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deutscher Schriftsteller Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Max von der Grün (geboren am 25. Mai 1926 in Bayreuth; gestorben am 7. April 2005 in Dortmund) war ein deutscher Schriftsteller.
Max von der Grün kam als Sohn der Dienstmagd Margarete von der Grün (1901–1975) im Bayreuther Stadtteil Sankt Georgen, im Hinterhaus des Anwesens „Hinter der Kirche“ Nr. 1, unehelich zur Welt.[Scholz 1] Sein leiblicher Vater, der Knecht Adam Lauterbach (1906–1945), erkannte die Vaterschaft 1926 an, gründete aber 1932 eine andere Familie. Aufgrund der prekären wirtschaftlichen Verhältnisse der allein erziehenden Mutter kam Max schon bald in die Obhut seiner Großeltern in Schönwald in Oberfranken. Der Großvater Johann von der Grün (1873–1941) lebte in den 1920er-Jahren mit seiner Familie mit vier eigenen Kindern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Zwischenzeitlich konnte die Mutter Max zu sich nehmen. Aber er wurde 1933 in Schönwald eingeschult.[Scholz 2] Margarete von der Grün lernte in der Zwischenzeit den Schuster ohne Meisterbrief Albert Mark (1901–1965) kennen. Da Mark zu dieser Zeit tschechoslowakischer Staatsbürger war und verdächtigt wurde, Kommunist zu sein, wurde ihm der Aufenthalt in Bayern 1933 nicht genehmigt. Er zog nach Paulusbrunn in Böhmen. Dorthin folgte ihm Margarete, wo die beiden am 14. August 1933 heirateten. Max von der Grün zog ebenfalls nach Paulusbrunn. Während seine Mutter den Namen ihres Mannes annahm, wurde Max nicht vom Stiefvater adoptiert und behielt deshalb den Namen von der Grün. Trotz guter Noten konnte er vermutlich aufgrund der Armut der Eltern keine höhere Schule besuchen.[Scholz 3]
Die Familie war evangelischer Konfession in einem katholischen Umfeld. Der Stiefvater war zudem bei den „ernsten Bibelforschern“, einer von den Zeugen Jehovas abgegrenzten Gruppe, verwurzelt. Max von der Grün gab später an, er sei streng lutherisch erzogen worden. Sein Vater habe mit ihm Bibelstunden abgehalten. Einen Einfluss der Sekte auf sich konnte er aber nicht feststellen.[Scholz 4] Als Paulusbrunn nach dem Münchner Abkommen zu Deutschland kam, wurde Albert Mark wegen Schmuggels verbotener Schriften in Schutzhaft genommen und vom 14. Oktober bis 12. November 1938 im KZ Dachau inhaftiert. Max kam wieder zu den Großeltern nach Schönwald, während seine Mutter zu ihrer Schwiegermutter nach Mitterteich zog. Der Stiefvater tauchte nach seiner Haftentlassung unter und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten auf Wanderschaft durch.[Scholz 5] Ein enges Verhältnis zu seinem Stiefvater hatte Max von der Grün nicht.[Scholz 6]
Nach dem Abschluss der Volksschule begann von der Grün 1941 eine kaufmännische Lehre in den Rosenthal Porzellanfabriken in Selb und Marktredwitz. Im Spätherbst 1941 verlor er die Lehrstelle, weil er mit Schulfreunden einen Streich verübt und zu mehrwöchigem Jugendarrest verurteilt worden war. Er musste zu seiner Mutter ziehen. Er gehörte weder Jungvolk noch Hitlerjugend an und wurde am 28. August 1943 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Von dort meldete er sich freiwillig zu den Fallschirmjägern und wurde in der 2. Fallschirmjäger-Division zum Funker ausgebildet. Anfang August 1944 wurde Max von der Grün bei Quimper in der Bretagne gefangen genommen. Als Kriegsgefangener kam er über Schottland nach Monroe in Louisiana. Als Kriegsgefangener arbeitete er als Landarbeiter, als Holzfäller, im Steinbruch und im Bergbau. Am 10. August 1946 war er zurück in Mitterteich.[Scholz 7]
