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Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Merz oder Mertz (Amtleute, Burggrafen, kurfürstlich Mainzer Räte) ist der Name eines alten ritterlichen Geschlechtes, welches im Raum Mainz nachzuweisen ist. In mittelalterlichen Urkunden wurde es auch Merzen (Merzenis/Merzonis) und ab der späteren Neuzeit März geschrieben. Im Jahre 1351 siegelte der Verweser des Erzstifts Kuno von Falkenstein zusammen mit dem bischöflichen Burggrafen Johann Mertz und zwei weiteren Kurmainzer Amtleuten einen Bündnisvertrag zur Unterstützung des Mainzer Erzbischofs Heinrich von Virneburg.[1]
Merz auf Quirnheim und Merz von Quirnheim (Reichsritter, Hofpfalzgrafen) sind die Adelsprädikate, die einem Zweig des kurfürstlichen Ratsgeschlechtes durch den Kaiser 1675/78 erlaubt wurden; dieser Familienzweig hatte 1671/72 die Herrschaft über die beiden ehemaligen salischen Königshöfe[2] Bosweiler und Quirnheimer Hof[3] erlangt. Der Familie wurde bereits im Jahr 1674 der uralte Ritterstand kaiserlich bestätigt.[4]
Herr auf[5]/zu[6] Bosweiler und Quirnheim (Reichsherrn) bzw. Freiherr auf Bosweiler[7] war das zusätzliche Prädikat, welches ausschließlich an den Besitzer der beiden Höfe vererbt wurde und ging nach 130 Jahren durch die Französische Revolution mit dem Frieden von Lunéville 1801 verloren. Im Königreich Bayern wurde 1820 ein Sohn des letzten Herren von Quirnheim, welcher sich in Franken angesiedelt hatte, als Regimentskommandeur im militärischen Adelstand in der bayerischen Ritterklasse immatrikuliert mit dem Titel Ritter (der Ehrenlegion und des Wladimir Ordens) und dem Prädikat Merz von Quirnheim. 1839 wurde auch sein Vetter mit diesem Prädikat in die Matrikel aufgenommen.
Als Freiherren auf Nordstrand (Lehnsgrafen) war das Geschlecht von 1690 bis 1792 über einhundert Jahre holsteinische bzw. dänische Barone. Mit Absterben der Freins von Nordstrand 1704 dürfte sich der Grundherr der danach größeren Herrschaft und dessen ältester Sohn auch Lehnsgraf nennen.[7]
Im Jahre 1442 wird ein Johann Liesberg[8] genannt Mertz, vormals Schöffe und Hofedelmann im Hochstift Worms, in den inneren Rat in Mainz berufen, als Nachfolger eines anderen Johannes von Mer(t)z († 1441). Die Herkunft dieser Johann Mertz ist nicht komplett geklärt, es wird angenommen, dass diese von ritterbürtiger bzw. edelfreier Abstammung[1][4] und die Urahnen des Räte- und Schöffengeschlechtes Mertz/Merz in Mainz waren.
Die bis heute nachverfolgbare Stammreihe beginnt mit dem in einer Urkunde 1594[9] als Erben benannten Ratsverwandten (wörtlich: cives consules) Schenk Johann/Jois[10] Merz. Dieser ist wahrscheinlich identisch mit einem Han(n)s Mertz, der zu den Mainzer Ehrsamen gezählt wird und sowohl als Schöffe als auch als Urkundszeuge[11] auftritt, und einem 1586[12] genannten Johann Mertz, der als Tochtermann der ehrsamen Bürger Anna und Georg Becker(s) aufgeführt wird. Über die Patrizierfamilie Beckers (Aachen und Mainz) bestanden somit verwandtschaftliche Verhältnisse mit den Aachener Schöffengeschlechtern Peltzer und Braumann und den Freins in Holstein. Jois Sohn Johannes Merz[10], Ratsherr im damaligen Kirchenstaat Mainz und Jurat des Kirchengerichts von St. Quintin, ehelichte am 4. Mai 1604[13] Martha (oder Maria) Hettich, Tochter des Patriziers Lubentius Hettich[14], bannbevollmächtigter[15] Syndicus des Domkapitels und des Kurfürsten Johann Adam und (später) weltlicher Richter in Mainz. Aus der Ehe gingen drei Söhne und vier Töchter hervor. Der im Jahre 1605[16] Erstgeborene Johannes verstarb wohl in den Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges, außer dem Taufschein ist über ihn nichts überliefert.
