St. Ludwig (München)
Katholische Pfarrkirche in München Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die zwischen 1829 und 1844 errichtete katholische Pfarr- und Universitätskirche St. Ludwig in München, genannt Ludwigskirche, ist der erste Monumentalkirchenbau im Rundbogenstil und besitzt das zweitgrößte Altarfresko der Welt.
St. Ludwig (Ludwigstr. 20) befindet sich im nördlichen Teil der Ludwigstraße und bildet den städtebaulichen Auftakt der in Ost-West-Richtung verlaufenden Schellingstraße. Sie besitzt einen eigenen Aufgang des U-Bahnhofs Universität der U3/6.
Das Schönfeld, das später in die Maxvorstadt aufgehen sollte, verlor seine Pfarrkirche durch den Um- und Neubau des Kgl. Kriegsministeriums (heute Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Ludwigstr. 14/Schönfeldstr. 3) durch Leo von Klenze, der einen Abriss der Maximilianskapelle erforderte. Diesen Umstand nutzte König Ludwig I., um in der Achse der Löwenstraße, der heutigen Schellingstraße, einen Monumentalbau für seine Prachtstraße zu errichten, für die schon früher Leo von Klenze erste Entwürfe eingereicht hatte. 1828 bot er einen Zuschuss in Höhe von 100.000 Gulden aus seiner Privatschatulle an, wenn Friedrich von Gärtner als Architekt ausgewählt und der Grundstein im nächsten Jahr am Tage seines Namenspatrons, Ludwig des Heiligen, also am 25. August 1829, gelegt werden würde. Der Magistrat der Kgl. Haupt- und Residenzstadt München verlangte eine Verlegung der Kirche nach Süden in Richtung Wohngebiete; selbst der 2. Bürgermeister Jakob Klar, der bisher jede Forderung des Königs unterstützt hatte, hielt eine Bebauung der Gegend um die Schellingstraße für einen Zeitraum bis zu 100 Jahren für unwahrscheinlich. Nachdem die Baukosten auf rund 1 Million Gulden geschätzt worden waren, lehnte der Magistrat in seiner Sitzung vom 5. April 1828 den Antrag fast einstimmig ab.
Friedrich von Gärtner vermutete, dass die durch die Grunderwerbungen und Erschließungskosten gerade im Bereich Ludwigstraße hochverschuldete Kgl. Haupt- und Residenzstadt München nur Zeit gewinnen wollte, und wandte sich direkt an Ludwig I. Dieser drohte mit Verlegung der Universität und des Residenzsitzes. Daraufhin gab der Magistrat nach, obwohl die anstehende Rückzahlung französischer Anleihen die Stadt an den Rand des finanziellen Ruins brachte.
So erfolgte am 25. August 1829 die Grundsteinlegung. 1832 mussten die Arbeiten wegen Kriegsgefahr, politischen Unruhen, Seuchen und der allgemeinen Teuerung eingestellt werden. Es wurden lediglich das Gewölbe geschlossen und durch ein Notdach die bereits vorhandenen Fresken geschützt. Nach dem Finanzausgleich von 1835 zwischen Stadt und Königreich wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Gärtner wurde persönlich für eine Fertigstellung bis 1842 verantwortlich gemacht. Dadurch hoffte die Kgl. Haupt- und Residenzstadt München, den saumseligen Peter von Cornelius zur Vollendung seiner Fresken zu bewegen.
Das Ergebnis der Fresken gefiel aber Ludwig I. nicht; er machte bei einer gemeinsamen Besichtigung der fertigen Kirche mit Cornelius seinem Ärger Luft. Das bewirkte einen Bruch zwischen den beiden. Cornelius ging daraufhin nach Berlin. Am 8. September 1844 wurde St. Ludwig durch Erzbischof Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel geweiht und dann der Kgl. Haupt- und Residenzstadt München übergeben.
