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deutscher Wirtschaftswissenschaftler, Gründer des Weltwirtschaftsforums Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Klaus Martin Schwab (* 30. März 1938 in Ravensburg) ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler. Er ist Gründer und geschäftsführender Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums und anderer Stiftungen.
Klaus Schwab wurde als Sohn des Ehepaars Eugen Wilhelm und Erika Schwab, geb. Epprecht, geboren. Die Familie Schwab war 1933 von der Schweiz ins Deutsche Reich gezogen, nachdem Jacob Schmidheiny, Mitbesitzer der Escher Wyss AG, Eugen Wilhelm Schwab als kaufmännischen Direktor seiner Turbinenfabrik in Deutschland eingestellt hatte. Klaus Schwab wurde im katholischen Glauben erzogen.[1] Als deutsch-schweizerische Familie waren die Schwabs privilegiert und durften z. B. in den Ferien in die Schweiz reisen. Die Familie zog zurück in die Schweiz, wo Schwab die 1. und 2. Klasse der Primarschule im Wädenswiler Ortsteil Au ZH besuchte. Später zog die Familie erneut nach Deutschland.[2] Schwab besuchte bis zum Abitur 1957 das Spohn-Gymnasium in Ravensburg.[3]
Er studierte Maschinenbau an der ETH Zürich und wurde dort 1965 zum Doktor der technischen Wissenschaften (Dr. sc. techn.) promoviert.
An der Universität Freiburg studierte er bis 1963 Betriebswirtschaftslehre und wurde dort 1967 zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften (Dr. rer. pol.) promoviert. Als Stipendiat der Rotary Foundation[4] absolvierte er 1966/1967 ein akademisches Jahr an der Harvard Kennedy School, das er mit einem Master of Public Administration (MPA) beendete. Zurück in Europa wurde er bei Escher Wyss tätig, wo er im Vorstand bis 1970 die Integration in die Sulzer AG in Winterthur zu verantworten hatte.
Im Jahre 1971 veröffentlichte er das Buch Moderne Unternehmensführung im Maschinenbau, in dem er erklärt, dass Unternehmen, um langfristig erfolgreich zu sein, nicht nur die Interessen der Aktionäre, sondern aller Interessenten (Stakeholder) bedienen müssten. Im selben Jahr wurde er für das Fach Business Policy als Professor an die Universität Genf berufen, wo er bis 2002 tätig war.
Im Jahre 1998 gründete Schwab mit seiner Frau Hilde die gemeinnützige Schwab Foundation for Social Entrepreneurship, 2004 gründete er mit seinem Preisgeld von einer Million US-Dollar für den renommierten Dan-David-Preis die Stiftung The Forum of Young Global Leaders.
Schwab ist Mitglied von Aufsichtsräten und Verwaltungsräten mehrerer internationaler Unternehmen. Er erhielt zahlreiche Orden und Auszeichnungen und ist Ehrendoktor mehrerer Universitäten. Zudem gehört er dem Lenkungsausschuss (Steering Committee) der Bilderberg-Konferenzen an.
Im Jahre 2020 brachte er sein Wirtschaftsplanungsprojekt mit dem Titel The Great Reset mit Thierry Malleret in Buchform heraus. The Great Reset ist zugleich der Name eines im Mai 2020 unterbreiteten Vorschlags des Weltwirtschaftsforums für eine Wirtschaftsplanung zum nachhaltigen Wiederaufbau der Wirtschaft und der Gesellschaft nach der Covid-19-Pandemie und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise 2020–2021.
Im Jahre 1971 gründete Schwab die gemeinnützige Stiftung European Management Conference, die 1987 in Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) umbenannt wurde. Sie bringt jedes Jahr Führungspersönlichkeiten aus der internationalen Wirtschaft im Schweizer Ort Davos zusammen, ursprünglich, um moderne Managementkonzepte zu diskutieren. Seit 1994 nehmen auch Politiker an dem Treffen teil. Klaus Schwab baute die Stiftung über die Jahre zu einer global agierenden Kommunikationsplattform für wirtschaftliche und politische Eliten und intellektuelle Vordenker aus.
Das jährlich in Davos stattfindende Treffen gilt Globalisierungskritikern als Symbol für die Machtausübung einer neoliberalen Elite über die Köpfe von Betroffenen hinweg und wurde wiederholt zum Ziel von Protestaktionen. Im Jahre 2012 hat Schwab selbst das Thema Kapitalismuskritik auf die Tagesordnung gesetzt.[5]
Das Weltwirtschaftsforum organisiert darüber hinaus regionale Konferenzen weltweit und publiziert Reports. Der erste war 1979 der Global Competitiveness Report, den das Weltwirtschaftsforum seitdem jährlich herausgibt. Er berichtet über die Wettbewerbsfähigkeit der betriebswirtschaftlichen Praxis in aller Welt.
Im Mai 2024 gab Klaus Schwab bekannt, sich aus dem Tagesgeschäft des Weltwirtschaftsforums zurückzuziehen, was Fragen über die Zukunft der Davos-Konferenz aufwarf.[6]
Schwabs Vater Eugen hatte schweizerische Wurzeln und wurde 1899 in Roggwil im Kanton Bern geboren. Schwabs Großmutter väterlicherseits war Schweizerin, sein Großvater väterlicherseits stammte aus Karlsruhe, weshalb Klaus Schwabs Vater das Bürgerrecht des damaligen Großherzogtums Baden erhielt und in Karlsruhe aufwuchs.
