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deutscher Wissenschafts- und Mathematikhistoriker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Menso Folkerts (* 22. Juni 1943 in Eschwege) ist ein deutscher Wissenschafts- und Mathematikhistoriker.
Während des II. Weltkriegs in Hessen geboren, verbrachte Folkerts seine Jugend im ostfriesischen Osteel, wo 1611 David und Johann Fabricius die Sonnenflecken entdeckt hatten (→ #Schaffen). Von 1962 bis 1967 studierte er Klassische Philologie, Mathematik und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Göttingen. Bei Jürgen Mau lernte er griechische mathematische Texte kennen, und bei Hans Goetting erwarb er paläographische Kenntnisse. Folkerts’ Dissertation war eine kritische Edition einer im 11. Jahrhundert zusammengestellten und Boethius zugeschriebenen Geometrie (Geometrie II[1] zur Unterscheidung von einem ähnlichen Text aus dem 8. Jahrhundert), die Übersetzungen von Teilen der Elemente Euklids enthält. Gutachter waren Karl Deichgräber, Will Richter und Goetting. Ein Nebengutachten lieferte Helmuth Gericke, der an der Universität München den Lehrstuhl für Geschichte der Naturwissenschaften innehatte. Joseph Ehrenfried Hofmann gab die Arbeit in der Reihe Boethius. Texte und Abhandlungen der exakten Wissenschaften (die Folkerts später übernahm) heraus. In Göttingen legte er 1968 das Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen ab.
Von 1969 bis 1976 war Folkerts Wissenschaftlicher Assistent bzw. Assistenzprofessor am neu gegründeten und mit Christoph J. Scriba besetzten Lehrstuhl für Geschichte der exakten Wissenschaften und der Technik an der TU Berlin, wo er sich 1973/74 habilitierte. Von 1976 bis 1980 war er C3-Professor für Mathematik mit dem Schwerpunkt Berufspraxis und Geschichte der Mathematik an der Universität Oldenburg. Von 1980 bis zum Eintritt in den Ruhestand (2008) war er C4-Professor für Geschichte der Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Leiter des gleichnamigen Instituts.
Folkerts’ wissenschaftliche Arbeiten umspannen die Geschichte der Mathematik von der Antike bis in die Neuzeit.
Den Schwerpunkt seiner Forschungen bilden die mathematischen Wissenschaften im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Zu den lateinischen Texten, von denen er kritische Editionen vorlegte, gehören eine Aufgabensammlung aus der Zeit Karls des Großen, eine verbreitete Bearbeitung von Euklids Elementen aus dem 12. Jahrhundert, die Arithmetik von al-Ḫwārizmī (al-Chwarizmi) über das Rechnen mit den indisch-arabischen Ziffern (Arabische Zahlschrift) und die mathematischen Schriften des Nikolaus von Kues.
Folkerts arbeitete auch über Gerbert von Aurillacs Rechenbrett, bei dem auf den Steinen indisch-arabische Ziffern stehen, und über die Rithmomachie. Weitere Veröffentlichungen beschäftigen sich mit Johannes Regiomontanus und mit der Entwicklung der Algebra im 15. und 16. Jahrhundert. Folkerts hat ein bis dahin unbekanntes Verfahren von Jost Bürgi entdeckt, um allein durch Verdoppeln und Addieren Sinuswerte zu berechnen. Außerdem hat er sich mit den Texten aus dem 15. bis 17. Jahrhundert über die Volumenbestimmung von Fässern beschäftigt (Visierkunst). Folkerts hat Leben und Werk der Astronomen David und Johann Fabricius untersucht.
Weitere Arbeiten befassen sich mit Carl Friedrich Gauß und seinem wissenschaftlichen Umfeld. Folkerts hat die Aktivitäten von Gauß als Professor an der Göttinger Universität, auch seine Haltung zu den Göttinger Sieben, auf Grund detaillierter Quellenstudien dargestellt. Auf seinen Forschungen beruht das Gauß-Portal der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, das alle bekannten Briefe von und an Gauß verzeichnet (Gauß-Briefdatenbank). Folkerts hat den einzigen vollständigen Katalog von Gauß’ Bibliothek in Natchitoches (Louisiana, USA) wiederentdeckt. Andere Arbeiten von Folkerts beschäftigen sich mit Mathematikern im Umfeld von Gauß, die aus Folkerts’ ostfriesischer Heimat stammen: Enne Heeren Dirksen, Fooke Hoissen Müller, Jabbo Oltmanns, Johann Ludwig Tiarks.
Auch zur Heinrich-Heine-Forschung trug Folkerts bei. Er fand heraus, dass Heines letzte, von diesem „Mouche“ genannte Freundin Elise Krinitz keineswegs, wie bis dahin angenommen, aus herrschaftlichen Verhältnissen stammte, sondern als Adoptivkind in Fooke Hoissen Müllers weiterer Verwandtschaft aufwuchs.
Kritische Editionen
Aufsätze zum Mittelalter und zur Frühen Neuzeit
Gauß und sein Umfeld
Weitere Arbeiten
Von Folkerts herausgegebene Reihen sind:
Seit 1994 ist Folkerts Mitherausgeber der 2019 abgeschlossenen Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe.
Folkerts ist bzw. war Mitherausgeber zahlreicher Fachzeitschriften und Reihen, darunter Arabic Sciences and Philosophy, Archive for History of Exact Sciences, Historia Mathematica, Science Networks[2] und Sudhoffs Archiv.
Unter anderen gab Folkerts folgende Einzelpublikationen heraus:
Außerdem war er Herausgeber oder Mitherausgeber von Festschriften für Helmuth Gericke (1985), Hans Wußing (1992), Hubert L. L. Busard (1993), Christoph J. Scriba (1996), Kurt-R. Biermann (1997), Paul Kunitzsch (2000), Felix Schmeidler (2001), Brigitte Hoppe (2002) und Ivo Schneider (2004).
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