Am 17. Mai 1845 wurde in St. Ludwig die erste deutsche Vinzenzkonferenz gegründet.[1] König Ludwig I. erlaubte mit diesem Tage die Gründung eines Vereins zur Unterstützung der Armen unter dem Namen „Gesellschaft des hl. Vinzenz von Paul“. Schon 1832 hatte Ludwig I. Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul nach München kommen lassen, um Krankenhilfe zu leisten. Aus dieser Initiative ging eine Niederlassung der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul (Mutterhaus München) hervor. Die Pariser Kontakte des französischen Literaturhistorikers Léon Boré, der um die Mitte der 1840er Jahre in München wohnte, zu Fédéric Ozanam, Initiator der Vinzenzgemeinschaften als Form organisierter Caritas, förderten das Entstehen eines Vinzenzvereins in München.
Als erster Pfarrer amtierte Carl Stumpf (1844–1866). Auf ihn folgten Josef Pfaffenberger (1866–1883), Jakob Rathmayer (1884–1901) und Lorenz Gallinger (1901–1910). In die Amtszeit des letzteren fiel die Renovierung des Innenraumes in den Jahren 1903/1904. Da die Fresken im Hauptschiff als zu wenig prunkvoll angesehen wurden, wurden sie entsprechend ergänzt. Die von Gärtner nur als rein farbige Wandflächen belassenen Partien wurden, unter Verwendung von Ornamenten, die in sparsamer Weise original im Chorbereich vorgegeben waren, dekoriert. Allerdings unterwarf man diese Vorbilder einer Veränderung, indem man die rein im Sinn von Inkrustationen oder Intarsien gehaltenen Ornamentbänder und Flächen durch Hinterlegung von Schatten plastisch zu machen und durch größere Farbigkeit zu bereichern versuchte. Zudem veränderte man die Pfeiler in ihrer Funktion, indem man jeweils die Hauptvorlage mit Ölfarbe grau marmorierte und die begleitenden Lisenen mit den vom Gewölbe her genommenen Ornamentbändern bis unten zum Sockel hin aufgliederte. Dies widersprach der Intention Gärtners. Für ihn bildeten die Pfeilerbündel eine Einheit, dazu waren ihre Kanten und Federungen durch verschieden breite Goldbänder gegliedert. Diese aufstrebenden Lichtkanten sollten die Pfeiler irrational machen, da sie in den „Gewölbehimmel“ führen sollten. Außerdem fasste man das Gewölbe des Langschiffes grünlich-blau, ein zu heller Ton, in dem nicht nur die goldenen Sterne unverständlich waren, sondern der auch in dem tiefen Azurblau der Chorfresken keinen Zusammenhang mehr fand, so dass der Kirchenraum in einzelne Partien zerschlagen schien und die Einheit des Raumes verlorenging. Da durch das Übermaß an Dekoration der Raum seine ursprüngliche lichtdurchflutete Stimmung weitgehend einbüßte, wurden alle Fenster klar verglast. Dadurch wurden sie zu „blendenden Öffnungen“, die die Zerrissenheit des Innenraums nur noch weiter förderten.
Unter Pfarrer Sebastian Fischer (1910–1917) wurde ein Teil des Pfarrbezirks abgetrennt und 1913 die Pfarrei St. Joseph errichtet.
Dem verkleinerten Gemeindegebiet standen zunächst Georg Uffinger (1917–1918) und Karl Jaegerhuber (1918–1939) vor. Unter letzterem wurden 1921 Ludwig III., bis 1918 letzter König von Bayern, und seine bereits 1919 verstorbene Frau Marie Therese in der Ludwigskirche aufgebahrt.
Während des Zweiten Weltkriegs und wenige Jahre danach amtierte Karl Nissl (1939–1947) als Pfarrer von St. Ludwig. Im Krieg wurde die Ludwigskirche schwer beschädigt. Es waren vor allem Wasserschäden im Gewölbebereich zu verzeichnen (das Gewölbe des südlichen Seitenschiffes war abgestürzt), die Fenster waren bis auf geringe Reste zerstört sowie der Außenputz und zahlreiche Fassadendetails beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen. Dennoch beschlagnahmte die US-amerikanische Besatzungsmacht die Kirche und erhob sie zur Garnisonkirche, die sie bis 1949 blieb.
In die lange Amtszeit von Pfarrer Anton Forsthuber (1947–1976) fielen der Wiederaufbau und mehrere bauliche Veränderungen der Ludwigskirche. 1948 wurde das Dach abgedichtet. Dessen altes Muster war durch die schwere Beschädigung und die darauf folgende Noteindeckung im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen.
