Presbyter
Kirchenältester, Laie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Presbyter (von altgriechisch πρεσβύτερος presbýteros, deutsch ‚Älterer‘) ist die Bezeichnung eines Leitungsamtes der frühen Christengemeinden. Aus diesem Amt entwickelte sich in den vorreformatorischen Kirchen das Amt des Priesters als zweite Stufe des dreistufigen Weihesakraments. Das deutsche Wort Priester und seine europäischen Entsprechungen sind aus dem griechischen Wort hervorgegangen. In den reformatorischen Kirchen (einschließlich der anglikanischen) entwickelte sich, ausgehend von Calvins Vierämterlehre, durch Anknüpfung an das neutestamentliche Amt ein Leitungsamt, das in manchen Kirchen mit dem Fremdwort Presbyter bezeichnet ist, während in anderen Ältester (bzw. Entsprechungen wie englisch elder, französisch ancien, niederländisch ouderling) gebräuchlich ist. Die Presbyter, Ältesten o. ä. als gewählte Vertreter der Gemeinde bilden mit dem Pfarrer oder den Pfarrern die Kirchengemeindeleitung; für dieses Gremium werden im deutschen Sprachraum neben Presbyterium auch die Begriffe Kirchengemeinderat, Gemeindekirchenrat, Leitungskreis (vor allem im evangelikalen Bereich) oder Kirchenvorstand verwendet.
Älteste gab es bereits in der frühen Zeit der Geschichte Israels. In 4 Mos 2 EU werden die Fürsten der zwölf Stämme, die Häupter der Geschlechter sowie die Erstgeborenen und Stammhalter der einzelnen israelitischen Familien als Älteste bezeichnet. Sie bildeten gemeinsam eine Art Repräsentanz des Volkes und waren gleichzeitig die Ordnungshüter der vorstaatlichen Gesellschaft. Ein Ältestenamt ähnlicher Form gab es nach biblischen Aussagen auch bei den Ägyptern (1 Mos 50,7 EU), bei den Ismaelitern (1 Mos 25,16 EU) und wahrscheinlich auch bei den Edomitern (1 Mos 36 EU) und anderen Volksgruppen jener Zeit.
Zunächst waren die Ältesten – daher der Begriff – wirklich die Betagten. Alten Menschen wurde besondere Hochachtung der Gesellschaft zuteil. Gleichzeitig galt das Altwerden als ein besonderer göttlicher Segen und als Belohnung der Frömmigkeit eines Menschen (zum Beispiel Gen 15,15 EU). Hierin wurzelte die Autorität der Ältesten.
Neben diesen Ältesten, die die alte patriarchalische Familienordnung hervorgebracht hatte, finden wir in der Bibel auch eingesetzte und berufene Älteste. Den ersten biblischen Beleg dafür bietet 2 Mos 18,13 EU: Auf den Rat seines Schwiegervaters Jethro setzt Mose am Sinai „redliche Leute, die Gott fürchten“, als Älteste ein – und zwar jeweils über tausend, hundert, fünfzig und zehn Volksangehörige. So entstand ein von der patriarchalischen Ordnung unabhängiges Leitungsamt. Das Alter der vom Volk vorgeschlagenen und von Mose feierlich eingesetzten Ältesten war also nicht mehr das entscheidende Kriterium. Während des Aufenthaltes in der Wüste beruft Mose aus der großen Menge der Ältesten ein Gremium der „Siebziger“, als „Bundesrat“ des gesamten Volkes und gleichzeitig als Gehilfen des Mose.
Nach der Landnahme fiel den Ältesten des Volkes mehr und mehr die Aufgabe zu, als kommunale Verwalter, Richter und Katasterbeamte für Ordnung zu sorgen. Sie trafen sich zu öffentlichen Sitzungen und Verhandlungen in den Toren der Stadt. Hin und wieder wird auch von Treffen der Dorf- und Stadtältesten in Form eines nationalen Gremiums berichtet (1 Sam 4,3 EU; 8,4 EU; 15,30 EU u. a.). In der Zeit der Könige werden diese Nationalversammlungen als eine Art Staatsrat interpretiert, der dem König beratend zur Seite stand.
Nach dem Babylonischen Exil bildeten die Ältesten gemeinsam mit den Priestern den sogenannten Hohen Rat (Esra 10,8.4 EU). Dieser Rat hatte die höchste Gewalt in Sachen des religiösen und des bürgerlichen Rechts. Er hatte gleichzeitig über die Reinhaltung der Lehre zu wachen.
Auch in der jüdischen Diaspora kam es nach der babylonischen Gefangenschaft zur Einrichtung des Ältestenamtes. Älteste waren hier die Leiter der jüdischen Diasporagemeinden.
Die neutestamentliche Gemeinde übernahm das Ältestenamt Israels, wobei sie sich besonders an der Leitungsstruktur der jüdischen Diasporagemeinde orientierte. Zuerst erfahren wir von christlichen Ältesten, als die Gemeinde in Antiochia beschließt, aufgrund einer kommenden Hungersnot Gaben an die Brüder in Judäa zu schicken (Apg 11,30 EU), später hören wir auch von Ältesten in der Jerusalemer Urgemeinde (Apg 15,2.4 EU; 21,18 EU). Sie wurden von den Aposteln berufen und eingesetzt – wohl mit Zustimmung der Gemeinde (2 Kor 8,19 EU). Deutlich wird, dass zur Zeit des Neuen Testaments niemals ein Ältester alleine die Gemeinde leitet, sondern immer ein Ältestenkollegium. Die Begriffe „Ältester“ und „Bischof“ werden übrigens synonym gebraucht (Apg 20,17.28 EU; Tit 1,5.7 EU; vgl. Phil 1,1 EU; 1 Tim 3,1.8 EU).
Aufgaben der Ältesten waren unter anderem:
Sie sollten bei allen Vollmachten nicht Herrscher, sondern Diener aller Gemeindemitglieder sein. Neutestamentliche Voraussetzungen für die Übernahme eines Ältestenamtes sind nach Tit 1,5ff EU:
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