Am 23. Oktober 1886 wurde Karol Schenker als Sohn des Steuerinspektors Jakob Schenker und Rosa Schenker (geb. Schleisberg) geboren. Nach dem Umzug der Familie nach Lemberg wurde Schenker um 1900 Mitglied der Freunde der Künstlerischen Fotografie und beteiligte sich seit 1904 regelmäßig an den Ausstellungen des Vereins. Bereits im Alter von 18 Jahren stellte er auf der Internationalen Allgemeinen Fotografie-Ausstellung für Amateurfotografie in Krakau seine Arbeiten aus. In der Kategorie Amateurfotografie wurde er mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.[4]
Es wird angenommen, dass Schenker an der Technischen Universität Lemberg studiert hat.[4] Gemeinsam mit dem Fotografen Eduard Wasow betrieb er 1910 für einige Monate ein Fotoatelier in München, bevor er 1911 nach Berlin zog und am Kurfürstendamm 29 ein eigenes Atelier eröffnete. Karl Schenker arbeitete ab dieser Zeit für den Ullstein-Verlag, der in seiner Zeitschrift Die Dame regelmäßig seine Fotografien publizierte. Gleichzeitig fertigte er zahlreiche Porträtfotografien für Privatpersonen und Künstler an. Karl Schenker nahm regelmäßig an nationalen und internationalen Fotografieausstellungen teil, unter anderem 1913 am Londoner Salon of Photography und 1914 an der Kölner Werkbundausstellung. In seinem Atelier arbeiteten 1913 unter anderen die in Wien ansässigen Fotografen Madame d’Ora und Arthur Benda, bei denen er 1916 in Wien zu einem Arbeitsbesuch weilte. Im selben Jahr begann er die Lehrtätigkeit in seinem Atelier und im Berliner Lette-Verein. Zu seinen Schülern zählten der niederländische Fotograf Richard Polak und Toni Arens-Tepe.[4]
Am 16. März 1915 heiratete er die russische Chemikerin Olga Labenskaja, die er in den folgenden Jahren häufig porträtierte. Das Ehepaar ging nach wenigen Jahren getrennte Wege.
Karl Schenker war eines der Gründungsmitglieder der 1919 gegründeten Gesellschaft Deutscher Lichtbildner (GDL). Für die Ufa-Filme Bismarck und Fridericius Rex fertigte er begleitende Bildmappen mit Porträts an. 1920 zog er in ein komfortableres Atelier am Kurfürstendamm 6 um. Sein altes Studio übernahm die Malerin Jeanne Mammen, die hier bis zu ihrem Lebensende gewohnt und gearbeitet hat. Anfang der 1920er Jahre beteiligte sich Schenker an vielen renommierten Fotografieausstellungen, unter anderem an den jährlich stattfindenden Ausstellungen der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner, der Ausstellung Berliner Photographie und der Deutschen Gewerbeschau in München. In dieser Zeit porträtierte er auch Leni Riefenstahl, die damals am Kurfürstendamm in der Tanzschule Helene Grimm-Reiter unterrichtete. Das Porträt erschien als Titelseite der Zeitschrift Uhu am 1. Oktober 1924. Von 1922 bis 1924 arbeitete Eleonore Feininger, die Tochter von Lyonel Feininger und Clara Fürst als Schülerin in Schenkers Atelier.[4]
1923 lernte Schenker bei einer Auftragsarbeit die Wienerin Lilli Behrend kennen, die er kurze Zeit später heiratete. In diesen Jahren konzentrierte sich Schenker auf die Porträt- und Modefotografie. 1925 siedelte das Ehepaar nach New York über, und der Fotograf Mario von Bucovich übernahm Schenkers Berliner Fotoatelier. In Amerika arbeitete Schenker vorwiegend als Maler und Zeichner wieder unter seinem Geburtsnamen Karol Schenker. Auf einer ihm gewidmeten Ausstellung in den Gainsborough Galleries zeigte er einen Bildzyklus, der unter anderem Porträts von Enrico Caruso, Giacomo Puccini und Gerhart Hauptmann beinhaltete.[4]
Im November 1930 kehrte die Familie nach Berlin-Tiergarten zurück, und Schenker nahm die Arbeit für den Ullstein-Verlag wieder auf. Neben Modefotografien für die Zeitschrift Die Dame publizierte er auch wieder in dem Monatsmagazin Uhu. 1932 lernte er Ruth Elisabeth Engel kennen, die dann als Mitarbeiterin in seinem Atelier tätig war.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde der Ullstein-Verlag „arisiert“ und die Zeitschrift Uhu bereits 1933 eingestellt. Für Karl Schenker wurde es schwieriger, seinen Lebensunterhalt in Berlin zu bestreiten. In der Zwischenzeit verwitwet, musste er nach London reisen, um am 10. Dezember 1936 Ruth Engel heiraten zu können, da dies in Deutschland zu dieser Zeit für den jüdischen Künstler nicht mehr möglich war. Am 15. Februar 1938 wurde Karl Schenker wegen „unvorschriftsmäßigen Verhaltens im öffentlichen (Straßen-) Verkehr“ aus dem Deutschen Reichausgewiesen. Die Familie emigrierte nach London, wo er 1938 ein Fotoatelier für Mode-, Porträt- und Farbfotografie, Retusche, Zeichnung und Werbung eröffnete. Zu seinen Kunden zählten auch in London zahlreiche Prominente, unter anderen die Ralleyfahrerin Jaqueline Evans und der australische Premierminister John Curtin.[4]
In New York widmete sich Schenker fast ausschließlich der Porträtmalerei.[4] Er zeichnete überwiegend Aristokraten, Künstler und Damen der Gesellschaft sowie seine zweite Frau Lilly. Nach seiner Rückkehr nach Berlin widmete er sich ab 1930 inszenierten Mode-, Werbe- und Porträtaufnahmen, die er als Photoregie-Arbeiten bezeichnete.[8] Er wurde von Kaufhäusern, unter anderem vom Kaufhaus Nathan Israel und Modejournalen gebucht, um Katalog- und Werbeaufnahmen zu erstellen. Auch nach seiner Emigration nach England arbeitete er auch in London wieder als Porträtfotograf und Maler.
Ausstellungen (Auswahl)
Internationale Allgemeine Fotografie-Ausstellung für Amateurfotografie, Krakau 1911, Silbermedaille
Internationale Ausstellung für Bildnis- und Figurenbild, Hamburg 1911
Allgemeine Deutsche Photografische Ausstellung, Heidelberg 1912, Ehrenpreis