Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Spinett
Musikinstrument Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Das Spinett (entweder von it. spina, „Dorn“ oder nach dem venezianischen Instrumentenbauer Giovanni Spinetti (um 1500)) ist eine drei- bis fünfeckige kleine Bauform des Cembalos. Es gehört also zu den Kielinstrumenten, bei denen die Saiten von einem Kiel (Plektrum) über eine von der Klaviatur bediente Zupfmechanik gezupft werden.

Remove ads
Bezeichnung
Die Bezeichnung Spinett ist bis zu einem gewissen Grade verschwommen oder irreführend: Im 16. und frühen 17. Jahrhundert, und auch heute noch je nach Land und Epoche, wurden Virginale oft als Spinett bezeichnet. Dies gilt z. B. für Italien, wo man das Wort spinetta im 16./17. Jahrhundert für Virginale verwendete;[1] in Frankreich meint man bis heute mit dem Wort épinette sowohl Virginale als auch Spinette im engeren Sinne.[2] Zu den zusammengesetzten Instrumentennamen im Französischen gehören épinette à archet, ein 1745 von Renaud aus Orléans entwickeltes Streichinstrument mit Tastatur; épinette muette, ein von Marin Mersenne 1636 so benanntes, leise klingendes Clavichord und épinette des Vosges für eine Bordunzither.[3] In Flandern und Holland hießen Virginale mit der Tastatur links oder in der Mitte spinetten (16./17. Jahrhundert).[4]
Remove ads
Geschichte
Das Spinett im engeren Sinne wird auch als Querspinett bezeichnet[5] und wurde nach heutigem Wissen von Girolamo Zenti (ca. 1609 – ca. 1668) erfunden. Das berichtete 1695 der Musiker, Komponist, Historiker und Architekt Andrea Bontempi.[6] Von Zenti ist auch das früheste dieser Instrumente erhalten, ein kleines Oktavspinett von 1631 im Musée Instrumental in Brüssel.[7] Da er um 1662 und 1666 in Frankreich und 1664 in England war,[8] liegt die Vermutung nahe, dass er das Querspinett auch in diesen Ländern einführte. In Frankreich hieß dieses Instrument espinette á l’italienne (Spinett in italienischer Manier).[9] Es war besonders beliebt in England am Ende des 17. und im 18. Jahrhundert und heißt im englischsprachigen Raum bentside-spinet.[10] Von einigen englischen Cembalobauern sind fast ausschließlich und in relativ großer Zahl Spinette erhalten, z. B. von Stephen Keene (um 1640 – um 1719),[11] oder der Familie Hitchcock.[12][13] Auch von Johann Heinrich Silbermann (1727–1799) sind 14 Spinette erhalten.[14]
Remove ads
Bauweise und Eigenschaften
Zusammenfassung
Kontext
Kennzeichnend für das (Quer-)Spinett sind die schräg-seitlich zur Klaviatur verlaufenden Saiten, was eine platzsparende Bauweise ermöglicht. Im Gegensatz zum Virginal werden die Saiten nahe und parallel der Tastatur angezupft. Alle Tastenhebel sind gleich groß und relativ kurz. Daher ist im Vergleich zum Virginal der Anschlag vor allem in den mittleren und oberen Lagen leichter, angenehm, beweglicher und mit weniger Klopfgeräusch verbunden.
Ein Spinett ist deutlich kleiner als ein Cembalo und im Gegensatz zum letzteren ein Haus- und kein Konzertinstrument. Es ist meist mit nur einem Manual und nur einem Register in der 8'-Lage ausgestattet. Der Klang ist normalerweise silbrig-schillernd und dabei füllig.
Eine beliebte Sonderform waren die Oktavspinette, die kleiner sind und eine Oktave höher in der sogenannten 4-Fuß-Lage (4') klingen. Manche dieser Instrumente haben so kurze Tasten, dass sie vermutlich für Kinder gedacht waren.
Zweimanualige Spinette oder Spinette mit mehr als einem 8'-Register blieben Ausnahmen (siehe Weblinks). Der berühmte Cembalobauer Christofori baute Spinette mit 8'-4'-Disposition – diese nannte er spinettone da teatro (großes Theater-Spinett), weil sie offenbar für den engen Orchesterbereich italienischer Opernhäuser gedacht waren.[15]
Ähnliche Instrumente
- Cembalo
- Klaviziterium/Clavicytherium
- Oktavspinett
- Virginal
Trivia
Als Spinett (engl. spinet) werden auch einige Modelle der Hammond-Orgel bezeichnet.
Weblinks
Commons: Spinett – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Spinett – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Literatur
- Andreas Beurmann: Historische Tasteninstrumente – Die Sammlung Andreas und Heikedine Beurmann im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Prestel, München u. a. 2000.
- Edward L. Kottick: A History of the Harpsichord. Indiana University Press, Bloomington (Indiana) 2003. (engl.; mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis über das Thema Cembalo und andere Kielinstrumente.)
- Edward L. Kottick, George Lucktenberg: Early Keyboard Instruments in European Museums. Indiana University Press, Bloomington/Indianapolis 1997 (engl.).
- Ulrich Michels (Hrsg.): Die Kielinstrumente. In: dtv-Atlas zur Musik. Tafeln und Texte. Systematischer Teil, Bd. 1. München 1994, S. 36.
- Grant O’Brian: Ruckers – A harpsichord and virginal building tradition. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1990.
- Edwin M. Ripin, Denzil Wraight, Darryl Martin: Virginal. In: Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians, Bd. 26, 2. Aufl. 2001, S. 780–788.
- John Henry van der Meer: Cembalo, Klavizitherium, Spinett, Virginal. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG), Sachteil, Bd. 2. Bärenreiter-Verlag, Kassel / J.-B.-Metzler-Verlag, Stuttgart 1995, S. 487–528, hier besonders: S. 487, 492–494.
Remove ads
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads
