Sein eigener Aufenthalt in Südindien zwang ihn zu intensiven Auseinandersetzungen mit dem Umgang der Lutherischen Gemeinden mit dem sogenannten Kastenstreit, wobei er einen „mittleren“ Standpunkt einnahm (die Kaste sei als „ein zwischen Göttlichem und Dämonischem liegendes natürliches Reich“ anzusehen),[1] wie auch mit den Spannungen zu anderen Protestantischen Missionsgesellschaften. In der Folge verfasste er Werke in Tamil und übersetzte mehrere Texte ins Deutsche, darunter den tamilischen Tirukkural (1856).
Als erster Deutscher wurde Graul 1864 in Erlangen mit der Habilitationsschrift Über Stellung und Bedeutung der Mission im Ganzen der Universitätswissenschaften Dozent für Missionswissenschaft und wurde damit der Begründer der neueren deutschen Missionswissenschaft.
Übersetzung von Dante Allghieri’s Göttlicher Komödie; 1843. (Elektronischer Text auf www.dantealighieri.dk)
Unterscheidungslehren der verschiedenen christlichen Bekenntnisse; 1845
Die Ev.-Luth. Mission an die ev-luth. Kirche aller Lande; 1845
Explanations concerning the principles of the Leipzig Society with regard to the Caste-Question; Madras 1851
Reise nach Ostindien, 5 Bände; 1854–56
Bibliotheca Tamulica sive Opera Praecipia Tamuliensium, 4 Bände
Band 1: Tamulische Schriften zur Erläuterung des Vedanta-Systems oder der rechtgläubigen Philosophie der Hindus. Übersetzung und Erklärung von Karl Graul. Leipzig 1854. (Digitalisat)
Band 2: Kaivaljanavanīta. A Vedanta Poem. The Tamil Text with a Translation and Glossary and Grammatical Notes. Leipzig/London 1855. (Digitalisat)
Band 3: Der Kural des Tiruvalluver. Ein gnomisches Gedicht über die drei Strebeziele des Menschen. Übersetzung und Erklärung von Karl Graul. Leipzig 1856. (Digitalisat)
Band 4: Kural of Tiruvalluver. High-Tamil Text with Translation into Common Tamil and Latin, Notes and Glossary. Leipzig 1865. (Digitalisat)
Outline of Tamil Grammar; 1855
Die christliche Kirche an der Schwelle des irenäischen Zeitalters; 1860
Die Stellung der evangelisch-lutherischen Mission in Leipzig zur ostindischen Kastenfrage; 1861
Über Stellung und Bedeutung der christlichen Missionen im Ganzen der Universitätswissenschaften; 1864
Indische Sinnpflanzen und Blumen zur Kennzeichnung des indischen, vornehmlich tamulischen Geistes; 1864
Werner Raupp (Hrsg.): Mission in Quellentexten. Geschichte der Deutschen Evangelischen Mission von der Reformation bis zur Weltmissionskonferenz Edinburgh 1910, Erlangen/Bad Liebenzell 1990 (ISBN 3-87214-238-0 / 3-88002-424-3), S. 336–343 (Einl.; Texte: a) Stellung zur Kastenfrage, 1861, S. 1–11; b) Mission im Ganzen der Universitätswissenschaften, 1864, S. 4–14.; Lit.).
Arno Lehmann: Ein deutscher Dravidologe des 19. Jahrhunderts. In: Wissenschaftliche Zeitung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, XIII. Jg. 1964 Heft 9/10 Seite 605–612.
Carl Ihmels, Carl Paul, August Cordes: D. Karl Graul – Zum Gedächtnis. Reden bei der Gedächtnis-Feier in Leipzig am 1. Februar 1914. 48 Seiten, Leipzig 1914
Suche nach Karl Graul im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz(Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und SBB=1 setzen)
E.v.F.: Nachruf; in: Illustrirte Zeitung Nr. 1120 vom 17. Dezember 1864; S. 423; elektronische Wiedergabe auf www.dantealighieri.dk (Miscellaneous).