Biographische Darstellungen des Lebens Max von der Grüns haben sich lange an seinen Selbstauskünften und autobiographischen Schriften orientiert. So veröffentlichte von der Grün 1979 Wie war das eigentlich? Kindheit und Jugend im Dritten Reich. Diese Dokumente enthalten teils unpräzise, teils verklärende und teils falsche Angaben, die von der Grün zeitlebens nicht korrigierte. So gab von der Grün an, das Kind von Albert von der Grün zu sein; seine Mutter sei eine geborene Mark.[Scholz 8] Seine Jahre in Paulusbrunn verschwieg er.[Scholz 9] Er gab an, die höhere Schule nach der Verhaftung seines Stiefvaters verlassen zu haben, die aber tatsächlich erst über ein Jahr später erfolgte.[Scholz 10] Lebenslang erzählte er die Legende, sein Stiefvater sei bis 1945 im KZ Flossenbürg inhaftiert gewesen.[Scholz 11] Dabei deutet von der Grün in der Erzählung Grenze (1965) und dem autobiographischen Roman Zwei Briefe an Pospischiel (1968) an, die Wahrheit zu kennen.[Scholz 12] Er verschwieg seine Jugendstrafe.[Scholz 13] Als Ende seiner Kriegsgefangenschaft gab er 1948 an.[Scholz 14] Der Literaturwissenschaftler Rüdiger Scholz erkennt bei von der Grün „eine gewisse Verklärung der harten Verhältnisse, unter denen er aufgewachsen ist“. Von der Grün habe es darauf angelegt, „die reale Biographie seiner Jugend in Franken mit der Aura einer Märchengeschichte zu umgeben und damit die Härte des wirklichen Lebens zu mildern. […] Er hat seine Familie durch Korrekturen der Wirklichkeit zu einer Familie der vorzeigbaren Normalität stilisiert.“[Scholz 15]
Zunächst versuchte von der Grün in der bayerischen Heimat Fuß zu fassen. Er arbeitete zunächst als kaufmännischer Angestellter in Marktredwitz, wechselte aber wegen besserer Verdienstmöglichkeiten und Beilagen im August 1948 auf den Bau. Nach dem Bankrott der Firma wurde er im Januar 1951 arbeitslos. Nach einer kurzen Tätigkeit in der Bibliothek eines Zisterzienserklosters ließ er sich nach einem halben Jahr für den Ruhrbergbau anwerben und legte zunächst als Schlepper auf der Zeche Königsborn II/V in Heeren bei Unna an. Er wurde Hauer und nach einem Unfall 1954 Grubenlokomotivführer. Seine Freundin Lieselotte folgte ihm ins Ruhrgebiet. Die beiden heirateten 1953; die erste Tochter wurde 1955 geboren.[Scholz 16]
Während der Zeit im Bergbau wurde von der Grün zweimal bei der Arbeit verschüttet. Bereits 1955 unternahm er erste Schreibversuche. Die Erfahrung des Eingeschlossenseins unter Tage verarbeitete er literarisch in seinem 1960 beendeten ersten Roman Männer in zweifacher Nacht, mit dem ihm 1962 ein Achtungserfolg gelang. Kritiker sahen in dem Werk „eine unglaubliche Beschimpfung der Bergbaubeamten und Aufwiegelung zum Kampf gegen Ordnung und Disziplin“.[1] 1959 machte er die Bekanntschaft mit dem Direktor der Dortmunder Bibliotheken, Fritz Hüser, der sein Mentor wurde und auch den Kontakt zum Paulus-Verlag vermittelte. Obwohl von der Grün für seinen ersten Roman lange Zeit keinen Verleger finden konnte, ließ er sich nicht vom Schreiben entmutigen. So erschien bereits ein Jahr später sein nächster Roman Irrlicht und Feuer, der ihm 1963 den Durchbruch als Schriftsteller brachte.
