, als Bauernpatron.
In Molsheim kreuzen sich die Bahnstrecken Strasbourg–Saint-Dié und Sélestat–Saverne. Die Strecken nach Strasbourg, Sélestat und Saint-Dié werden von TER-Zügen bedient. Die Strecke nach Saverne wurde zwischen 1967 und 1993 abschnittsweise stillgelegt und teilweise überbaut.
Radverkehr: In Molsheim beginnt der Itinéraire cyclable européen (Europäischer Radwanderweg) Molsheim–Strasbourg–Kehl–Offenburg.
Einer der ersten bedeutsamen Unternehmer in Molsheim war Jacques Coulaux aus Straßburg, der hier 1820 verschiedene Arten von Stahlartikeln herstellen ließ, Fabriken baute und später weitere Werke im Elsass, in Gresswiller, Mutzig und Klingenthal errichtete. Zeitweise benutzte er auch das Hôtel de monnaie als Produktionsörtlichkeit. Besonders als Waffenfabrikant wurde er und seine Familie bekannt und vermögend. In Molsheim erinnert heute noch der Canal Coulaux als damaliger Energielieferant an ihn. Auch wurde die rue Jacques Coulaux in Molsheim nach ihm benannt.
Molsheim wurde durch den Automobilhersteller Ettore Bugatti (1881–1947) bekannt, der von 1910 an im benachbarten Dorlisheim seine Fahrzeuge herstellen ließ. Von 2005 bis 2011 wurde dort von der zum Volkswagen-Konzern gehörenden Bugatti Automobiles S.A.S. exklusive Sportwagen (Bugatti Veyron) in kleinen Stückzahlen hergestellt.
Ein weiterer Betrieb der Kraftfahrzeugindustrie in Molsheim ist das Mercedes-Benz-Werk für den Umbau von Lkw zu Sondernutzfahrzeugen, Mercedes-Benz Custom Tailored Trucks (CTT). Unter diesen Sondernutzfahrzeugen fallen Feuerwehrautos, Müllwagen, Kommunalfahrzeuge (Schneeräumer, Kehrmaschinen etc.), Schwerlasttransporter wie den Mercedes-Benz Arocs/Actros SLT und anderes mehr. Darüber hinaus werden im Mercedes-Benz-Werk in Molsheim die Unimog-Kabinen lackiert und Just-in-time an das Werk Wörth geliefert sowie verschiedene (Laser-)Schweiß- und Biegeteile für andere Mercedes-Benz-Werke (Wörth, Gaggenau, Germersheim) gefertigt. Dabei werden pro Jahr rund 1500 Tonnen Stahl verarbeitet. Die vier Laserschweißmaschinen weisen Leistungen von 3 bis 6 kW auf, zudem stehen sechs hydraulische Biegepressen und eine mechanische Biegemaschine zur Verfügung.
Der Leuchtmittelhersteller Osram betreibt ein Werk in Molsheim.
Des Weiteren ist Molsheim der Sitz der Merck-Tochter Millipore S.A.S., die u. a. Labortechnik produziert, sowie von Messier-Bugatti, einer Tochtergesellschaft von Safran (Luftfahrttechnik).
Molsheim liegt an der Elsässer Weinstraße. Seine Lage Bruderthal gehört zu den Alsace-Grand-Cru-Weinlagen. Die Zisterziensermönche, die sie bebauten, gaben dieser Lage ihren Namen. 1316 wurde sie zum ersten Mal in der Geschichte von Molsheim erwähnt, als der Bischof von Straßburg dort Weinberge besaß.
Von 1598 bis zu ihrer Vertreibung 1792 ließen die Kartäuser von Molsheim auf ihrem klostereigenen Grund Weißwein produzieren, der als 'Finkenwein' zu ihrer Haupteinnahmequelle wurde. Dieser Wein, die Rebsorte ist nicht mehr bekannt, wurde u. a. auch an das englische Königshaus geliefert. Die Engländer sollen jedes Jahr einen Lord zur Kartause nach Molsheim geschickt haben, der neuen Nachschub auszusuchen und zu ordern hatte.
Molsheim ist mit der unterfränkischen Gemeinde Gerbrunn im deutschen Bundesland Bayern partnerschaftlich verbunden.
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