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deutscher Geistlicher und Dichter von Grabliedern Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Michael von Jung (* 29. September 1781 in Saulgau; † 24. Juli 1858 in Tettnang) war ein deutscher römisch-katholischer Geistlicher und Dichter von Grabliedern, die er zur Laute vortrug und später auch in Buchform veröffentlichte. Seine Lieder zeichnen sich aus durch eine unbekümmert-drastische Darstellung von Krankheiten, Unfällen und Todesarten, andererseits durch die seelsorgerliche Bemühung um das Seelenheil der Toten und der Lebenden im Geiste der Aufklärung. Dieser Kontrast ergibt eine Fallhöhe, die Jung vor allem als Meister der unfreiwilligen Komik bekannt werden ließ.
Nach dem Theologiestudium an der Universität Salzburg und dem Besuch des Priesterseminars in Meersburg erhielt Jung 1806 die Priesterweihe. Im Anschluss folgte die viereinhalbjährige Vikariatszeit in Erolzheim. Schließlich wurde er 1811 zum Pfarrer im oberschwäbischen Kirchdorf an der Iller bestimmt.
Für seine Verdienste bei der Krankenpflege während einer Typhusepidemie im Jahr 1814 wurde Jung zum „Ritter des Königlich Württembergischen Civilverdienst Ordens“ ernannt. Der Ritter-Titel, den Jung von nun an stolz trug, war mit dem persönlichen Adel verknüpft.
Seine Lieder, die er gerne mit der Laute begleitete, brachten ihn mehrfach in Konflikt mit der kirchlichen Obrigkeit. 1820 musste er eine Geldstrafe wegen „unbefugten und unwürdigen Schriftenverfassens“ zahlen. Obwohl ihm das kirchliche Imprimatur 1837 verweigert wurde, veröffentlichte er 1839 in zwei Bänden 200 seiner Lieder im Selbstverlag. Der Titel „Melpomene oder Grablieder“ nimmt Bezug auf Melpomene, die Muse der tragischen Dichtung und des Trauergesangs.
In diesem Band erschien auch das Grablied „Bei dem Grabe des hochwürdigen gnädigen Herrn Nikolaus Betscher, des letzten würdigen Prälaten des ehmaligen Klosters Münchroth“, das bis zur Wiederentdeckung der Originalnoten Betschers 1980 einer der wenigen bekannten Hinweise auf den Prämonstratenserabt aus Rot an der Rot als Musiker und Komponisten war.[1]
1849 wurde er nach Tettnang versetzt. Während in der Literatur zumeist von einer Strafversetzung die Rede ist, sah von Jung selbst den Vorgang als „eine allergnädigste Verleihung eines seinem gebrechlichen Alter angemessenen Postens“.[2][3] Dort war er als Kaplan tätig und starb 1858.[4]
Im 20. Jahrhundert erfuhr Jung neue Aufmerksamkeit, und seine Lieder erschienen in Auswahlausgaben, die die komischen Elemente in seinem Werk betonen. Im Theaterstück Sing nicht, Vogel von Alfred Weitnauer besucht ein Domkapitular Stolzenberg den Kirchdorfer Pfarrer, um ihn – natürlich erfolglos – von seinem unwürdigen Tun abzubringen. Unter dem Titel Der Vogel läßt das Singen nicht wurde das Theaterstück 1966 vom SDR mit dem schwäbischen Volksschauspieler Willy Reichert in der Hauptrolle verfilmt, den Besucher spielte Dieter Borsche.[5]
1986 brachte der SDR den Film „Der Ritter von den traurigen Liedern“ in der Reihe „Originale im Talar“ des Südfunk-Fernsehens Stuttgart, mit Alfred Rude als Michael von Jung (Buch: Klaus Strieder, Regie: Dieter Schlotterbeck).[6]
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