1954 erfolgte der Wiederaufbau durch Erwin Schleich, der wegen der Rücknahme der Veränderungen von 1903/1904 als vorbildlich gilt. Schleich plädierte dafür, die ursprüngliche Gestalt wieder herauszuarbeiten. Weil in der Gärtner-Sammlung der Technischen Universität München fast das komplette Entwurfswerk von Gärtner erhalten ist, war es möglich, Entwurfsabsichten, Raumstimmung und Ausführung durch Freilegungen am Ort zu prüfen. Zudem ist im Stadtmuseum ein perspektivisches Blatt von Gärtner erhalten, das aus der vorderen südlichen Seitenkapelle den Blick ins nördliche Querschiff zeigt, auf dem alle wesentlichen Detailausführungen ablesbar sind. So konnte Schleich den Raumeindruck in Farbstellung und Stimmung aufgrund dieses Blattes und aufgrund der Freilegung vergleichen.
Ursprünglich waren alle Fenster mit einer damaszierenden Ornamentik in Grisaille bemalt worden, so dass sie zu „selbstleuchtenden“ Elementen wurden, die ein weiches Licht eindringen ließen. An wenigen Stellen, vor allem am großen Fenster im nördlichen Querschiff, haben sich originale Scheiben im Maßwerk erhalten, so dass die originale Befensterung wiederhergestellt werden konnte. In den Seitenschiffen war den Fenstern, die ansonsten nur schwarz ornamentiert waren, eine gelb umrahmende Borte hinzugefügt, was wohl den Zusammenhang mit der besonders reich ausgeführten ornamentalen Fassung deutlich machen sollte. Eine besondere Schwierigkeit stellte die Rückgewinnung der Fassungen an den Gewölben des südlichen Seitenschiffes dar. Hier existierten nicht nur die Schwarz-Weiß-Abbildungen in der Publikation der Cottaschen Buchhandlung, sondern es waren noch einige Reste der Pendentifs am Ort erhalten. Man konnte nun herausfinden, welche Kuppeldekoration zu welchem Pendentif gehörte und wie die Farbigkeit in die Kuppel zu übertragen war.
Am 10. November 1957 erfolgte die Weihe des neuen Hochaltars.
Unter Pfarrer Helmut Hempfer (1976–1999) wurde das 150. Kirchweih-Jubiläum aufwendig gefeiert. In seiner Amtszeit wurden 1997 auch die Gebeine des 1968 verstorbenen Romano Guardini im Angedenken an seine Lehrtätigkeit an der Münchner Universität und seine Predigttätigkeit in die Seitenkapelle neben dem Hauptaltar umgebettet.
Als das Kirchendach undicht geworden war und einer Renovierung bedurfte, entschied man sich dafür, die historische Eindeckung wiederherzustellen. 2007–2009 wurde das Dach in dem vom Architekten Friedrich von Gärtner ursprünglich geplanten Mosaikmuster neu gedeckt.
Im Zuge der Dachsanierung wurden kurz vor Ostern 2008 in einem Deckenfresko über dem Hochaltar Putzblasen entdeckt. Um die Sicherheit der Gottesdienstbesucher zu gewährleisten, wurden daraufhin Netze unter der Decke des Haupt- und der Seitenschiffe angebracht. Der Bereich des Hochaltars wurde gesperrt.
Am 13. Juli 2009 wurde die Kirche vorübergehend geschlossen. Bei einer Untersuchung der Wandfresken wurde eine Asbest-Bitumen-Schicht unter dem Putz gefunden, die im 20. Jahrhundert angebracht worden war. Eine Luftmessung ergab keine erhöhte Belastung, da der Asbest ständig vom Putz versiegelt war. Während der Schließung der Kirche wurde der Asbest entfernt. Die Gottesdienste wurden in den Pfarrsaal verlegt. Die Ludwigskirche ist seit 2010 wieder für Gottesdienste und Besucher geöffnet.[2]
Der Ludwigskirche standen in dieser Zeit Bruno Fink (1999–2000), Ulrich Babinsky (2000–2011) und Richard Götz (2011–2013) vor. Aktueller Pfarrer von St. Ludwig ist seit 1. September 2013 Markus Gottswinter.[3]
St. Ludwig stellt einen direkten optischen Bezug zur Theatinerkirche her, die am Anfang des Gesamtensembles Odeonsplatz – Ludwigstraße auf der westlichen und damit gegenüberliegenden Seite steht. Somit ist auch hier eine Art Klammer zu beobachten, die allerdings nicht so durchdacht zu sein scheint wie die anderen Bezüge. Der Grundriss der Ludwigskirche hat als Vorbild den einer dreischiffigen byzantinischen Basilika mit der geometrischen Grundfigur eines Antoniuskreuzes. Damit nimmt der Rundbogenstil an St. Ludwig deutliche Rückbesinnung auf einen Stil, dessen Zeit von einem dynastischen und hierarchischen Kaiserhaus geprägt war.