Der zweite Sohn Balthasar[17] heiratete Maria Catharina Gernsheimer, Tochter des vornehmen Mainzer Bürgers Johannes Philipp Gernsheimer. Balthasar übernahm das mehr als 3 Generationen in Familien-Besitz befindliche Hospiz „zur Engelskrone“, ehemals Am Brand 9 in Mainz gelegen. Dieses wird schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts als Treffpunkt der Humanisten erwähnt. Hier fanden Gespräche zwischen dem jungen Erzbischof Albrecht von Mainz und Ulrich von Hutten sowie Albrecht Dürer statt. Als Ältester des Ehrbaren Geschlechts ererbte Balthasar die Ämter als Ratsherr und Jurat. Aus dieser Linie stammt der katholische Militärpfarrer Johann Peter Merz.
Der dritte Sohn Quirinus erlangte in Heidelberg einen Doktor der Rechtswissenschaften und ist am 16. Dezember 1659[18] in Mainz an der juristischen Fakultät als Professor nachgewiesen. Mitte des 17. Jahrhunderts könnte er als Mitglied der Familie erstmals ein Hofamt außerhalb von Kurmainz erhalten. Quirin Merz war seit 1651 Geheimrat im Hochstift Speyer, avancierte am 28. November 1661 zum Kanzler von Fürstbischof Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid und war am 9. März 1664[19] auch dessen Komitialgesandter im Reichstag. Als Metternich 1673 Kurfürst wurde, erlangte Merz auch die Kanzlerschaft[20] in Kurmainz.
Die zwei[21] adligen Höfe Boßweiler und Quirnheim gehörten zur Zeit der Salier zur Wormsgau. Das Hauskloster der Grafen von Leiningen St. Peter in Höningen war seit 1143 in Boßweiler und seit 1145 in Quirnheim vertreten. 1247 wird das Kloster Rosenthal mit Eigentumsrechten in Boßweiler erwähnt. 1459 verpfändete das Nonnenkloster der Augustiner-Chorfrauen zu St. Maria in Hertlingshausen den Quirnheimer Hof an den staufer Burgmann und Ritter Hans Menges.[22] Es kann angenommen werden, dass das Gut aus dieser Zeit auch den Namen Hertlingshäuserhof trägt. In der Mitte des 15. Jahrhunderts erhielt dann der in den Fürstenstand erhobene Landgraf Hesso von Leiningen die Lehensrechte über beide Höfe.[23]
Quirin von Merz erhielt 1671[25] das freie Hofgut[24] in Quirnheim als Lehen, ab 1672[26] als Geschenk, welches er schon seit 1663[27] als Kanzler[26] und Abgesandter[28] zum Reichstag der Leininger Grafen pfandweise in Besitz hatte; zusätzlich erhielt er 1671 lungenfeldsche Liegenschaften in Grünstadt und Neuleiningen als kirchliches Lehen zur Belohnung für seine Mitwirkung[29] an der Konversion des Grafen Ludwig Eberhard von Leiningen-Westerburg (1624–1688) wie auch später dessen Sohn Philipp Ludwig zum katholischen Glauben. Nachdem die Zustimmung aller zuständigen Grafen Leiningen und des kurpfälzischen Anteils erbracht wurde, erhielt das Geschlecht Merz 1672 auch die Herrschaft in Bosweiler.[5] 1673[30] übertrug ein Lehensvertrag zusätzlich das Dorf Quirnheim samt allem Zubehör förmlich auf Kanzler Merz.
