französische Gemeinde Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel beschreibt die französische Stadt Loches im Département Indre-et-Loire. Eine französische Gemeinde im Département Aube heißt Loches-sur-Ource.
Im Zweiten Weltkrieg, als sich Frankreich unter deutscher Besatzung befand, organisierte der Maquis Lecoz von Georges Lecoz (eigentlich Georges Dubosc), ein ehemaliger Militärsanitäter und vorgeblicher Arzt am Krankenhaus von Loches, am 14. Juli 1944 einen patriotischen Aufmarsch. Die Deutschen rückten darauf in den Ort ein und deportierten 64 französische Zivilisten, von denen nur 16 die Lager überlebten. Lecoz entkam. Er war ein 1903 geborener Berufskrimineller mit langem Strafregister, der sich den Nazis anschloss. Nachdem er diese bestohlen hatte, gab er vor, ein Résistance-Kämpfer zu sein, wobei sich seine Aktivitäten ausschliesslich am Ziel orientierten, andere Kollaborateure oder Résistance-Kämpfer zu berauben und zu töten. Er griff nur sehr selten die Besatzer an, lieber wählte er seine Opfer nach ihrem Vermögen.[1]
Am 16. August 1944 zogen sich die Deutschen nach Tours zurück. Lecoz errichtete am 17. August eine Willkürherrschaft. Er ließ Kollaborateure oder einfache Verdächtigte nach Gutdünken töten, nahm Gefangene und beging sexuellen Missbrauch an Frauen, die er auf seinen Hauptsitz in Chanceaux-près-Loches verschleppte. Lecoz stolzierte indes hoch zu Ross in Loches herum, Pferd und Reitzeug hatte er einem seiner Opfer gestohlen. Die Bevölkerung erkannte, dass sie einem Betrüger und gewöhnlichen Verbrecher zugejubelt hatte. Einige junge Leute hatten sich ihm in gutem Glauben angeschlossen. Am 20. August 1944 kamen die Deutschen zurück, diesmal mit der SS. Erneut flüchtete Lecoz. Da die Alliierten im Anzug waren, mussten sie Loches räumen, das am 3. September 1944 befreit wurde. Das Kommando der echten Résistance nahm Lecoz am 22. Oktober 1944 fest. Am 16. Oktober 1945 begann am Militärgericht in Angers der Prozess. Er wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.[1]
Jahr
1962
1968
1975
1982
1990
1999
2010
2018
Einwohner
5902
6359
6738
6772
6544
6328
6507
6232
Quellen: Cassini und INSEE
Die lokale Wirtschaft hängt heute stark am Tourismus – der Ort ist insbesondere bei Briten beliebt, die ihn in Verbindung mit der Geschichte des Königshauses der Anjou-Plantagenet sehen. In der Vergangenheit basierte die Wirtschaft vor allem auf der Champignonzucht für Paris, die in ihrer Hochphase bis zu 600 Personen Arbeit gab; dieser Produktionszweig wurde 1994 aufgegeben.
Der Donjon: 36 Meter hoch, viereckiger Grundriss und ausgezeichneter Erhaltungsgrad; wahrscheinlich errichtet von Fulko III. von Anjou im 11. Jahrhundert. Die Festung wurde im 15. Jahrhundert durch Ludwig XI. in ein königliches Gefängnis umgewandelt. Sie beherbergt die Zellen von Philippe de Commynes, des Kardinals Balue und des Herzogs von Mailand, der sich die Zeit mit Wandmalereien vertrieb. 1801 gab Napoleon I. das Staatsgefängnis an das Département weiter. Bis ins Jahr 1926 wurde der Donjon als Gefängnis genutzt. Neben dem Donjon steht noch der Tour Louis XI. aus der Renaissance, der rein militärischen Zwecken diente.
Das Logis Royal: Errichtet auf einem Bergsporn und von hier aus das Tal der Indre dominierend, war das Logis Royal eine der beliebtesten Residenzen der Valois während des Hundertjährigen Kriegs. Karl VII. ließ Ende des 14. Jahrhunderts einen ersten Bauteil im Militärstil errichten. Seine Nachfolger verlängerten ihn um einen zweiten Flügel mit einer gotischen Fassade im Flamboyantstil. Drei Frauen haben die Geschichte des Logis Royal geprägt: Jeanne d’Arc, Agnès Sorel und Anne de Bretagne.
Das Porte Royale:Einziger Zugang zur Zitadelle. Es datiert in das 12. und 13. Jahrhundert. Von hier aus gelangt man zur mittelalterlichen Cité mit Donjon, Logis Royal und Stiftskirche Saint-Ours sowie zum Maison Lansyer und zu den Resten der Befestigungsanlagen. Zum Porte Royale gelangt man durch den Garten des Maison Lansyer.
Die Stiftskirche Saint-Ours: Romanisches und gotisches Bauwerk aus dem 11. und 12. Jahrhundert, dessen Stilmix der langen Bauzeit zu verdanken ist. Portal mit Skulpturen von Menschen und Tieren sowie Resten einer farbigen Bemalung, außerdem zwei achtseitige Türme („Dubes“) aus dem Jahr 1165. Hier befindet sich seit April 2005 das Grab Agnes Sorels.
Die Kanzlei (Chancellerie) (städtisches Museum) und daneben das Maison du Centaure mit einem Relief von Herkules und einem Zentauren auf der Fassade.
Der Tour Saint-Antoine: Ehemaliger Kirchturm und Glockenturm der Stadt, 52 Meter hoch. Errichtet zwischen 1529 und 1575, ist er der einzige Renaissance-Glockenturm in der Touraine. Im Allgemeinen nicht der Öffentlichkeit zugänglich. Zwei Caravaggio zugeschriebene Bilder wurden in der Kirche Saint-Antoine gefunden: Pèlerinage de Notre Seigneur à Emmaüs und Saint Thomas mettant son doigt en la plaie du Christ
Die Porte des Cordeliers aus dem 15. Jahrhundert an der Straße nach Spanien. Der Name rührt vom nahe gelegene Franziskaner-Konvent (Cordeliers).
Carrière de Vignemont: Ehemaliger Tuffsteinbruch, der in der Vergangenheit nicht nur als Steinbruch diente, sondern mit seinen Höhlen auch als Aufzuchtstation für Champignons und als Rückzugsgebiet bei Gefahr.
Manoir de Sansac: Kleines Renaissanceschloss von Louis Prévost de Sansac mit einer asymmetrischen Fassade. Hier traf König Franz I. erstmals Kaiser Karl V. Das Schloss ist Privatbesitz.
Éric Branca:La République des imposteurs : Chronique indiscrète de la France d’après-guerre, 1944–1954. Éditions Perrin, Paris 2024, ISBN 978-2-262-09760-8, S.111–119.