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deutscher Astrophysiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Manfred Cuntz (* 1958 in Landau in der Pfalz) ist ein deutscher Astrophysiker. Er ist Professor für Physik an der US-Hochschule University of Texas at Arlington (UTA). Sein Forschungsgebiet umfasst stellare Astrophysik, Astrobiologie sowie extrasolare Planeten und schließt auch erdähnliche Planeten ein, auf denen Leben möglich sein könnte.
Manfred Cuntz stammt aus einem Landwirtschafts- und Weinbaubetrieb und verbrachte seinen ersten Lebensabschnitt in der Pfalz. Er besuchte das Eduard-Spranger-Gymnasium in Landau, das er mit dem Abitur abschloss.
Nach dem Studium der Astronomie und Physik an der Universität Heidelberg, das er 1988 mit einer Dissertation über stellare atmosphärische Heizung und Sternwinde abschloss,[1] setzte Cuntz seine wissenschaftliche Arbeit in den USA fort. Zunächst forschte er am Joint Institute for Laboratory Astrophysics (JILA), an der University of Colorado Boulder (UCB) sowie am High Altitude Observatory (HAO), National Center for Atmospheric Research (NCAR). Sein Hauptarbeitsgebiet in diesen Jahren war das Studium von stellaren Hüllen unter Berücksichtigung theoretischer Modellrechnungen und Beobachtungsdaten, insbesondere Ergebnissen, die mit Hilfe des International Ultraviolet Explorers und des Hubble-Weltraumteleskops gewonnen wurden.
Zwischenzeitlich nahm er einen Forschungsaufenthalt an der Universität Utrecht wahr. Weiterhin wurde ihm von der Universität Heidelberg die Habilitation (einschließlich der Venia legendi in Astronomie) verliehen. Anschließend wirkte er an der University of Alabama in Huntsville, an der er sich unter anderem mit Fragen der Sonnenphysik und mit Planet-Stern-Wechselwirkungen beschäftigte und dabei auch mit Mitgliedern des dortigen NASA Marshall Space Flight Centers zusammenarbeitete.
Ein wichtiger Beitrag zum Gebiet der Planet-Stern-Wechselwirkungen bestand darin, dass Cuntz als Hauptautor prognostiziert hat, dass Jupiter-ähnliche Planeten bei extremer Nähe zum Zentralstern imstande sind, stellare Aktivität zu erhöhen. Dieses Phänomen wurde später durch E. Shkolnik (University of British Columbia, Kanada) und Mitautoren sowie durch weitere Forschungsgruppen beobachtungsmäßig belegt.[2][3][4] Der besagte Effekt erlaubt u. a., bei bestimmten Exoplaneten Magnetfelder nachzuweisen und quantitativ zu bestimmen.[5]
Im Jahr 2000 ging Cuntz als visiting professor an die University of Texas at Arlington. 2006 wurde er dort zum Associate Professor (mit Tenure) und 2012 zum Professor ernannt. Im Jahr 2020 erwarb Cuntz ferner den Titel Distinguished Teaching Professor.
In den zwei Jahrzehnten nach 2000 wandte er sich verstärkt der Erforschung von extrasolaren Planeten zu und beschäftigte sich auch mit der Frage nach der Wahrscheinlichkeit und möglichen Verbreitung von außerirdischen Lebensformen.[6][7][8] Hierzu gehören auch Untersuchungen von stellaren habitablen Zonen sowie von Doppelsternsystemen.[9] Ein markantes Beispiel hierbei sind Studien zu Kepler-16.[10][11] Ferner sei Ny Octantis genannt, ein System, bei dem sich ein Planet offensichtlich in einer gegenläufigen Umlaufbahn befindet.[12][13]
Ein neuartiges Ergebnis wurde außerdem für Gliese 581 gewonnen.[14][15] Cuntz zeigte gemeinsam mit Kollegen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), nämlich W. von Bloh, S. Franck und C. Bounama, dass Gliese 581 d, eine Supererde, der erste Planet (falls endgültig bestätigt) außerhalb des Sonnensystems ist, der sich nachweislich in einer habitablen Zone befindet, ein Resultat, das zeitgleich auch von einem Team unter der Leitung von F. Selsis (ENS Lyon) publiziert wurde.[16] Dabei sei anzumerken, dass zwischen etwa 2014 und 2023 Gliese 581d als nicht vorhanden galt, da die zugrunde liegenden Messdaten fälschlicherweise stellarer Aktivität zugeordnet wurden.
