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Komposition von Johann Sebastian Bach Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach ist eine Sammlung kleinerer Kompositionen, die hauptsächlich von Johann Sebastian Bach stammen. Bach legte das Heft für seinen ältesten Sohn Wilhelm Friedemann Bach an; der Originaltitel lautet Clavier-Büchlein vor Wilhelm Friedemann Bach. Oft wird heute der kürzere und modernisierte Titel Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann verwendet. Auf dem Titelblatt vermerkte Bach den 22. Januar 1720 als Beginn für die Sammlung.
Die Werke sind für die damals üblichen und beliebten Tasteninstrumente geschrieben, also für Clavichord und Cembalo (oder Spinett). Die meisten der enthaltenen Stücke sind Frühfassungen der später zusammengestellten Sammlungen Wohltemperiertes Klavier und Inventionen und Sinfonien. Hinzu kommen zahlreiche Einzelsätze.
Zwei Jahre später legte Bach für seine Frau Anna Magdalena ein sehr ähnliches Heft an, das Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, dem wenige Jahre danach noch ein zweites folgen sollte. Für seine anderen Kinder und seine zahlreichen Schüler sind entsprechende Sammlungen nicht erhalten.
Die Hälfte aller Eintragungen (Quelle A) im Clavierbüchlein vor Wilhelm Friedemann Bach stammt von J. S. Bach selbst und die andere von seinem Sohn Wilhelm Friedemann, der 1720 zehn Jahre alt ist. Vorübergehend treten zwei weitere, unbekannte Schreiber auf. Im Kritischen Bericht der Neuen Bachausgabe zum Clavierbüchlein schildert Wolfgang Plath die Geschichte der Handschrift:
„Für die „Frühgeschichte“ der Handschrift sind wir auf Vermutungen angewiesen. Wilhelm Friedemann dürfte das Manuskript als persönliches Eigentum bei seinem Auszug aus dem Elternhause im Jahre 1733 mit sich genommen haben. Während seiner hallischen Zeit, also zwischen 1746 und 1770, muß das Büchlein in den Besitz seines entfernten Verwandten (und wahrscheinlich auch Schülers) Johann Christian Bach, des sog. „Hallischen Klavier-Bach“, gekommen sein, der späterhin am Pädagogium in Halle wirkte und offenbar ein vorzüglicher Musiker war. Der nächste Besitzer ist Johann Nicolaus Kötschau, Musikdirektor in Schulpforta. Er erwirbt das Klavierbüchlein „nebst vielen Bachschen u anderen Musikalien […] aus der B.[achischen] Familie“ im Jahre 1814 aus dem Nachlaß J. Chr. Bachs. In dem gedruckten Nachlaßverzeichnis Kötschaus wird das Klavierbüchlein unter Nr. 691 erwähnt: „Sebastian Bach, Clavierbüchlein, 1720 von Sebastian Bach eigenhändig geschrieben“. Aus der Versteigerung erwirbt es der Jurist und Komponist Gustav Krug; einer seiner Enkel, der Musikschriftsteller Siegfried Krug, verkauft es endlich im Frühjahr 1932 über den Münchner Antiquar Flinkstaedt an die Library of the School of Music, Yale University, New Haven, Connecticut (USA).“[1]
Die zahlreichen weiteren Quellen beinhalten einzelne Stücke oder Abschnitte des Clavierbüchleins. So werden auch Abschriften oder frühe Drucke herangezogen, um den Inhalt zu ergänzen, da unklar ist, ob die fragmentarische Gestalt vieler Stücke dem Zufall oder dem Verlorengehen von Seiten geschuldet ist.
Die meisten Kompositionen stammen von Johann Sebastian Bach, im Notenbüchlein sind aber auch drei Suiten anderer Komponisten enthalten. Zu ihnen gehören J. C. Richter, G. P. Telemann und Gottfried Heinrich Stöltzel, sowie Wilhelm Friedemann Bach selbst.