In Wien wurde am 1. Juni 1675[5] der Ritterstand des Geschlechtes festgestellt. Kaiser Leopold erhob den kurfürstlich Mainzischen geheimen Rat und Kanzler[20] Quirinus von Merzen Herr in Bosweiler und Quirnheim in den Alten Ritterstand für das Reich und die Erblande[31], mit der Befugnis sich nach den erworbenen Gütern zu nennen (privilegium denominandi) und dabei die adligen Prädikate von und auf[32] zu verwenden. Außer dem erblichen Reichsherrenadel[33] und der Exemptio[31], Befreiung von allen bürgerlichen Ämtern und Gerichten, wurde der kaiserliche Schutz und Schirm sowie das Schwarzer Adler-Privilegium (Salva Guardia) auch als Teil des gebesserten Wappens verliehen. Die Verleihung der Privilegien an Vater Quirin und Sohn Johann Wilhelm (Wirklicher Reichshofrat[34]) wurde persönlich durch den Kaiser mit einer symbolischen Medaillenübergabe vollzogen. Es durfte das Prädikat „Merz auf Quirnheim“ geführt werden.[35][31]
Als Quirin von Merz weiter im Norden als Herr/Dominus auf Schierholtz weilte, um am Hof in Braunschweig als Etats- und Geheim-Rat zu dienen, ging das Dorf und der Bosweilerhof 1678 in den Besitz seines Sohns Johann Wilhelm über. Als Braunschweiger Geheim-Rat erhielt er im selben Jahr die nicht erbliche kaiserliche Erlaubnis, sich persönlich in Schriftstücken Freiherr von Quirnheim zu nennen.[36]
Johann Wilhelm Mertz von Quirnheim, seines Zeichens kaiserlich-abgeordneter Rat des ritterlichen Sankt Johann-Ordens und Kanzler des Obristmeisters in „Teutschen Landen“[37], erbat sich beim Kaiser das Palatinat und den Titel Kaiserlicher Rat. Am 14. Februar 1685[38] wurde von Leopold I. die Große Comitiva und der erbetene Titel bewilligt. Der Umfang der erblichen Reservatrechte ist nicht bekannt.
Nach Heinz Reif[39] soll um 1700 allen Familien der Reichsritterschaft durch den deutschen Kaiser der Titel eines Reichsfreiherren verliehen worden sein. Ob und wann Johann Wilhelm oder Quirinus in den Reichsfreiherrenstand erhoben wurden, ist durch ein Adelsdiplom nicht mehr nachweisbar, kann aber durch wiederholte Nennung beim höchsten Gericht im Römisch Deutschen Reich als belegt gelten. Die erste auffindbare urkundliche Nennung als Freiherr findet sich 1699[40] in den alten Kirchenbüchern in Grünstadt, dieser Sachverhalt wird in einem Text aus dem Jahre 1836[6] bestätigt. Reichskammergerichtliche Dokumente aus den Jahren 1791[41][42], 1798[43] und 1805[44] und amtliche von 1799[45], 1814[46], 1817[47], 1863[48] und 1870[49] belegen das Baronat[22][50].
Mit dem Tode von Johann Daniel von Freins-Nordstrand 1683 kam im Jahre 1690 nach der Erbstreiteinigung mit den Brüdern Freins und dem Schwager Kai Graf von Ahlefeld ein großes Rittergut mit adeligem Hof auf Nordstrand hinzu.[51] Durch den ausreichenden Güterbesitz in Holstein und Dänemark konnte Johann Wilhelm Merz als Spross eines altritterlichen Geschlechts ohne große Formalitäten den Titel eines dänischen Barons beanspruchen.[52] Mit Absterben des Geschlechts Freins-Nordstrand erbten die Merz 1704 weitere Herrschaftsrechte und blieben bis mindestens 1792[53] Lehnsgrafen und Freiherren[52] von Nordstrand.
