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deutscher Jurist und Politiker (ZENTRUM), Oberbürgermeister von Koblenz (1919–1931) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Karl Russell, auch Carl Russel (* 15. Januar 1870 in Recklinghausen; † 4. Januar 1950 in Bad Godesberg) war ein deutscher Jurist und Politiker (Zentrum). Von 1919 bis 1931 war er Oberbürgermeister von Koblenz.
Karl Russell war Sohn eines herzoglich-arenbergischen Hofkammerpräsidenten und studierte Rechtswissenschaften in München, Marburg sowie in Berlin, bevor er am 3. Juni 1896 die große Staatsprüfung ablegte. Danach arbeitete er bis 1905 als Staatsanwalt in Hagen, bis 1912 als Syndikus des Industriekreises Recklinghausen und bis 1919 als Bürgermeister in Buer.
Nach dem frühen Tod von Bernhard Clostermann wurde Russell am 16. Juni 1919 vom Koblenzer Stadtrat zum neuen Oberbürgermeister gewählt. Nach der Amtseinführung am 1. August 1919 war seine Dienstzeit von der amerikanischen Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg (vom 12. Dezember 1918 bis 24. Januar 1923) und der darauf folgenden französischen Besatzung (bis 30. November 1929) geprägt. Neben der alliierten Rheinlandbesetzung war auch die Inflation bis 1923 ein großes Problem. Die Stadt selbst gab 80 verschiedene Notgeldscheine mit der Unterschrift des Oberbürgermeisters aus. Koblenz litt in dieser politisch wie wirtschaftlich unruhigen Zeit der Besatzung, den damit einhergehenden Einquartierungen, die eine größere Wohnungsnot nach sich zogen, und den Requirierungen. Zeitweise waren bis zu 7.000 französische Soldaten in der Stadt stationiert. Hinzu kam die aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags durchzuführende Entfestigung der preußischen Festung Koblenz. Unter anderem durch den Einsatz des US-Generals Henry Tureman Allen konnte die Festung Ehrenbreitstein ihrer Schleifung entgehen.
Weiterhin fielen in seine Amtszeit die Ereignisse rund um die Rheinische Republik, in deren Folge Russell am 23. Oktober 1923 auf Weisung der französischen Besatzung das besetzte Rheinland verlassen musste. Erst nach fast zehnmonatiger Verbannung konnte Russell am 10. Juli 1924 nach Koblenz zurückkehren und seine Arbeit wieder aufnehmen. Er eröffnete 1925 die „Reichsausstellung Deutscher Wein“ in Koblenz. Das Weindorf ist bis heute vom Veranstaltungsgelände erhalten geblieben. Nach der Zustimmung durch das preußische Innenministerium wurde am 14. Mai 1926 die Schreibweise der Stadt von „Coblenz“ in „Koblenz“ geändert. Russell war auch besorgt um das Gesundheitswesen in der Stadt. Er kaufte in Moselweiß den Kemperhof, ein vom Männerorden der Zisterzienser als Waisenhaus und Schule genutztes Hofgut. Hier entstand ein modernes Krankenhaus, da das alte Bürgerhospital in der Kastorstraße nicht mehr den Anforderungen der Stadt genügte. Am 1. Oktober 1923 wurde auf Bestreben des Oberbürgermeisters Wallersheim nach Koblenz eingemeindet. Auf eine Anregung Russells geht das 1928 eingeweihte Joseph-Görres-Denkmal in den Rheinanlagen zurück.
Das Ende seiner Amtszeit fiel wie schon der Beginn in politisch und wirtschaftlich unruhige Zeiten. Obwohl am 30. November 1929 die französische Besatzung das Rheinland vorzeitig räumte, konnte die Stadt nicht mehr von der neu gewonnenen Freiheit profitieren. Aus Anlass der Befreiungsfeierlichkeiten empfing der Oberbürgermeister am 22. Juli 1930 Reichspräsident Paul von Hindenburg in Koblenz. Der Tag endete mit einer Katastrophe. Nach dem Feuerwerk brach eine Schwimmbrücke in Lützel zusammen, 38 Menschen fanden dabei den Tod.[1] Die Weltwirtschaftskrise riss Koblenz noch weiter in den Strudel hinein, in den es durch Besatzung, Ruhrkampf usw. schon hineingeraten war.
Am 31. Juli 1931 ging Russell in den Ruhestand. Kurz zuvor hatte der Stadtrat ihn zum Ehrenbürger der Stadt Koblenz ernannt, welche ihm die Nationalsozialisten nach der Machtübernahme 1933 kurzerhand aberkannten. Wegen eines Formfehlers erhielt Russell die Würde jedoch wenig später wieder zurück.[2] Seinen Lebensabend verbrachte er in Bad Godesberg, wo er am 4. Januar 1950 verstarb. Karl Russell wurde auf dem Zentralfriedhof in Bad Godesberg begraben.
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