Die Sätze, die die Herausgeber des Bachwerkeverzeichnisses noch am ehesten mit Johann Sebastian in Verbindung bringen konnten, wurden dort unter dem Titel Neun Kleine Präludien (BWV 924 bis 932) zusammengefasst; auch sie werden von manchen Forschern Wilhelm Friedemann zugeschrieben.
Das Buch beginnt mit einem Vorwort zur Erläuterung der Notenschrift: Zuerst werden die Notenschlüssel erklärt („Claves signatae“, siehe Bild oben), dann die Auflösung von Verzierungen („Explication unterschiedlicher Zeichen, so gewisse manieren artig zu spielen, andeuten“, siehe Bild rechts).
Die Stücke sind im Großen und Ganzen offensichtlich in einer didaktisch sinnvollen Reihenfolge angeordnet. Zu Beginn fallen besonders die Applicatio C-Dur (BWV 994) und das Präludium g-Moll (BWV 930) auf, weil sie die einzigen erhaltenen Beispiele autographer Fingersätze Bachs darstellen. (Bachs einziges anderes Werk mit erhaltenen Fingersätzen ist das C-Dur-Präludium BWV 870a, doch sind sie dort nicht von ihm selbst geschrieben, sondern möglicherweise von Johann Caspar Vogler (1696–1765), Bachs Schüler und Amtsnachfolger in Weimar.[2])
Es folgen einige leichte Einzelsätze – Präludien, Tänze und Choralbearbeitungen – und dann elf Präludien, die später in überarbeiteter Form Teil des Wohltemperierten Klaviers werden sollten. Nach einigen weiteren Einzelsätzen und Skizzen folgen die zweistimmigen Inventionen in Frühfassungen, dann zwei Suiten anderer Komponisten und abschließend die dreistimmigen Inventionen. Bach ordnete die Inventionen hier in Reihenfolge einer auf- und absteigenden Tonleiter, die Präludien des späteren Wohltemperierten Klaviers als zweimalig zur Quart aufsteigende Leiter an.
13 einzelne Sätze:
Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier, 1. Band:
Suite:
Kleine Präludien:
Skizze:
Fuge:
Zweistimmige Inventionen:
Zwei Suiten:
Dreistimmige Sinfonien:
Wolfgang Plath bringt in dem Kritischen Bericht zu dem Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach mehrere Argumente, die den Zweck des Klavierbüchleins als Klavierschule in Frage stellen. So seien die Stücke zu schwer für einen Klavieranfänger (vgl. Nr. 1), Wilhelm Friedemann habe bereits vor Anlegen des Büchleins Klavier spielen können. Auch die Claves signatae oder die Explication unterschiedlicher Zeichen sieht Plath nicht in einem klavierpädagogischen Kontext, sondern diese „ersten kat’exochen didaktischen Einträge mag J. S. Bach sozusagen ‚pro memoria‘ vorgenommen haben, auch wohl zur Illustration der trockenen Manierentabelle.“[4] Ab der Allemande Nr. 6 sei eine erste Kompositionsübung Wilhelm Friedemanns, der weitere folgen sollen (vgl. Nr. 26 und Nr. 2). Abschließend resümiert Plath:
„Ohne jeden Zweifel läßt sich nun schließlich auch erklären, warum die ‚kleinen Formen‘, also Präludien (Praeambula) und Tanzsätze, im Klavierbüchlein dominieren, warum suitenartige Gebilde (eines in kunstvoll verschleiertem, ein anderes in unverhülltem Variationsstil) erst so spät eingeführt werden – und warum die einzige Fuge, die das Klavierbüchlein kennt, zugleich auch die letzte Eintragung von J. S. Bachs Hand ist: der Kompositionslehrgang (nicht also der Klavierunterricht!) schreitet allmählich vom Einfachen zum Komplizierten fort, verharrt bei der Mühe der dreistimmigen Fantasien und schließt an dem Punkt, wo die hohe Kunst der Fuge ins Blickfeld des Schülers tritt. Es ist kein Zufall, daß das Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach auf dieser Stufe seinen Abschluss findet.“[5]
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