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russischer Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Michail Michailowitsch Prischwin (russisch Михаил Михайлович Пришвин, wissenschaftliche Transliteration Michail Michajlovič Prišvin; * 23. Januarjul. / 4. Februar 1873greg. in Chruschtschowo-Ljowschino, Gouvernement Orjol; † 16. Januar 1954 in Moskau) war ein russischer/sowjetischer Schriftsteller.
Michail Prischwin wurde als Sohn eines verarmten Kaufmanns in Chruschtschowo-Ljowschino (rund 400 Kilometer südöstlich von Moskau) geboren und studierte an der chemisch-agronomischen Fakultät des Polytechnikums in Riga. Dort wurde er 1897 festgenommen, inhaftiert und später unter Hausarrest gestellt, weil er sich an der Verbreitung revolutionärer Schriften beteiligt hatte. Zwischen 1900 und 1902 schloss er sein Studium in Leipzig und Jena ab. Nach einer kurzen Episode als Agronom arbeitete Prischwin als Journalist und während des Bürgerkriegs als Dorflehrer, Bibliothekar und Museumskustos.
Ab 1905 verfasste er – häufig auf der Grundlage von Reiseaufzeichnungen – seine ersten literarischen Texte. Neben den vielgerühmten Erzählungen begründeten vor allem sein autobiografischer Roman Die Kette des Kastschej und die lange Erzählung Shen-Schen seinen Ruf. Er schrieb auch ausgezeichnete Kinderbücher.
In den Revolutionswirren ab 1917 traf sich Prischwin mit einem literarischen Kreis in Petrograd, wo er selbst im Winter lebte, während er im Sommer das Familiengut in Jelez bewirtschaftete. Prischwin korrespondierte in dieser revolutionären Zeit mit Trotzki, aber „lernt infolge eines unbotmäßigen Artikels das bolschewistische Rechtswesen und seine Gefängnisse kennen“.[1]
Lange blieb unbekannt, dass Prischwin ab 1918 Werke von politisch-philosophischem Charakter schrieb, und zwar in klarer Einsicht der Zensurlage von vornherein für die Schublade – so etwa Der irdische Kelch, eine Groteske aus dem Russischen Bürgerkrieg.
Ebenfalls im Geheimen führte er während fast fünfzig Jahren ein Tagebuch, für das er 120 Hefte mit seinen scharfen Analysen der politischen und gesellschaftlichen Gegenwart füllte und von dem er sagte, er würde „für jede Zeile zehn Jahre lang erschossen“.[2] Prischwin hinterließ zudem ein umfangreiches fotografisches Werk, in dem er Natureindrücke, aber auch gesellschaftliche Veränderungen festhielt.
Nach Prischwins Tod im Jahr 1954 verbargen seine Witwe und ein Nachlassverwalter seinen schriftlichen Nachlass vor der stalinistisch geprägten Öffentlichkeit, um sie nicht zu gefährden. Viele Hefte wurden später transkribiert. Sein Werk liegt im Russischen bereits vollständig vor, die seit 1991 laufende russische Edition der Tagebücher ist 2018 abgeschlossen worden.[3][4][5][6] Von den Tagebüchern erschien 2019 der erste Band mit Einträgen von 1917 bis 1920 in der deutschen Übersetzung.[2] Seine Tagebücher zeigen eine ungemeine Formenvielfalt: Impressionen, alltägliche Sentenzen, Traumnotate, Reportagen, Aphorismen und auch Nature Writing.
Prischwin war Mitglied der russischen Fraternitas Arctica zu Riga.
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