Der neoromanisch-byzantinische Bau im Rundbogenstil wurde zu Mitte des 19. Jahrhunderts wegweisend für einige Sakralbauten, besonders in Nordamerika.[4]
Die Orgel wurde 1960 von Rudolf von Beckerath Orgelbau gebaut. Sie hat 54 Register auf vier Manualen und Pedal. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch. Die Disposition lautet:[5]
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St. Ludwig besitzt sechs Glocken aus Bronze, die nach den Schutzpatronen des engsten Familienkreises Ludwigs I. benannt sind. Sie hängen in den beiden 71 Meter hohen Türmen. Im Südturm hängen die Ludwigs- und Theresienglocke (benannt nach den Namenspatronen des Königspaares), im Nordturm sind die Maximilians-, Otto-, Luitpold- und Adalbertglocke (nach den Namenspatronen von deren Kindern benannt). Die große Ludwigsglocke läutet jeden Freitag um 15 Uhr für etwa sieben Minuten zum Gedächtnis an die Sterbestunde Jesu. Die folgende Übersicht nennt Einzelheiten zu den Glocken.[6]
Glocke | Name | Gussjahr | Gießer | Gewicht | Durchmesser | Schlagton |
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1 | Ludwig | 1839 | Johann Frühholz, München | 3400 kg | 1870 mm | a°+8 |
2 | Therese | 1959 | Karl Czudnochowsky, Erding | 1880 kg | 1445 mm | c′+9 |
3 | Maximilian | 1839 | Johann Frühholz, München | 650 kg | 1220 mm | e′+7 |
4 | Otto | 1839 | Johann Frühholz, München | 550 kg | g′+8 | |
5 | Luitpold | 1867 | Joseph Bachmair, Erding | 300 kg | 800 mm | b′+4 |
6 | Adalbert | 1959 | Karl Czudnochowsky, Erding | 220 kg | 720 mm | c″+9 |
St. Ludwig beheimatet eine Territorialpfarrei. Der Pfarrsprengel umfasst heute den östlichen Teil der Maxvorstadt und den südlichsten Teil von Schwabing.[7] Der Sprengel wird im Norden durch die Franz-Joseph-Straße und die Martiusstraße begrenzt, im Osten durch den Eisbach, so dass ein wesentlicher Bereich des südlichen Englischen Gartens mit dem Chinesischen Turm und dem Monopteros in der Pfarrei liegt. Im Süden bilden die Von-der-Tann-Straße und der Oskar-von-Miller-Ring sowie die Theresienstraße die Grenze zur Nachbarpfarrei St. Bonifaz. Die Arcisstraße trennt St. Ludwig von der Nachbarpfarrei St. Joseph, wobei der Alte Nördliche Friedhof noch zum Pfarrgebiet von St. Ludwig gehört.
Neben der Territorialpfarrei besteht eine Personalpfarrei für römisch-katholische Studenten und Mitarbeiter der Ludwig-Maximilians-Universität. Die Gemeinde wird durch ihre gleichzeitige Rolle als Universitätskirche und ihre räumliche Nähe zur Ludwig-Maximilians-Universität geprägt.
Auch die Syrisch-Maronitische Kirche von Antiochien feiert regelmäßig Gottesdienste in der Ludwigskirche. St. Ludwig engagiert sich darüber hinaus in der Ökumene.
Die Ludwigskirche verfügt über eine Vinzenzkonferenz, dazu seit 1904 über eine Pfarrbücherei, außerdem über zwei Kindergärten und einen Pfarrbrief.
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