Des Weiteren beteiligte sich Cuntz als Mitglied der Forschungsgruppe von D. H. Hathaway (NASA MSFC) – gemeinsam mit seinem damaligen Doktoranden P. E. Williams – an Studien zur Dynamik der Sonnenoberfläche, wobei in weiterführenden Arbeiten (ohne Beteiligung von Cuntz) die Existenz von solaren konvektiven Riesenzellen (englisch: giant cells) nachgewiesen werden konnte.[17]
Sein besonderes Interesse gilt auch Sternen, die kühler als die Sonne sind, aber eine deutlich längere Lebensdauer aufweisen (englisch auch Orange Dwarfs genannt), ein Sterntyp, der das Vorhandensein besonders lebensfreundlicher Planeten ermöglicht.[6][18][19] Diese Sichtweise wird inzwischen durch eine Vielzahl weiterer Studien gestützt.[20][21][22][23]
Weiterhin befasst sich Cuntz mit extrasolaren Kometen, Monden und Untermonden (d. h. Monden, die ihrerseits Monde umkreisen; englisch: submoons).[24][25][26] Zudem beschäftigt er sich mit statistischen Untersuchungen, z. B. von Sternen und Planeten in Mehrfachsternsystemen.[27]
Cuntz gehört wissenschaftlichen Vereinigungen wie der American Astronomical Society, The New York Academy of Sciences, der American Association for the Advancement of Science, der Astronomischen Gesellschaft sowie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft an.
Ein weiterer Schwerpunkt ist Öffentlichkeitsarbeit und sonstige Engagements,[28][29] z. T. in Verbindung mit dem UTA Planetarium sowie dem Grapevine Colleyville Independent School District. Als Beispiel seien hier Aktivitäten im Rahmen des 50sten Jahrestages der Apollo-11-Mondlandung genannt.[30][31] Auch war er Leiter (Principal Investigator) der Entwicklung mehrerer Shows am Planetarium der UTA.[32][33] Zwei dieser Shows befassen sich mit dem Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie (SOFIA), dessen Konstruktion auf einer Partnerschaft zwischen der NASA und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt beruhte.[34] Cuntz war auch Teilnehmer am SOFIA Airborne Astronomy Ambassador Program (Flight 2017-09-26 UT).[35]
Ein weiteres Interessengebiet von Cuntz ist Fake News in Science (siehe z. B. Artikel im Journal Skeptical Inquirer).[36][37] Hierzu gehören auch Beiträge über verfehlte Kritik an Arbeiten von Albert Einstein[38] sowie Kommentare zu Ausführungen religiöser Gruppen bezüglich des James-Webb-Weltraumteleskops.[39]
Darüber hinaus ist er Mitglied der Redaktion (Editorial Board) der Fachzeitschrift Astronomische Nachrichten.[40]
Eine Publikation von Cuntz über mögliche erdähnliche Planeten im Sternsystem 55 Cancri diente Kenneth E. Ingle als Anregung für den Science-Fiction-Roman First Contact: Escape to 55 Cancri.[41]
Überdies beschäftigte sich Cuntz mit Modernen Sagen (englisch Urban Legends). Mitteilungen von Cuntz haben bei Rolf Wilhelm Brednich, zu dieser Zeit Professor für Volkskunde / Europäische Ethnologie, Universität Göttingen, Aufnahme gefunden.[42]
Zuletzt verfasste Cuntz ein Bilderbuch mit dem englischsprachigen Titel: Fun with Three Suns in the Sky.[43] Es beschreibt die Abenteuerreise zweier Kinder zu fremden Planeten – teils inspiriert durch das Dreifachsternsystem Alpha Centauri.
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