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Melvyn Poore
britischer Tubaspieler und Komponist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Melvyn Poore (geb. 1951 in Hampshire) ist ein englischer Komponist, Tuba-Spieler und bildender Künstler. Er ist sowohl als Improvisationsmusiker als auch als Interpret Neuer Musik hervorgetreten.
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Leben und Werk
Zusammenfassung
Kontext
Poore lernte seit dem vierten Lebensjahr Euphonium, später kam das Klavier dazu, und mit zwölf Jahren entschied er sich für die Tuba.
Zwischen 1972 und 1976 studierte er Musik und Archäologie an der University of Birmingham und schloss das Studium mit einem Bachelor of Arts (Honours) sowie einem Master of Arts ab. Im Rahmen seines Studiums untersuchte er die Rolle des Raumes in den kompositorischen Techniken von John Cage, Earle Brown und Karlheinz Stockhausen im Kontext der bildenden Kunst der 1950er Jahre, insbesondere in Bezug auf Piet Mondriaan, Jackson Pollock und Alexander Calder. Bereits während dieser Zeit begann er als Komponist und Performer tätig zu sein.
Von 1976 bis 1979 war er Musikdirektor am Birmingham Arts Laboratory[1], einer der experimentellen, multimedialen und anti-etablierten Kunststätten Großbritanniens der späten 1960er und 1970er Jahre. Dort leitete er Workshops für Erwachsene in den Bereichen zeitgenössische Musik, Musique concrète und Computermusik, aus denen später die Projekte spielBar und everyDay Art hervorgingen. Zusätzlich initiierte er Konzertreihen, betätigte sich im Bereich Film und bildende Kunst und veröffentlichte eigene Kompositionen. In dieser Zeit gründete er auch den Verlag Arts Lab Music Publishing zur Förderung junger britischer Komponistinnen und Komponisten. Ein selbstgebauter Nascom-Mikrocomputer bildete die Grundlage für seine frühen Experimente im Bereich digitaler Klangerzeugung.
1977 wurde er beim Gaudeamus-Wettbewerb für Interpreten Neuer Musik ausgezeichnet. Zwei Jahre später unternahm er eine Solo- und Vortragstour durch die USA, wo er auch pädagogisch an Schulen arbeitete. Von 1979 bis 1986 war er u. a. in Gruppen wie dem Cambrian Brass Quintet, Barry Guys London Jazz Composers Orchestra, Georg Gräwes Grubenklangorchester, Wolfgang Fuchs’ King Übü Orchestrü, Radu Malfattis Ohrkiste, der Contraband und dem English Tuba Consort tätig. Mit Pinguin Moschner, Larry Fishkind und Paul Rutherford (später Carl Ludwig Hübsch) gründete er 1981 das „European Tuba Quartet“. Zwischen 1980 und 1985 tourte er als Solist durch Australien, die USA sowie Ost- und Westeuropa. Dabei arbeitete er mit Akteuren aus den Bereichen Komposition, Improvisation, Instrumentenbau, Orchester, Theaterregie und Tanz zusammen. 1983 trat er beim Festival World Music Days in Aarhus (Dänemark) mit Trevor Wisharts Werk Tuba Mirum auf.
1985 war er Community Musician in Lincoln (England) und Mitbegründer des Netzwerks Music:Link. Von 1988 bis 1991 war er Forschungsstipendiat am Salford College of Technology, wo er an Echtzeit-Performance-Techniken für Tuba und Live-Elektronik arbeitete. 1990 war er Artist in Residence der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, bei der er sich mit räumlich durchdringenden Klangschichten beschäftigte. Ein weiterer wichtiger Aufenthalt fand 1992 am Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe statt, wo die Arbeit mit Tuba und Live-Elektronik weiterentwickelt wurde. Von 1993 bis 1995 war er Gastprofessor für elektroakustische Musik am Royal College of Music.[2]
1993 zog er nach Deutschland und wurde Mitglied des in Köln ansässigen Ensemble MusikFabrik, einem international renommierten Ensemble für Neue Musik. Über einen Zeitraum von 30 Jahren war er maßgeblich an zahlreichen Aspekten der Ensemblearbeit beteiligt – darunter interne Organisationsstrukturen, Klanggestaltung, Repertoireentwicklung, Bühnenpräsentation, Publikumsarbeit und musikpädagogische Projekte. Besonders hervorzuheben ist das partizipative Projekt spielBar, das Neue Musik in einen gemeinschaftlichen Kontext brachte. Mit dem Ensemble unternahm er Tourneen durch Europa, Südamerika und die USA und war an Uraufführungen von Werken zahlreicher zeitgenössischer Komponisten und Komponistinnen beteiligt.[3]
1996 konzipierte und realisierte er gemeinsam mit der Choreografin Reinhild Hoffmann einen Musiktheaterabend mit Werken von John Cage. Von 1997 bis 2007 war er Mitglied der Noise-Band Zeitkratzer[4] (mit Reinhold Friedl, Frank Gratkowski, Ulrich Phillipp u. a.), mit der er unter anderem 2001 Metal Machine Music von und mit Lou Reed live aufführte.[5] Außerdem spielte er im James Choice Orchestra (u. a. Live at Moers, 2007)(später Multiple Joy(ce) Orchestra)[6] und im Trio mit Matthew Goodheart (Piano) und Georg Wissel (Altsaxophon).
2008 war er in Karlheinz Stockhausens Oper Michael’s Reise in einer Produktion der katalanischen Theatergruppe La Fura dels Baus und der Taschenoper Wien zu erleben. 2011 folgte eine Mitwirkung in Sonntag aus Licht von Stockhausen an der Oper Köln. 2016 trat er Harry Partchs Musiktheaterwerk Delusion of the Fury auf.[7] Das für ihn geschriebenen Werk Transit[8] von Simon Steen-Andersen (inszeniertes Konzert für Tuba, Ensemble und Live-Endoskopie) wurde 2021 in Essen uraufgeführt und weitere Male 2022 beim Festival Musica Strasbourgsowie 2023 beim Spor Festival in Aarhus (Dänemark).
2023 beendete er seine aktive Tätigkeit im Ensemble MusikFabrik und zog nach Lübeck, wo er seither als bildender Künstler arbeitet.[9]
Musik und Bildende Kunst
Nachdem er viele Jahrzehnte als Musiker gearbeitet hat, wendete er sich in den letzten Jahren wieder verstärkt der bildenden Kunst zu. Als Student analysierte er Werke zeitgenössischer bildender Künstler und verglich sie mit Konzepten in der Musik zeitgenössischer Komponisten. Seine Erfahrungen mit der Programmierung von Musiksoftware führten zur Erstellung digitaler Bilder. Eine prägende Erfahrung war eine Aufführung von John Cages HPSCHD im Jahr 1983 in Denton, Texas. 2016 begann er wieder zu malen. Ab 2018 widmete er sich zudem der Programmierung digitaler Bilder, aufbauend auf seinen Erfahrungen mit Musiksoftware. 2021 schuf er eine Videointerpretation von John Cages Four6, bei der er für das visuelle Konzept und die Regie verantwortlich zeichnete.[10]
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Weblinks
- Werke von und über Melvyn Poore im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Künstlerprofil bei artworkarchive.com
- 30 Jahre Musikfabrik
- Biographie und Diskographie (bis 2010) (englisch)
Einzelnachweise
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