Liste von Dirigentinnen

Wikipedia-Liste Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Liste von Dirigentinnen bietet einen Überblick über international tätige, oder aus anderen Gründen bedeutsame, bekannte Orchesterdirigentinnen in erster Linie des 21. und 20. Jahrhunderts, aber auch voriger Jahrhunderte. Die Liste ist alphabetisch nach Nachnamen sortiert, jeweils mit Kurzbeschreibung: Nationalität, Orchester (feste Positionen und Gastdirigate), Preise, Besonderes. Ergänzend sind Informationen zum geschichtlichen Hintergrund, weiterführende Literatur, Informationen zu Wettbewerben und Förderungen für Dirigentinnen und zu Dokumentarfilmen über Dirigentinnen angefügt. Eine Reihe von Porträtfotos zeigt außerdem exemplarisch Dirigentinnen-Generationen vom Barock bis heute.

Hintergrund

Zusammenfassung
Kontext

Obwohl es seit Jahrhunderten Dirigentinnen gibt, wurden sie lange – ähnlich wie Komponistinnen – nicht entsprechend bekannt, da sie auf Grund gesellschaftlicher Vorbehalte gegenüber Frauen in der Musik nicht oder nur geringfügig in den Kanon von Dirigenten, etwa in Lexika, aufgenommen oder medial wenig oder vorurteilsbeladen besprochen wurden.

Um diesem Missstand zu begegnen, entstand 2003 als erste umfassende musikwissenschaftliche Forschungsarbeit über Dirigentinnen und erste „Liste von Dirigentinnen“ Elke Mascha Blankenburgs Europäischer Dirigentinnenreader, herausgegeben im Namen des von ihr gegründeten Internationalen Arbeitskreises Frau und Musik e. V. und unter Ausschöpfung des von ihr mitgegründeten Archivs Frau und Musik.[1] Ihr 2003 publiziertes Nachfolgewerk „Dirigentinnen im 20. Jahrhundert. Portraits von Marin Alsop bis Simone Young“ vereint fast 80 Dirigentinnen-Biografien und Diskographien.[2] Diese Pionierarbeit bildete den Auftakt, aktiv arbeitende Dirigentinnen zu sammeln, um ihre Sichtbarkeit, ihre Karrierechancen und auch ihre Vernetzung zu fördern.[3] Ergänzend zum Buch entstand damals auch die Internetseite Dirigentinnen.de mit einer Liste von 90 Dirigentinnen, die aber seit 2003 nicht mehr aktualisiert wurde (Stand Juli 2020).[4]

Die englischsprachige Website der kanadischen Kapralova Society,[5] benannt nach der tschechischen Komponistin und Dirigentin Vítězslava Kaprálová, bietet eine aktuelle Liste von über 600 Dirigentinnen (Women Conductors); darin enthalten sind sowohl Orchester- und – im Gegensatz zu dieser Liste – auch reine Chordirigentinnen sowie (ungefiltert) gleichermaßen renommierte, international tätige wie nur lokal arbeitende Dirigentinnen.

Die vorliegende Liste von Orchesterdirigentinnen gibt primär einen Überblick über international tätige Dirigentinnen, ihre Positionen (Chefdirigentin/Generalmusikdirektorin/Dirigentin/Erste Kapellmeisterin etc.), geleitete Orchester, Preise und Auszeichnungen. Ausnahmen von der Prämisse „international tätig“ sind frühe Vorläuferinnen, etwa Raffaella Aleotti und Francesca Caccini, die zu ihrer Zeit noch nicht international tätig sein konnten, und Dirigentinnen jüngerer Zeit, die aus anderen Gründen für die Geschichte von Dirigentinnen eine dennoch bedeutsame Rolle spielen.

Durch die vorliegende Liste wird auch die zunehmend möglich gewordene erstarkende Teilhabe weiblicher Dirigierender an Karrierechancen erfahrbar: So zieht sich wie ein durchgängiges Motiv die Formulierung „als Erste“ durch die Biographien: Sei es Nadia Boulanger, die als erste Frau als Dirigentin ein vollständiges Konzert der Royal Philharmonic Society dirigierte (1937), Sylvia Caduff als erste Dirigentin, die den Mitropoulos Wettbewerb (1966) gewann, oder Elim Chan als erste weibliche Preisträgerin der Donatella Flick Competition (2014) (siehe Liste).

