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Kräfteparalelogramm Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Kräfteparallelogramm ist ein Hilfsmittel zur geometrischen Untersuchung von Kräften. Es basiert auf einem Gesetz der Mechanik, das besagt:[1]
Als geometrische Lösung zeichnet man dazu zwei Kraftvektoren mit Betrag (also bestimmter Länge) und Richtung als Pfeile auf. Im Parallelogramm, das aus diesen beiden Pfeilen gezeichnet werden kann, zeigt die Diagonale vom Ursprungspunkt aus die resultierende Kraft, die sich ergibt. Mathematisch entspricht das der Vektoraddition der beiden Kraftvektoren. Die Umkehrung dieses Prozesses ist die Kräftezerlegung, bei der ein vorgegebener Kraftvektor in zwei Kräfte aufgespalten wird. Dabei sind prinzipiell beliebig viele Lösungen möglich. Kennt man die Wirkungsrichtung der zerlegten Komponenten, so gibt es genau eine Lösung und man kann den Betrag der beiden Kräfte bestimmen.
Das Gesetz vom Kräfteparallelogramm hat axiomatischen[2] Charakter: Es kann nicht durch andere Gesetze – z. B. die newtonschen Gesetze – bewiesen werden, sondern wird als wahr angenommen, da seine Ergebnisse mit den Erfahrungen der Praxis übereinstimmen.[3] Zuweilen wird es auch als viertes newtonsches Gesetz bezeichnet.
Nach dem gleichen Gesetz werden in der klassischen Mechanik Geschwindigkeiten addiert (siehe Klassisches Additionstheorem der Geschwindigkeiten).
Die Erweiterung des Konzepts vom Kräfteparallelogramm auf mehr als zwei Kräfte führt zum Kräfteeck. Es können aber auch mehr als zwei Kräfte mit dem Kräfteparallelogramm zusammengefasst werden. Dazu werden zunächst zwei Kräfte zusammengefasst und deren Resultierende wird dann mit einer weiteren Kraft zu einer neuen Resultierenden zusammengefasst. Der Vorgang wird dann solange wiederholt bis nur noch eine einzige Kraft übrig bleibt.
Mit grafischen Mitteln lässt sich eine resultierende Kraft ermitteln, deren Wirkung auf den Körper den beiden Ausgangskräften entspricht.
Eine Kraft wird zur besseren Untersuchbarkeit in zwei Teilkräfte aufgespaltet, die sich am selben Punkt schneiden. Dabei lässt sich mit grafischen Mitteln anhand der geforderten Wirkrichtung der Betrag der Kraftkomponenten ermitteln.[4]
Das Gesetz vom Kräfteparallelogramm (oder der Verwendung des Parallelogramms bei der Zerlegung physikalischer Größen, da der Kraftbegriff sich auch erst im Lauf der Zeit und insbesondere mit Newton herausbildete) hat eine verwickelte Geschichte, die bis auf Pseudo-Aristoteles (Questiones Mechanicae) zurückgeht. Seine Bedeutung wurde aber in der Renaissance nicht in vollem Umfang erkannt. Die Methode wurde 1586 von Simon Stevin (1548–1620) formuliert (Stevinsches Gedankenexperiment) für die Analyse der Kräfte auf der schiefen Ebene.[5] Sie setzte sich in breiteren Wissenschaftlerkreisen erst im 17. Jahrhundert durch, u. a. durch Diskussionen im Kreis von Marin Mersenne in Paris, die in den 1630er Jahren die ab 1605 lateinisch erschienenen Werke von Stevin kennenlernten und diskutierten, unter anderem bei Gilles Personne de Roberval, Pierre de Fermat und Pierre Hérigone, als Reaktion auf die Optik von René Descartes und bei Thomas Hobbes sowie bei Galileo Galilei (z. B. Dialog über die beiden Weltsysteme, 1630).[6] Auch danach gab es immer wieder Verständnisprobleme. John Wallis formulierte in seiner Mechanik das Gesetz schließlich um 1670 als Axiom. Isaac Newton gab die Methode in seinen Philosophiae Naturalis Principia Mathematica (1687, Buch 1, Kapitel Axioms, or the laws of motion) als Korollar 1 (Zusatz) zu seinen drei Bewegungsgleichungen an: A body, acted on by two forces simultaneously, will describe the diagonals of a parallelogram in the same time as it would describe the sides of those forces separately[7] (in Wolfers deutscher Übersetzung der Principia (1872, S. 33): Ein Körper beschreibt in derselben Zeit, durch Verbindung zweier Kräfte die Diagonale eines Parallelogrammes, in welcher er, vermöge der einzelnen Kräfte die Seiten beschrieben haben würde). Er wandte die Zerlegung über Parallelogramme aber auch auf andere Vektorgrößen wie Beschleunigung und Geschwindigkeit an. Die Entdeckung des Kräfteparallelogramms im heutigen Sinn wird auch unabhängig Pierre de Varignon (Projet d'une novell mechanique, Paris, 1687, Nouvelle mechanique ou statique, 1725) zugeschrieben.
Es wurden verschiedene Geräte erfunden, die die Zerlegung illustrieren, so von Crahay.[8]
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