Schwabs älterer Halbbruder und sein jüngerer Bruder sind Schweizer, während er einer der ganz wenigen in der Familie ohne Schweizer Bürgerrecht ist. 1950 versuchte Eugen Schwab von Deutschland aus Schweizer zu werden, wozu er einen Antrag auf Anwendung einer Sonderbestimmung im Staatsbürgerrecht stellte, der zu einem Verfahren bis zum Bundesgericht in Lausanne führte. Der Antrag wurde abgelehnt und Schwabs Vater wurde aufgefordert, den Weg über das normale, kompliziertere Einbürgerungsverfahren zu gehen. Dieses Fiasko sei der Grund, warum Klaus Schwab nie den Schweizer Pass beantragt hat.[3]
Schwab ist seit 1971 mit Hilde Schwab verheiratet. Das Ehepaar lebt in der Schweiz und hat zwei erwachsene Kinder, Nicole Schwab, Mitbegründerin des Gender Equality Project im Jahr 2009, und Olivier Schwab, der mit einer Chinesin verheiratet ist und das WEF-Büro in Peking leitet.[7][8]
Der Kanton Graubünden wollte Klaus Schwab für seine Verdienste das Schweizer Bürgerrecht und damit den Schweizer Pass gestützt auf das kantonale Bürgerrechtsgesetz verleihen. Im September 2019 brachte der Schweizer Bundespräsident, Ueli Maurer (SVP), die Idee im Bundesrat ein. Obschon Schwabs Vater in der Schweiz geboren wurde und seine Mutter Zürcherin war, konnte die designierte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (SP) sich nicht für die Idee erwärmen. Nach Medienberichten geschah dies neben rechtlichen auch aus politischen Gründen, weil Schwabs Weltwirtschaftsgipfel (WEF) in ihrer Partei (SP) verpönt sei. Neben der SP war auch SVP-Parteipräsident Albert Rösti dagegen, er fand eine staatliche Ehrung sei «unschweizerisch». Auch das Bundesamt für Justiz aus dem Departement von Karin Keller-Sutter (FDP) lehnte die Bürgerrechtsvergabe ab.[8]
Am 29. Juni 2024 veröffentlichte das The Wall Street Journal einen Artikel, verfasst von den Reportern Shalini Ramachandran und Khadeeja Safdar, in dem behauptet wird, dass WEF-Gründer Klaus Schwab von ehemaligen WEF-Mitarbeitern beschuldigt wird, in zwei Fällen sexuelle Belästigung begangen zu haben. Darüber hinaus behauptet eine ehemalige Mitarbeiterin, dass sie nach einer kurzen Probezeit aus ihrer Rolle als Leiterin einer Initiative für Start-ups „herausgedrängt“ wurde, nachdem sie Schwab mitgeteilt hatte, dass sie schwanger sei. Schwab sei verärgert darüber gewesen, dass sie nicht in der Lage wäre, im gleichen Tempo weiterzuarbeiten, sagten Personen, die mit dem Vorfall vertraut sind, und teilte ihr mit, dass sie für ihre neue Führungsrolle nicht geeignet sei. Ein weiterer Vorwurf war, dass Schwab die Entlassung aller Personen über 50 Jahre beim WEF angeordnet habe, was der damalige Personalchef Paolo Gallo verweigerte. Daraufhin habe Schwab Gallo angeblich entlassen. Der Artikel ging dann auf angebliches Fehlverhalten anderer hochrangiger WEF-Mitarbeiter ein, das nicht direkt mit Schwab in Verbindung stand. Der WSJ-Artikel zitierte die Reaktion des WEF auf die spezifischen Vorwürfe gegen Schwab, die die Autoren vor der Veröffentlichung des Artikels gesammelt hatten, wie folgt: „Schwab hat niemals sexuelle Annäherungsversuche gegenüber einem Mitarbeiter gemacht, und die Anschuldigungen der Frauen waren vage und falsch“ und dass „Herr Schwab sich nicht und hat sich niemals so vulgär verhalten, wie Sie es beschreiben“.[9] Drei Tage später wurde der WSJ-Artikel separat und jeweils in den Schweizer Tageszeitungen Tages-Anzeiger und Neue Zürcher Zeitung berichtet, wobei das WEF weiter kommentierte, dass „es zutiefst enttäuschend ist, dass das WSJ nachweislich falsche Anschuldigungen gemacht hat“ und dass es eine Null-Toleranz-Politik für derartiges Fehlverhalten gebe.[10][11]
In der Folge dieser Enthüllungen spekulierten einige Kommentatoren über die Zukunft des WEF.[12]
Während Schwab öffentlich die Auffassung vertritt, dass zu hohe Managergehälter „nicht mehr sozial verträglich“ seien,[13] wurde sein eigenes Jahressalär von rund einer Million Schweizer Franken wiederholt von den Medien thematisiert. Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) reflektierte diese Gehaltshöhe im Zusammenhang mit den laufenden öffentlichen Zuschüssen an das WEF und der Tatsache, dass das Forum keine Bundessteuern zahlt.[14] Die Süddeutsche Zeitung kritisierte, das WEF sei zu einer wie ein Familienunternehmen geführten „Gelddruckmaschine“ geworden.[15] Zudem kritisierte der ehemalige Frankfurter-Allgemeine-Zeitung-Journalist Jürgen Dunsch, dass die Finanzberichte des WEF als Institution unter der Leitung von Klaus Schwab wenig transparent seien, da weder Einnahmen noch Ausgaben aufgeschlüsselt würden.[15]
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