Trotz der bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts stetig wachsenden Anzahl von Orchesterdirigentinnen – darunter viele Preisträgerinnen internationaler Dirigierwettbewerbe (siehe Liste) – traten auch 2020 noch Dirigentinnen diverse Positionen als „erste Frau in der Geschichte“ an: So wurde der Dirigentin Joana Mallwitz (damals Generalmusikdirektorin des Staatstheater Nürnberg, „Operndirigentin des Jahres“) 2020 als erster Frau in der Geschichte der Salzburger Festspiele eine gesamte Aufführungsserie anvertraut.[6] Im September 2020 wurde zudem die Berufung von Oksana Lyniv (ehemalige Chefdirigentin Oper Graz) als erster Dirigentin bei den nächsten Bayreuther Festspielen öffentlich bekanntgegeben[7], und 2022 wurde Lyniv Generalmusikdirektion des Teatro Comunale in Bologna, und damit die erste Musikdirektorin eines italienischen Opernhauses.[8]

Im Januar 2024 verkündeten die Bayreuther Festspiele, dass erstmals in ihrer Geschichte in der kommenden Saison mehr Dirigentinnen als Dirigenten am Pult stehen werden; nämlich Oksana Lyniv, Nathalie Stutzmann, Simone Young, Semyon Bychkov und Pablo Heras-Casado.[9]

Trotz solcher positiver Entwicklungen sind aktuell nur 4 von 129 öffentlich geförderten Berufsorchestern in Deutschland von einer Chefdirigentin geleitet (Zahlen 2023). Der Geschäftsführer der Deutschen Musik- und Orchestervereinigung Gerald Mertens fordert daher mehr Förderung von Dirigentinnen, zumal der Anteil der ausgebildeten Dirigentinnen inzwischen 20 bis 25 Prozent betrage, und ihr Anteil im Studium auf fast 37 Prozent angewachsen sei.[10]

Liste von international tätigen Orchesterdirigentinnen

A

B

C

D

E

F

G

H

I

  • Talia Ilan (* 1971), ISR,[40] Dirigentin des Israel Stage Orchestra, ständige Gastdirigentin u. a. des Haifa Symphony Orchestra, Gastdirigentin u. a. bei Moravian Philharmonic Olomouc, Guiyang Symphony Orchestra, Janáčkova filharmonie Ostrava; 1. Preis International conducting competition Janáček Philharmonic[41]
  • Sarah Ioannides (* 1972), GB, Chefdirigentin der Symphony Tacoma, vorher des El Paso Symphony Orchestra und des Spartanburg Philharmonic Orchestra. Gastdirigate bei Seattle Symphony, Flemish Radio Orchestra, Royal Philharmonic Orchestra[42][43]

J

K

L

M

N

O

  • Inci Özdil (* 1960)[83]
  • Nodoka Okisawa (* 1987) 1. Preise Competition for Conducting Tokyo 2018 und Besançon 2019, des. Chefdirigentin Kyoto Symphony Orchestra
  • Eva Ollikainen (* 1982), FIN, Chefdirigentin Iceland Symphony Orchestra (als erste Frau in dieser Position). Gastdirigate u. a. Semperoper Dresden, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, Orchestra della Toscana. Preisträgerin Jorma Panula Conducting Competition 2003.[84]
  • Clotilde Otranto (* 20. Jh.)
  • Anne Randine Øverby (* 1955)[85]

P

Q

R

S

T

U

  • Alejandra Urrutia (* 1976)[114]

V

W

X

Y

Z

Wettbewerbe und Förderungen

Zusammenfassung
Kontext

Ergänzend zu allgemeinen Wettbewerben gibt es gezielte Wettbewerbe und Förderungen für Dirigentinnen:

