Lorenz Luidl ist das bedeutendste Mitglied einer weitverzweigten Bildhauersippe im westlichen Oberbayern. Schon sein Vater Michael († 1683) unterhielt im kurbairischen MarktMering eine Bildhauerwerkstatt. Von 1662 bis 1667 bestritt er eine Bildhauerlehre bei David Degler in Weilheim. 1668 ist er als Bürger der Stadt Landsberg aufgenommen worden und im selben Jahr heiratete er Maria Miller († 1678). Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau ehelichte er 1678 die Bäckerstochter Ursula Ludwig. 1669 kaufte er ein Haus in der Ledergasse und 1679 ein weiteres Haus in der Nachbarschaft. 1699 wurde Luidl in den äußeren Rat der Stadt berufen. Zu seinen Lehrlingen zählte auch sein Bruder Adam Luidl. 1717 übergab er seine Werkstatt und das Gesamtvermögen an den Sohn Johann Luidl (* 1686 in Landsberg, † 1765 in Landsberg).
Neben diesem waren die Söhne Ferdinand Luidl (* 1670, † 1736 in Hegelhofen b. Weißenhorn) und Stephan (* 1684, † 1736 in Dillingen) als Bildhauer tätig. Weitere Familienmitglieder, die Bildhauer waren, sind sein Bruder Adam Luidl († 1681 in Dachau) sowie die Vettern Joseph (* 1682, † um 1729 in Mering) und Gabriel (* 1688, † 1748 in München). Die Luidl-Werkstatt in Landsberg gehörte zu den produktivsten Bildhauerwerkstätten im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert in Bayern. Die Luidls statteten vor allem in Oberbayern und Mittelschwaben Kirchen und Klöster aus.
Zu den charakteristischen Merkmalen der Luidl-Plastiken gehören die bewegte Gesamthaltung der Figuren und der manieristische Faltenwurf der Gewänder.
„Luidls Originalität liegt wohl gerade in einer kleinmeisterlichen Beschränkung auf die nach der Gotik erstmals in Süddeutschland durch Jörg Zürn wieder aufgenommene irrationale Formensprache.“
– Herbert Nagel
Das erhaltene Gesamtwerk Lorenz Luidls umfasst etwa 650 Objekte.
Um 1670/80 Scheuring, Landkreis Landsberg am Lech, Johanneskirche, Kruzifix, Muttergottes (um 1680), Erzengel Michael (um 1680/90) und heiliger Sylvester (um 1680/90)
Um 1680 Stoffen, Landkreis Landsberg am Lech, Pfarrkirche, Kanzel mit den vier Kirchenlehrern und dem Papst Silvester I., Dachungsengel
Um 1686 Oberfinning, Landkreis Landsberg am Lech, Pfarrkirche, Taufe Christi, heilige Veronika, Apostel Petrus sowie zahlreiche weitere Heiligenfiguren
1687 Eresing, Landkreis Landsberg am Lech, Pfarrkirche, Heilige Konrad und Narzissus, Tragfigurengruppe Heilige Familie (um 1700)
Um 1690 Vilgertshofen, Landkreis Landsberg am Lech, Wallfahrtskirche Zur Schmerzhaften Muttergottes, Armeseelenaltar mit zwei stehenden Engeln, Gottvater und sechs Putten; Christus im Grabe und elf Engel mit Leidenswerkzeugen (Anfang 18. Jahrhundert)
1693 Hagenheim, Landkreis Landsberg am Lech, Pfarrkirche, Hochaltarfiguren, zwei Leuchterengel
1695 Prittriching, Landkreis Landsberg am Lech, Frauenkirche, bedeutende einheitliche Ausstattung
Ende 17. Jahrhundert Penzing, Landkreis Landsberg am Lech, Pfarrkirche, Tragfigur der Muttergottes, Figuren des Ignatius von Loyola und des heiligen Stanislaus (?)
Ende 17. Jahrhundert Untermühlhausen, Landkreis Landsberg am Lech, Pfarrkirche, Muttergottes, an der Kanzel die vier Kirchenlehrer (um 1690), Heilige Sebastian und Rochus von Montpellier (um 1680), heilige Anna
Um 1700 Utting am Ammersee, St. Leonhard, Pfarrkirche, Maria, Verkündigungsengel, an der Kanzel die vier Evangelisten, zwei stehende Engel
Um 1710 Weil, St. Leonhard, Pfarrkirche, Tragfigurengruppe Marienkrönung; Apostel Petrus und Paulus (Anfang 18. Jahrhundert); außen Ölberggruppe (Ende 17. Jahrhundert)
Herbert Nagel: Lorenz Luidl, ein schwäbisch-bayerischer Bildhauer und seine Werkstatt in Landsberg am Lech. In: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte. 79, 1954, S. 1–86.
Norbert Lieb: Die Luidl, eine Bildhauerfamilie des baierischen und schwäbischen Barock. In: Das Münster. 3. Jg. München 1950.
Wilhelm Neu: Die Bildhauerfamilie Luidl und ihre Werke in Stadt und Landkreis Landsberg. In: Lech-Isar-Land. 1966, S. 3–29.
Wilhelm Neu: Der Landsberger Bildhauer Lorenz Luidl und seine Werke in Bayerisch-Schwaben. In: Ars Bavarica. 7, 1977, S. 67–82.
Wilhelm Neu: Lorenz Luidl oder Heinrich Hagn? – neue Erkenntnisse zum Werk eines wenig bekannten Weilheimer Bildhauers. In: Lech-Isar-Land. 1975, S. 20–27.
Herbert Schindler: Große Bayerische Kunstgeschichte. Band II. München 1976, S. 244 f.
Matthias Klein: Neues über Lorenz Luidl. In: Beiträge zur Heimatforschung: Wilhelm Neu zum 70. Geburtstag. Bayer, München 1991 (Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege; 54), S. 87–93.
Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bayern IV: München und Oberbayern. 3. Auflage. München, Berlin, 2006, ISBN 3-422-03115-4.
Gerd Michael Köhler:Lorenz Luidl aus Mering (um 1645–1719). In: Landkreis Aichach-Friedberg (Hrsg.): Altbayern in Schwaben 2016. Jahrbuch für Geschichte und Kultur. 2016, ISBN 978-3-9813801-4-9, ISSN0178-2878, S.35–68.
Klaus Wankmiller: Lorenz Luidl (um 1645 - 1719). Zum 300. Todestag 2019 des großen Landsberger Bildhauers, in: Landsberger Geschichtsblätter 117 (2019), S. 37–56.