Max von der Grün war verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes. Er lebte von 1963 bis zu seinem Tod 2005 als freier Schriftsteller in Dortmund-Lanstrop. Bei – eigener Aussage nach – zu seltenen Besuchen bei seiner Mutter besuchte er, der Jean Paul als „einen großen Dichter der Deutschen“ bezeichnete, auch seine Geburtsstadt Bayreuth. Mit der Stadt, die er „vielleicht schöner als andere“ nannte, konnte er sich aber nicht anfreunden.[2] Im Jahr 1983 lehnte der Bayreuther Stadtrat die Verleihung des örtlichen Kulturpreises an ihn mit 21 gegen 18 Stimmen[1] mehrheitlich ab.[3]
Max von der Grün wurde auf dem Bezirksfriedhof Dortmund-Scharnhorst beerdigt.[4]
In seinen Büchern beschäftigte sich Max von der Grün mit der Arbeitswelt und aktuellen politischen, privaten sowie auch sozialen Problemen. Er gilt deshalb als einer der wichtigsten deutschen Vertreter der Literatur der Arbeitswelt in der Nachkriegszeit. Seine Werke wurden zum Teil mehrfach verfilmt und in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde von der Grün 1963 mit dem Roman Irrlicht und Feuer, in dem er die schlechten Arbeitsbedingungen der Kumpel in den Zechen beschrieb und die Auswüchse des Leistungsdenkens und der Konsumgesellschaft anprangerte. Fortan widmete sich von der Grün ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit. In seinem 1974 veröffentlichten Roman Stellenweise Glatteis übte er Kritik an Gewerkschaftsvertretern und der Industrie. Bereits vor dem Erscheinen dieses Werks wurde eine regelrechte Kampagne gegen den Autor entfacht. Bösartige Kritiker warfen ihm vor, er habe sich nur durch Podiumsdiskussionen ins Rampenlicht „gekumpelt“. In den Augen der Gewerkschaft waren seine Arbeiten „untypisch, nämlich resignierend-pessimistisch, antigewerkschaftlich, schlicht Träger eines falschen Bewusstseins“.[1]
Sein Jugendbuch Vorstadtkrokodile (1976), das von einem querschnittgelähmten Jungen, der Mitglied einer Kinderbande werden will, und deren Abenteuern handelt, machte ihn auch bei jüngeren Lesern populär. Das Buch wird heute noch in vielen (Grund-)Schulen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz gelesen. Für die Verfilmung durch den WDR, in der neben jugendlichen Laiendarstellern aus der Region auch bekannte Schauspieler wie Eberhard Feik, Martin und Willy Semmelrogge mitwirkten, erhielt Drehbuchautor von der Grün 1978 im Rahmen des Fernsehfestivals Prag den Preis der Prager Fernsehzuschauer. Regisseur Wolfgang Becker wurde 1977 mit der Goldenen Kamera bedacht.[5] 2009 erreichte eine Neuverfilmung des Stoffs unter dem Titel Vorstadtkrokodile eine neue Generation von jungen Zuschauern, die 2010 mit dem Deutschen Filmpreis als Bester Kinderfilm ausgezeichnet wurde und in Vorstadtkrokodile 2 eine Fortsetzung fand. 2011 kam mit Vorstadtkrokodile 3 eine weitere Fortsetzung in die deutschen Kinos.
Zahlreiche weitere Werke von Max von der Grün dienten als Vorlage für Fernsehfilme. Bereits 1966 entstand in der DDR eine Fernsehfassung von Irrlicht und Feuer durch den Deutschen Fernsehfunk (DFF). 1970 wurde der Roman Zwei Briefe an Pospischiel mit Günther Simon als Paul Pospischiel für den DFF verfilmt, ein Jahr später verkörperte dann Eberhard Fechner jene Rolle in dem gleichnamigen Fernsehfilm im ZDF. 1975 entstand, inszeniert von Wolfgang Petersen, der Film Stellenweise Glatteis mit Günter Lamprecht in der Rolle des Karl Maiwald, der eine betriebsinterne Abhöraktion aufdeckt und doch scheitert.[6] Der Stoff wurde vom Autor selbst für das Fernsehen adaptiert. Aus dessen Feder stammte auch das Fernsehspiel Späte Liebe, für das von der Grün 1978 mit dem Wilhelmine-Lübke-Preis des Kuratoriums Deutsche Altershilfe ausgezeichnet wurde. Auch für Alexander von Eschweges Verfilmung von Flächenbrand aus dem Jahr 1981, in der Horst Frank die Hauptrolle spielte, zeichnete von der Grün für das Drehbuch verantwortlich. Der Jugendroman Friedrich und Friederike lieferte die Vorlage für eine mehrteilige Fernseh-Serie, die – ebenfalls unter der Regie von Alexander von Eschwege – 1988 im Vorabendprogramm der ARD ausgestrahlt wurde.
Von der Grün war 1961 eines der Gründungsmitglieder der Dortmunder Gruppe 61 und von 1964 bis zu seinem Tod Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Auf dem Schriftstellerkongress in Berlin wurde er im Mai 1986 als Beisitzer in den Bundesvorstand des Verbandes deutscher Schriftsteller, heute in ver.di, gewählt und hatte dieses Amt bis September 1987 inne.
Im Bielefelder Pendragon-Verlag erschien eine auf zehn Bände angelegte Werkausgabe, deren erste Bände, Männer in zweifacher Nacht und Zwei Briefe an Pospischiel, im März 2009 herauskamen.
Der Nachlass Max von der Grüns befindet sich im Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Dortmund.
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