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Museum bei Neuss Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Langen Foundation ist eine 2002 gegründete private Kunststiftung. Sie widmet sich der Kunstsammlung von Marianne und Viktor Langen. Die Stiftung unterhält ein von dem japanischen Architekten Tadao Ando entworfenes Ausstellungsgebäude auf dem Gelände der ehemaligen NATO-Raketenstation bei Neuss. Neben wechselnden Präsentationen aus den Sammlungsbeständen werden hier Ausstellungen zeitgenössischer Kunst gezeigt.
Viktor Langen (1910–1990), Düsseldorfer Unternehmer und Präsident der IHK,[1] Enkel von Eugen Langen, und Marianne Langen, geborene Heimann (1911–2004), Enkelin des Farina-Erben Johann Maria Heimann, gehören zu den namhaften Sammlern und Stiftern von Kunst im Rheinland. Das Ehepaar begann bald nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Kunst zu sammeln. Sie nutzten das anregende kulturelle Umfeld des Rheinlands, reisten aber auch in die USA, wo sie Museen und Privatsammlungen besuchten, informierten sich in Paris über aktuelle Tendenzen oder erwarben in Basel Werke der Klassischen Moderne. Parallel dazu galt ihr Interesse immer auch der Kunst des Fremden, Andersartigen,[2] so trug das rheinische Sammlerehepaar im Laufe der Jahre eine der bedeutendsten Sammlungen japanischer Kunst in Europa zusammen.
Viktor und Marianne Langen haben mit ihrer Kunst gelebt. Ihre Wohnhäuser in Meerbusch und Ascona waren voller Bilder und Skulpturen, die periodisch ausgetauscht wurden. 1979 richteten sie in Ascona ein Privatmuseum ein, in dem sie ihre Kollektion japanischer Rollbilder unterbrachten. 2002 rief Marianne Langen die Stiftung Langen Foundation ins Leben, um ihre Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 2004 befindet sich die Sammlung Langen im eigens errichteten Kunst- und Ausstellungshaus der Langen Foundation auf dem Gelände der ehemaligen NATO-Raketenstation bei Neuss. Das Ausstellungsgebäude liegt in fußläufiger Nähe der Museumsinsel Hombroich, agiert jedoch organisatorisch und programmatisch unabhängig von dieser und der Stiftung Insel Hombroich. Seit 2010 ist Christiane Maria Schneider künstlerische Leiterin der Langen Foundation, Karla Zerressen, die Tochter von Sabine Langen-Crasemann (Vorstand), ist Geschäftsführerin der „Langen Foundation Veranstaltung“.[3][4][5] Im April 2014 wurde bekannt, dass die Erben von Viktor und Marianne Langen etliche Werke, die in der Stiftung als Leihgaben ausgestellt wurden, verkaufen werden. Der FAZ-Kunstkritiker Andreas Rossmann sah in dem Verkauf die Gefahr, dass „der Sammlung nur zweit- und drittrangige Stücke übrigbleiben“, und unterstellte den Erben, dass die Stiftung auf diese Weise zum Steuersparmodell degradiert würde.[6]
Der neue Gebäudekomplex wurde von dem japanischen Architekten Tadao Ando entworfen und im September 2004 eröffnet. Charakteristisch für viele Bauten des Pritzker-Preisträgers ist die sichtbare Struktur der Schaltafeln an den Wänden aus geglättetem Beton. Tadao Andos ausgeprägte Vorliebe für Beton und sein Gespür für das Spezifische des Ortes bestimmen auch seinen Entwurf für die Langen Foundation: Das aus Beton, Glas und Stahl errichtete Gebäude verbirgt sich, von der Ferne kaum sichtbar, hinter begrünten Erdwällen und gräbt sich zum Teil tief in den Boden ein.
Das Ausstellungshaus setzt sich aus zwei architektonisch unterschiedlichen und miteinander verbundenen Gebäudetrakten zusammen und verfügt über eine Ausstellungsfläche von insgesamt 1.300 Quadratmetern. Im ebenerdigen Betonriegel befindet sich der sogenannte Japanraum – eine ungewöhnlich lange und schmale Galerie, die Tadao Ando als „Raum der Stille“ speziell für den japanischen Teil der Sammlung Langen konzipiert hat. Für den modernen Teil der Sammlung sind zwei in die Erde gesenkte, acht Meter hohe Ausstellungsräume vorgesehen. Bei Wechselausstellungen werden alle Räume unterschiedlich genutzt. Der Bau wurde von der Stifterin Marianne Langen ohne jegliche Fördermittel realisiert, für sie war es „das größte Kunstwerk, das ich je erstanden habe“.[7]
Die Sammlung „Malerei des 20. Jahrhunderts“ umfasst etwa 300 Werke von Künstlern des vergangenen Jahrhunderts. Mit den Schwerpunkten Klassische Moderne und abstrakte Kunst der Nachkriegszeit deckt sie weite Felder der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts ab. Aus dem Bereich der Klassischen Moderne besitzt die Langen Foundation u. a. Werke von George Braque, Paul Cézanne, Salvador Dalí, Robert Delaunay, Max Ernst, Paul Klee, László Moholy-Nagy, Piet Mondrian, Pablo Picasso und Kurt Schwitters. Neben den Künstlern des Blauen Reiters – Wassily Kandinsky, August Macke und Franz Marc – bildet die Russische Avantgarde mit El Lissitzky, Ljubow Popowa, Alexander Rodtschenko und Warwara Stepanowa einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung. Zur Sammlung gehören auch zahlreiche Werke der École de Paris, darunter Arbeiten von Jean René Bazaine, Alfred Manessier, Gustave Singier, Pierre Soulages und Nicolas de Stael. Darüber hinaus haben Viktor und Marianne Langen das umfangreichste Konvolut von Werken Jean Dubuffets in Europa zusammengetragen.
Mit rund 500 Werken gibt die Japansammlung einen repräsentativen Überblick über die japanische Kunst des 12. bis 20. Jahrhunderts. Die Sammlung umfasst nicht nur religiöse Kunst, sondern auch Keramiken der vorgeschichtlichen Jōmon-Zeit und buddhistische Statuen der Nara- und Heian-Periode. Das breite Spektrum des Bestandes an Malerei reicht von Beispielen höfischer Malerei der Kanō-Schule, über Werke renommierter Künstler wie Maruyama Ōkyo (1733–1795) bis zur Genremalerei des 19. Jahrhunderts.
Zur Sammlung von Viktor und Marianne Langen gehören auch Objekte aus zahlreichen außereuropäischen Kulturen, darunter über 100 buddhistische Skulpturen aus Indien, Kambodscha und Thailand sowie über 130 Objekte präkolumbischer Kunst. Hinzu kommen kleinere Gruppen chinesischer, koreanischer, afrikanischer, ozeanischer, ägyptischer, alt-griechischer und alt-persischer Kunst.
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