  • MAWOMA (for Music And Women MAestra). Erster internationaler Wettbewerb für ausschließlich Dirigentinnen (nicht Dirigenten), seit 2019. (Gewinnerin 2019 ist Johanna Malangré, Musikdirektorin des HIDALO Festival Orchester).
  • The Linda and Mitch Hart Institute for Women Conductors der Dallas Opera, Förder-Programm für Dirigentinnen, seit 2015. (Eine ehemalige Stipendiatin ist z.b. Anna Skryleva, inzwischen Generalmusikdirektorin des Theater Magdeburg).
  • Dirigentinnen-Stipendium des Orchesters Bergische Symphoniker, Solingen, seit 1999. (Eine ehemalige Stipendiatin ist Mirga Gražinytė-Tyla, Chefdirigentin des City of Birmingham Symphony Orchestra).
  • La Maestra Competition. Concours et Académie de Cheffes D´orchestre – Paris. Zweiter internationaler Wettbewerb für Dirigentinnen. Bei der ersten Edition 2020 gewann Rebecca Tong (Jakarta Sinfonia Orchestra, Ensemble Kontemporer) den ersten Preis.[136]
  • Taki Alsop Conducting Fellowshop. Von der Dirigentin Marin Alsop 2002 gegründetes zweijähriges Stipendien- und Coaching-Programm für Dirigentinnen. Zu den bisher geförderten Dirigentinnen zählen beispielsweise Alondra de la Parra, Ruth Reinhardt und Marzena Diakun.[137]

Siehe auch

Literatur

Dokumentarfilme

  • Günther Atteln/Maria Stodtmeier: Maestras – der lange Weg der Dirigentinnen ans Pult (englisch Maestras: The Long Journey of Women to the Podium). Dokumentarfilm 2018 über sieben Dirigentinnen: Marin Alsop, Sylvia Caduff, Konstantia Gourzi, Mirga Gražinytė-Tyla, Anu Tali, Joana Mallwitz und Barbara Hannigan.[138]
  • Christina Olofson: Dirigentinnen. Dokumentarfilm 1987 über die Dirigentinnen Victoria Bond, Veronika Dudarova, JoAnn Falletta, Camilla Kolchinsky, Ortrud Mann und Kerstin Nerbe.[139]
  • Cuini Amelio Ortiz/Hector Navarrete: Her dream job: conductor. Dokumentarfilm 2006 über die Dirigentinnen Simone Young, Catherine Rückwardt, Shi-Yeon Sung.[140]
  • Jill Godmilow: Antonia: A Portrait of the Woman. Dokumentarfilm 1974 über die Dirigentin Antonia Brico.[141]
  • Christian Berger: La Maestra – Alondra de la Parra. Dokumentarfilm 2018 über die mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra.[142]
  • Daniela Schmidt-Langels: Dirigentin Mirga Grazinyte-Tyla. Dokumentarfilm 2017 über die litauische Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla.[143]
  • Bernadette Wegenstein: Die Dirigentin Marin Alsop – Botschafterin der Musik. Dokumentarfilm 2019 über die amerikanische Dirigentin Marin Alsop.[144]
  • Maria Peters: De Dirigent. Niederländische Biopic über Antonia Brico (1902–1989) von 2018: „Eine Frau träumt davon, Dirigentin zu werden. Doch ihr Geschlecht erschwert ihr den Weg zum Ruhm.“[145]
  • BR-Beitrag: Hortense von Gelmini, die erste deutsche Orchesterdirigentin. 1975: BR-Interview mit Hortense von Gelmini[146]
  • WDR-Beitrag: Die Dirigentin und Orchesterchefin Hortense von Gelmini. 1971: TV-Porträt über Deutschlands erste und jüngste Orchesterdirigentin.[147]
  • Günther Atteln: Momentum, Dokumentarfilm 2024, über Joana Mallwitz[148]

Dirigentinnen-Generationen in Bildern

Die Reihe von Portraitphotos zeigt – historisch von links oben nach rechts unten – in einer Auswahl stellvertretend Dirigentinnen-Generationen von Barock bis heute:

  • Dirigentin auf Meta-Katalog.eu.
  • Liste: Women Conductors. In: kapralova.org (englisch; 600 international tätige, aber auch unbekannte lokale Orchester- und Chor-Dirigentinnen).

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.