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Sinologin, Übersetzerin, Tänzerin und Discjockey Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Karin Betz (* 7. März 1968 in Hanau) ist Sinologin, Übersetzerin, Tänzerin und DJ.
Karin Betz studierte Sinologie, Germanistik, Philosophie und Politik in Frankfurt am Main, Chengdu und Tokio.[1] Als Sinologin übersetzt sie seit 2008 chinesische Literatur ins Deutsche[2] und hat bereits bedeutende Arbeiten von Liu Cixin, Liao Yiwu und des chinesischen Literaturpreisträgers Mo Yan auf Deutsch herausgegeben. In einem Interview sagte sie, die Verleger suchten nach einem chinesischen Murakami Haruki. Selbst Romane von bekannten chinesischen Autoren wie Mo Yan tun sich noch schwer, westliche Leser zu finden, aber es gibt eine langsam größer werdende Gruppe von Literaturfreunden, die durch das Lesen chinesischer Romane mehr über China erfahren wollen.[2]
Laut Betz ist es eine Herausforderung, dass chinesische Romane in der Regel in der deutschen Übersetzung mehr als 400 Seiten lang sind und von westlichen Lesern nicht als sehr modern angesehen werden. Die chinesische Literatur verwendet nach wie vor viele Sprichwörter und Gedichte, altmodische Witze und Namen von historischen Persönlichkeiten, die den westlichen Lesern unbekannt sind.[2] Ähnlich wie in Japan spielt in China der Patriotismus noch eine große Rolle. Autoren werden von asiatischen Literaturkritikern oft daran gemessen, wie gut sie die Traditionen des Landes vertreten. Klassische Zitate und Floskeln lassen sich nur schwer übersetzen und interpretieren. Daher werden solche Bücher nur von einem kleinen Kreis gelesen und verstanden.[3]
Karin Betz übersetzt nicht das Wort, sondern dessen Bedeutung. Sie will, dass die deutsche Übersetzung beim Leser dieselbe Wirkung hat wie das chinesische Original. Daher lässt sie sich zum Übersetzen eines Romans oft ein bis drei Jahre Zeit, ringt um jede Vokabel, bis sie eine gute Lösung findet, die auf ihrem Gefühl für den Text und ihrer Interpretation des Gesamtwerks beruht.[4] Die Figuren in chinesischen Romanen sprechen auf Chinesisch mit verschiedenen Stimmen: In Mo Yans Die Sandelholzstrafe verwenden eine zarte Frau, ein großer Staatsmann oder ein tollpatschiger Metzgermeister ganz unterschiedliche Sprechweisen, denen Karin Betz im Deutschen gerecht werden musste.[5]
Da die deutschen Verleger die Bücher in der Regel nicht in der Originalsprache lesen können, zögern sie oft, die Übersetzung von chinesischen Büchern zu bestellen. Sie bestellen eine deutsche Übersetzung in der Regel erst, wenn es bereits eine englische Übersetzung gibt, die sich mehr oder weniger gut verkauft.[2]
Außer Chinesisch und Japanisch spricht Karin Betz unter anderem auch Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch.[6][7] Sie liest ihre Übersetzungen gelegentlich vor oder nimmt an Veranstaltungen zu den von ihr übersetzten Werken teil.[8]
Betz ist seit 2019 Mitglied im redaktionellen Beirat der Zeitschrift „Übersetzen“ des VdÜ. Sie ist Mitglied der Jury zur Verleihung des Paul-Celan-Preises des Deutschen Literaturfonds.
Bei einem Forschungsaufenthalt in Japan hat Karin Betz über die Musik von Astor Piazzolla den Tango Argentino für sich entdeckt. 2001 folgte die erste Reise nach Buenos Aires. Seither tritt sie als Tänzerin und DJ auf. Sie lebt in Frankfurt am Main, wo sie regelmäßig die Milonga Pan y Tango veranstaltet und Tangogedichte übersetzt.[9]
Tango ist für sie mehr als Musik, mehr als Bewegung. Er steht metaphorisch für alles Unergründliche: Liebe, Sehnsucht, Lebensgier, Erinnerung.[10] In ihrem Buch Tango fatal: Geschichten vom Tanz der Leidenschaft stellt sie sechzehn Texte von Henning Mankell, Julio Cortázar, M. A. Numminen, Jorge Luis Borges, Elsa Osorio und weiteren vor.
In einer an der Shanghai International Studies University durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchung der von Karin Betz herausgegebenen deutschen Übersetzung von Mo Yans Roman Die Sandelholzstrafe wird die deutsche Ausgabe als eine gelungene Übersetzung bewertet, die als Vorbild beim literarischen Übersetzen dienen kann. Da Karin Betz bei der Wahl zwischen Domestication und Foreignization die Foreignization bevorzugt, wird Werner Kollers Forderung nach den fünf unterschiedlichen Äquivalenzen zwischen der Ausgangssprache und Zielsprache erfüllt, und der Inhalt und auch der Stil des Originals bleiben in ihrer deutschen Übersetzung so weit wie möglich erhalten.[11]
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