Luca Antonio Predieri stammte aus einer Musikerfamilie, seine Eltern waren Vitale Predieri und Maria Menzani. Luca Antonio machte wie die meisten Bologneser Musiker seine Ausbildung an der Capella musicale von S. Petronio. Violinunterricht erhielt er von Abondio Bini und Tomaso Antonio Vitali, Lehrer für Kontrapunkt und Komposition waren Giacomo Antonio Perti und die mit ihm verwandten Musiker Giacomo Cesare Predieri (1671–1753), Angelo Predieri. 1705 wurde Luca Antonio Predieri an S. Petronio als Violaspieler erwähnt und von 1706 bis 1711 als Violinist. Predieri wurde Kapellmeister an mehreren Bologneser Kirchen, darunter auch von 1728 bis 1731 bei der Capella musicale an der Kathedrale S. Petronio (1728–1731). 1716 wurde er als Komponist in die Accademia Filarmonica aufgenommen, deren Principe er 1723 war.
Nach einem Umzug nach Wien wurde er 1739 als Nachfolger von Antonio Caldara Vizekapellmeister der Wiener Hofmusikkapelle, die Johann Joseph Fux leitete. Nach dessen Tod 1741 übernahm Predieri bis 1751 die alleinige Leitung der Hofkapelle. Predieri komponierte sieben Oratorien, sakrale Musik und etwa 30 Opern, die vor allem in Florenz und Wien aufgeführt wurden. Zu Lebzeiten wurde er neben Nicola Porpora und Leonardo Vinci zu den bekanntesten Opernkomponisten seiner Generation gerechnet.
Von seinen Instrumentalkompositionen blieben nur wenige erhalten, dazu zählen eine Sinfonia in B und ein Violinkonzert mit einem virtuosen Schlusssatz, welches in einem Sammelband mit 12 weiteren Konzerten verschiedener italienischer Komponisten, der 1716 unter dem Titel Concerti a cinque bei Jeanne Roger in Amsterdam veröffentlicht wurde.
Zahlreiche weitere Mitglieder der Familie Predieri waren Musiker, hauptsächlich in Bologna aktiv. Darunter war Giacomo (Maria) Predieri (1611–1695), von 1679 bis 1693 Organist an der Kathedrale in Bologna, außerdem Kornettist und Trompeter sowie einer der Gründer der Accademia Filarmonica. Sein Neffe Antonio Predieri (um 1650–1710) wird als Opernsänger (Tenor) erwähnt. Angelo Tommaso Predieri (1655–1731) war ein Sänger, Komponist und Kapellmeister und einer der Lehrer von Padre Martini. Giacomo Cesare Predieri (1671–1753), ein weiterer Neffe von Giacomo und ein Onkel von Luca Antonio Predieri, war ein Komponist (insbesondere von Oratorien), Sänger und Kapellmeister an sechs Institutionen in Bologna. Giovanni Battista Predieri (um 1730–1755) war Komponist und Kapellmeister.[1][2][3]
Opern und Oratorien
Die Ortsangaben beziehen sich auf die Uraufführung.
Opern
La Partenope, Libretto von Silvio Stampiglia, Bologna, Teatro Marsigli-Rossi, 28. Oktober 1710 zur Einweihung des Theaters (verloren)
Lucio Papirio, Libretto von Antonio Salvi, Pratolino, Villa Medici, 1714; im selben Jahre in Rom und 1715 in Venedig aufgeführt (bis auf 4 Arien verloren)[4]
Astarte, Libretto von Apostolo Zeno und Pietro Pariati, Rom, Teatro Capranica, 1715 (verloren)
Il pazzo per politica, Libretto von Giovanni Battista Gianoli, Livorno, Teatro San Sebastiano, 1717 (verloren)
Il duello d’amore e di vendetta, Dramma giocoso in 3 Akten, Libretto von Francesco Salvi, Livorno, Teatro San Sebastiano, 1718 (verloren)[5]
La fede ne’ tradimenti, Libretto von Girolamo Gigli, Florenz, Teatro della Pergola, 1718 (verloren)
Merope, Libretto von Apostolo Zeno und Pietro Pariati, Livorno, Teatro San Sebastiano, 1718 (verloren)
Anagilda, Libretto von Girolamo Gigli, Turin, Teatro Carignano, 1719 (verloren)
Il trionfo della virtù, Libretto von Francesco Pecori, Florenz, Teatro della Pergola, 1719 (verloren)
Il trionfo di Solimano, ovvero Il trionfo maggiore è vincere se stesso, Libretto von Francesco Pecori, Florenz, Teatro della Pergola, Sommer 1719 (verloren)
La finta pazzia di Diana, Dramma pastorale in 3 Akten, unbekannter Librettist, Florenz, Teatro della Pergola, 1719; 1747 auch in Venedig und Wien aufgeführt (verloren)[6]
Astarto, Libretto von Apostolo Zeno und Pietro Pariati, Dramma per musica in 3 Akten, Florenz, Teatro della Pergola, 1720 (verloren)
Sofonisba, Libretto von Francesco Silvani, Rom, Teatro Alibert, 1722 mit Farinelli in der Hauptrolle (bis auf die Aria „Ricordati o bella che un caro tuo sguardo“ verloren)
Scipione, Libretto von Apostolo Zeno, Rom, Teatro Alibert, 1724 mit Farinelli in der Rolle des Salonice (bis auf 3 Arien verloren)
Cesare in Egitto, Libretto von Giacomo Francesco Bussani, Rom, Teatro Capranica, 1728 (bis auf 4 Arien verloren)
Astianatte, Libretto von Antonio Salvi, Alessandria, Teatro Soleri, Herbst 1729 (verloren)
Eurene, Libretto von Claudio Nicola Stampa, Mailand, Teatro Regio Ducal, 1729; überarbeitet als Sirbace, Pistoia, Teatro degli Accademici dei Risvegliati, 2. Juli 1730 (verloren)
Santi Cipriano e Giustina martiri, Bologna, Kirche Santa Maria della Vita, 17. März 1712 (verloren)
L’Adamo, Text von Girolamo Melani, Bologna, Kirche La Madonna di Galliera, 1723 (verloren)
La caduta di Gerusalemme, Bologna, Kirche Santa Maria della Vita, erster Donnerstag der Passionszeit, 1727 (verloren)
San Pellegrino Laziosi, Bologna, Kirche La Madonna di Galliera, 1729; 1734 in Cento als I prodigi del crocifisso nella conversione di S Pellegrino Laziosi aufgeführt
Gesù nel tempio, Bologna, Kirche Santa Maria della Vita, 31. März 1735 (verloren)
Il sacrificio d’Abramo, Text von Francesca Menzoni-Giusti, Wien, 1738
Neben den nachfolgenden komponierte Predieri auch zahlreiche Messen, Antiphonen, und Psalmvertonungen für Bologneser Kirchen und den kaiserlichen Hof in Wien.[9]
Robert Eitner: Biographisch-bibliographisches Quellen-Lexikon der Musiker und Musikgelehrten. 8. Band. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1903, S. 54 f., Textarchiv– Internet Archive