In der Zeit der bürgerlichen Französischen Revolution, welche zur Besatzung der linksrheinischen Gebiete ab 1790 führte, wurde das pfälzische Eigentum 1792 enteignet und alle adeligen Rechte und Titel aberkannt. Zu dieser Zeit verließ ein Großteil der Familie Merz das enteignete Land in Richtung Franken. Durch den Niedergang des Alten Reiches 1806 wurden die territorialen und Reservat-Rechte endgültig obsolet. Freiherr Karl Josef Merz († 1802 in Quirnheim[5]) war der letzte Merz von und zu Quirnheim und Freiherr auf Bosweiler.[7]
Der bayerische Offizier Karl Albert Merz von Quirnheim wurde bis 1814 in den russischen Ritterstand des Orden des Heiligen Wladimir und in den französischen Ritterstand der Ehrenlegion erhoben.[54][55]
In Franken wurden Karl Albert Merz von Quirnheim[56][57] am 28. April 1820 und Karl Josef von Merz[57][58] (* 31. Dezember 1789 in Rodenbach; † 2. Februar 1846 in Ansbach)[5] am 12. Dezember 1839 als bayerische Ritterklasse immatrikuliert mit dem Titel Merz von Quirnheim. Albrecht Merz von Quirnheim, der Sohn des Karl Josef, entschied sich für die historische Schreibweise Mertz[5]. Auch die Schreibweise März findet man später noch in Bayern.[59][60][61]
Die alte Pfarrkirche in Quirnheim sollte protestantisch bleiben. So ließ Hofpfalzgraf Johann Wilhelm Merz die mittelalterliche katholische Oswaldskapelle im nahen Boßweiler zwischen 1699 und 1707 in eine ansprechende barocke Pfarr- und Wallfahrtskirche mit einer Gruft ausbauen. Die Barockkirche platzierte man in die untypische Nord-Süd-Richtung, so dass sich der Chor nunmehr im Süden befindet. Die alte, gotische Oswaldskapelle, deren Chor im Osten lag, wurde als Querschiff in den Neubau übernommen, da sie ein historisches, religiöses Zentrum der Region mit einem äußerst ausgefallenen und seltenen Patrozinium war. Es existierte dort eine althergebrachte Wallfahrt zu dem selten verehrten Pest- und Viehpatron St. Oswald von Northumbria und das Gotteshaus besitzt bis heute eine Schädelreliquie des Königs. Der Chor der uralten Oswaldskirche, ragt aus dem heutigen Gotteshaus als östliches Querschiff kapellenartig heraus. Die Pfarrkirche St. Oswald in Boßweiler birgt die heutzutage unzugängliche Grablege einiger Mitglieder des Geschlechtes und trägt mehrere Stifterwappen der Familie, u. a. über dem Hauptportal, an der Kirchendecke und am Hochaltar. Den in der Kirche bestatteten Agnaten und Ehefrauen wurde ein neuzeitlicher Metall-Epitaph (s. Bild) gewidmet. Darauf wird auch an Albrecht Mertz von Quirnheim erinnert, einem Spross der Familie aus Franken, welcher 1944 als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus sein Leben ließ.
Für die Kurmainzer Zeit (ab 15. Jahrhundert) sind keine Belege für das eigentliche Stammwappen vorhanden. Im Dossier von 1674 werden diese als „Uralter Ritterstand“ bezeichnet mit einem Löwen als Siegel. Das wahrscheinliche Stammwappen dürfte dem Wappen des Balthasar Merz (Ratsherr) ähneln: in Blau einwärts ein zweischwänziger (gekrönter) Löwe.
Das mit dem Alten Reichsritterstand vom 1. Juni 1675 verliehene Wappen wird folgendermaßen beschrieben:
Ob die Darstellung des Wappens an der Kirchendecke der Grablegekirche zu Boßweiler einer Wappenbesserung zwischen 1699 und 1706 entspricht, nur den Anweisungen des Johann Wilhelm Merz gefolgt wurde oder die künstlerische Interpretation des Malers darstellt, ist nicht nachzuweisen. Es gibt keine Erklärung in der einschlägigen Literatur, wieso kein Schwarzer Doppeladler mit römischer Kaiserkrone und falsche Deckenfarben dargestellt sind.
In Bayern wurde 1820 ein vereinfachtes Wappen mit der Ritteranerkennung eingetragen und entspricht folgender Beschreibung (auch mit verkehrten Löwen):
Wappendarstellungen:
Das Geschlecht hatte außer dem Hospiz in Mainz im 16. Jahrhundert schon alteingesessenen Besitz in Mainz (Bodenheim und Hechtsheim), Olm und Worms (Heppenheim). Die zweite Ehe des Quirinus Merz brachte noch das Hofgut in Schierholz und Lehen, die ihm vom calenberger Fürsten von Hannover überlassen wurden, in den Besitz. Johann Wilhelm Merz erbte 1683 Oktroy-Anteile mit einem Gutshof auf Nordstrand und ein Haus in Schleswig, diese dänischen Ländereien befanden sich mindestens bis 1792[75] in Familienbesitz. Er erwarb weitere Güter in Bruchsal. 1685 wurde in London eine Villa gepachtet oder gekauft.
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