Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Familie van Lynden ist ein geldrisches Uradelsgeschlecht. Zahlreiche Zweige der Familie bestehen bis heute in den Niederlanden.
Im 16. Jahrhundert bildete sich eine Linie in Lüttich, die 1623 zur Reichsstandschaft in der Grafschaft Reckheim und somit in den Hochadel gelangte. Sie nahm aufgrund einer Wappenähnlichkeit und (fälschlich) behaupteten Abstammung den Namen des alten lothringischen Grafengeschlechts Aspremont an; seit 1676 lautet der offizielle Titel dieser Linie Grafen von Aspremont-Lynden. Die Grafschaft Reckheim wurde 1795 von Frankreich annektiert. Die Linie existiert bis heute in Belgien. Zweige waren auch in Deutschland (Linden (hessisch-württembergisches Adelsgeschlecht)), Österreich, Ungarn und der heutigen Slowakei ansässig.
Ursprünglich stammt das Geschlecht aus Lienden in der Landschaft Betuwe in den heutigen Niederlanden (das dortige Stammschloss Huis ter Lede wurde 1823 abgebrochen). Sie sollen dieses Lehen ursprünglich als Ministerialen des Kollegiatstifts St. Martini in Emmerich am Rhein erhalten haben. Die Familie besaß ihren dortigen Stammsitz, Huis Ter Lede, bis Anfang des 15.Jahrhunderts.
Die Familie besteht aus mehreren Zweigen. Die meisten sind in den Niederlanden geblieben und stellten mehrere hochrangige Militärs, Politiker und Minister der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen und der Niederlande.
Von 1375 bis 1931 war die Familie auf Schloss Hemmen (Gemeinde Overbetuwe, Gelderland) ansässig, zeitweilig auch auf Schloss Aalst (bei Zaltbommel) und Sinderen (bei Voorst).
Im 16. Jahrhundert ging Thierry de Lynden (Dirk van Lynden)[1] an den Hof des Fürstbischofs von Lüttich, Erhard von der Mark, heiratete dessen Nichte Katharina, verkaufte später seine niederländischen Besitzungen und erwarb Güter (u.a. Dormaal) im Hochstift Lüttich. Dessen Regenten diente er als Haushofmeister und Geheimer Rat. Sein Sohn Hermann von Lynden (1547–1603) erwarb 1579 von Wilhelm von Quadt-Wykradt die Herrschaft Reckheim (heute Rekem in Belgien), sein Bruder Robert von Lynden (ca. 1535–1610) die Herrschaft Stoumont mit Schloss Froidcourt. Beide waren hochrangige Militärs. 1610 wurden sie zu Reichsfreiherren erhoben. 1676 erhielten ihre Nachfahren den Reichsgrafenstand unter dem Namen Aspremont-Lynden, unter Bezug auf eine angebliche (jedoch auf Fälschung beruhende) Abstammung von den im 14. Jahrhundert erloschenen lothringischen Grafen von Apremont, die ein ähnliches Wappen geführt hatten. Die Grafschaft Reckheim gehörte seither dem Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis und ihre Besitzer dem westfälischen Reichsgrafenkollegium an.
1793 wurde die Grafschaft Reckheim im Ersten Koalitionskrieg vom revolutionären Frankreich besetzt und 1795 annektiert. Graf Johann Nepomuk Gobert von Aspremont-Lynden (1732–1805) wurde 1802 mit dem säkularisierten reichsunmittelbaren Kloster Baindt in Württemberg und einer Rente entschädigt, 1812 verkaufte sein Sohn jedoch das Kloster. Mit dessen Tod am 16. September 1819 und nur drei Tage später, dem seines einzigen Sohnes Karl Gobert (1790–1819), erlosch die Linie der Grafen von Reckheim im Mannesstamm. Erbin der ungarischen Güter Lednitz, Ónod, Szerencz, Borsi und Makovicza wurde Gräfin Maria von Aspremont-Lynden (1787–1866), Tochter von Graf Johann Gobert von Aspremont-Lynden (1757–1819), und seit 1807 Ehefrau des Grafen Georg Erdödy (1785–1859).
Alex graaf van Lynden van Sandenburg (1873–1932), Kommissar der Königin in der Provinz Utrecht (1914–1924); er war in dieser Funktion die Kontaktperson zwischen Wilhelmina und Ex-Kaiser Wilhelm (Haus Doorn)
Alexander Frederik baron van Lynden (1856–1931), Bürgermeister von Utrecht
Godert Jacob Karel baron van Lynden (1886–1964), Bürgermeister von Baarn, Mitglied der NSB und Unterstützer und Berater von Anton Mussert; nach der Befreiung wurde er vor Gericht gestellt und zu einer Haftstrafe verurteilt
Godert Alexander Frederik van Lynden (1910–2002), Bürgermeister von Elburg
Constant Theodore Emmo graaf van Lynden van Sandenburg (1905–1990), Kommissar der Königin in Utrecht
Guy, comte d'Aspremont Lynden de Maillen[2] (1882–1962), Leutnant im Corps des autos-canons belges (Corps belgischer Panzerwagen mit Maschinengewehren) in Galizien während des Ersten Weltkriegs,[3]Veteran beider Weltkriege, Ritter des Malteserordens, Träger des Orden Leopolds II. (Commandeur)
Charles, comte d’Aspremont Lynden (1888–1967), Minister für Landwirtschaft (1939–1940), (Bruder des vorigen)
Harold, comte d’Aspremont Lynden (1914–1967), 1960/61 belgischer Minister für afrikanische Angelegenheiten zur Zeit der Kongo-Krise
Schloss Aspremont-Lynden in Rekem, Belgien (1579–1792 im Besitz der Familie)
Schloss Froidcourt im Stoumont, Belgien (von Robert von Lynden erworben, blieb Sitz der älteren Linie der Grafen Aspremont-Lynden, Barone von Froidcourt, bis ca. 1792)
Schloss Barvaux, Belgien (1680 bis heute im Besitz der Familie)
Schloss Sandenburg, Niederlande (1792 bis heute im Besitz der Familie)
Schloss Haltinne in der Gemeinde Gesves, Belgien (1814–1889)
Schloss Ry, Mohiville, Belgien (1598 bis heute im Besitz der Familie de Maillen, seit 1909 d'Aspremont Lynden de Maillen)
Schloss Mouffrin, Belgien (? (nach 1875) bis heute im Besitz der Familie)
Schloss von Lednické Rovne in der Slowakei (ca. 1756–1819), mit seinem Park und dem Grabmal des Johann Nepomuk von Aspremont-Lynden[5][6]
Kloster Baindt: 1802 wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation aufgelöst und ging in den Besitz des Grafen von Aspremont-Lynden über. Graf Johann Nepomuk Gobert veräußerte 1812 Baindt, das 1806 durch die rheinische Bundesakte als Standesherrschaft unter königlich württembergische Souveränität gezogen worden war, an Ulmer Kaufleute.[7]
Wappen
Wappen der Barone von Lynden, 1860
Wappen der Grafen von Lynden, 1882
Wappen der Grafen von Aspremont-Lynden, 1845
Wappen von Aspremont-Lynden zwischen 1846 und 1865
Gedenktafel der ehemaligen Studierenden und Fakultäten der Universität Notre-Dame de la Paix (FUNDP) in Namur starben während der beiden Weltkriege, Namur (Namen)