Kapf liegt zwischen Alfdorf und Vordersteinenberg auf einer Kuppe über dem Leintal, nördlich des Flusses. Der Ort und die benachbarten Höfe und Mühlen zählen zum Streusiedlungsgebiet des Welzheimer Walds.
Ersterwähnung
1342 wird ein Chúnradt der Heldening von „Kapff“ erwähnt.[1]
Herrschaft
„Der befestigte Hof Kapf kontrollierte die Straße von Lorch nach Gaildorf, welche bei der Strübelmühle den Fluß überschritt. Er hatte für die Schenken von Limpurg hohe strategische Bedeutung, da er seit 1435 der südwestlichste Punkt ihres Wildbanns sowie des Gerichtsbezirks von Seelach war“, schreibt Wolfgang Runschke.[2] Er schließt sich damit an Ausführungen von Hansmartin Decker-Hauff 1949 an: „Hof Kapff ist eine mittelalterliche Wehranlage zur Sperrung der Straße vom Remstal ins Kochertal, von Lorch nach Gaildorf; er liegt genau dort, wo die Straße nach Überschreitung der Lein auf deren Nordufer den Berg hinaufsteigt und das Herrschaftsgebiet der Limpurger betritt. Der feste Hof stellt an strategisch wichtiger Stelle als südlicher Wachtposten der Herrschaft der Schenken von Limpurg, seine ganze Anlage ist wehrtechnisch aus seiner Stellung zur Straße und zur Lein erklärbar“.[3]
1435 überließen die Brüder Konrad IV., Friedrich V. und Konrad V. von Limpurg dem Klaus Schenk den Hof Kapf und eine Fischenz (Fischrecht) in der Lein gegen 200 Gulden. Alle bisherigen Pachtzinsen entfielen. Nach Decker-Hauff erwarben die Schenken von Limpurg nach 1478 den Hof zurück und teilten ihn unter zwei Maiern auf, den 1574 genannten Kapffmeyern.[4] Nach Rudolf von Andler waren in Kapf jeweils 1574 und 1576 ansässig: Paulin Kapffmaier, Wolf Kapffmaier, schenkischer Untertan und Maier in Kapf.
1808 gab es in Kapf neben dem Stab Spraitbach noch das Limpurg-Gaildorf-Wurmbrandische Patrimonial-Land-Obervogteiamt Gaildorf, zu dessen Oberem oder Gschwender Amt die Schultheiserei Gschwend mit Kapf zählte.[7] 1833 verzichtete das fürstliche Haus Solms-Braunfels als Teilhaber des Wurmbrandischen Anteils der Grafschaft Limpurg-Gaildorf auf die Ausübung der Polizeigewalt unter anderem in Kapf.[8]
Limpurg mit 1 (früh aufgeteilten) Hof und 3 Selden.
Der große Lorcher Hof gehörte zu den sogenannten Siebzehner-Gütern. 1576 hatte ihn Veit Weller und Frau inne.[10]
Nach dem Lorcher Lagerbuch 1576 bestand der Weiler damals aus vier Höfen, die teils Limpurg, teils dem Kloster Lorch gehörten.[11]
Zum Patrimonialamt des Freiherren vom Holtz in Alfdorf gehörte 1808 als „außeramtliche Filiale“ Kapf, was den Schluss zulässt, dass mindestens ein Untertan des Freiherren in Kapf lebte.[12]
Einwohnerzahlen
1539 gab es in Kapf vier Häuser und etwa 24 Kommunikanten. Zum Vergleich: Alfdorf 213, Vordersteinenberg 30 Kommunikanten.[13]
Aus dem um 1500 angelegten „Roten Buch“ des Klosters Lorch (im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt) erfährt man, dass es in Kapf eine der Großpfarrei Lorch zugeordnete Kapelle gab, die Peter von Kapf (eventuell um 1480) gestiftet hat. Die Seelsorge übernahm alle 14 Tage der Frühmesser von Alfdorf. Als Kapellenpatrone werden angegeben: Maria, Jacobus, Wendelin, Katharina und Barbara. Die Kirchweihe wurde am Sonntag nach dem Fest des Heiligen Ulrich begangen.[21] Eine Aufzeichnung des Lorcher Mönchs Augustin Seiz um 1515 weist die Siedlung Capff der zweiten klösterlichen Pfründe in Lorch zu.[22]
Die limpurgische Obrigkeit und die beiden anderen Grundherrschaften (württembergisches Klosteramt Lorch, Freiherren vom Holtz in Alfdorf) schlossen sich der Reformation an. Daher gab es bis ins 19. Jahrhundert keine Katholiken im Ort. In der Pfarrbeschreibung von 1828 ist von 93 Evangelischen die Rede; Katholiken gab es keine.[23] 1874 kamen auf 133 Evangelische 9 Katholiken.[24] Noch 1936 waren von den 110 Einwohnern 109 evangelisch, nur einer katholisch.[25]
Der auf die Siedlung übertragene Flurname bezeichnet häufig Aussichtsberge.[26]
Namensformen
Es wurden alle von Lutz Reichardt 1993 veröffentlichten Belege berücksichtigt und durch weitere Nachweise ergänzt.
1342 „Kapff“ (Ersterwähnung in einer Urkunde, siehe oben).
Als mundartliche Form erhob Lutz Reichardt: „khapf“.
Flurnamen
Aufgrund der topographischen Karte 7124 gab Reichardt zwei mit dem Ortsnamen in Verbindung stehende Flurnamen an: Kapffeld und Kapffeldle.[45]
Die alten Bauernhäuser waren gestelzte Wohnstallhäuser mit daneben liegender Scheuer. Adolf Schahl hob 1983 vier Fachwerkhäuser hervor:[46]
Nr. 6 von 1861.
Nr. 7 von um 1800. Ein geschnitzter Eckpfeiler wies Palmette, Herz, Band- und Knospengehänge auf.
Nr. 11 Kleinbauernhaus (Selde).
Nr. 20 von um 1800.
Schlössle (abgegangen)
Das gestelzte Wohnstallhaus[47] zeigte über gemauertem Erdgeschoss einen Fachwerkaufbau. Decker-Hauff schloss aus den auffallend dicken Mauern, den mächtigen Gewölben und den großen Kellern, dass es sich um eine Sperranlage vermutlich aus dem Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts handle – eine ganz ungesicherte Schlussfolgerung. Die Jahreszahl 1659 an einer Tür deutet auf Erneuerungsarbeiten nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Das „Schlössle“ musste 1956 wegen Baufälligkeit abgerissen werden.[48] Es gilt als Stammsitz der weitverzweigten, in Schorndorf zur württembergischen Ehrbarkeit aufgestiegenen Familie Kapff.[49] Seit Decker-Hauffs Aufsatz wird die schon zuvor erwogene Ansetzung des Klaus Schenk, der 1435 den Hof erwarb, als voreheliches Kind Schenk Friedrichs von Limpurg akzeptiert.[50]
Anders als bei Ernst Kapff und Adolf Schahl angegeben, war das Schlössle-Gut kein Siebzehner-Gut. Der Lorcher Hof war ein solches.
Kapelle St. Maria (abgegangen)
Die im 15. Jahrhundert erbaute Marienkapelle (siehe oben) soll 1674 noch gestanden haben.[51]
Die evangelischen Bewohner sind nach Alfdorf, die katholischen nach Spraitbach eingepfarrt.[52]
Kapf ist der Standort der Ziesel Fertigbau GmbH & Co. KG (Kapfhofweg 22). Sie ist seit 1999 eingetragen im Handelsregister (Amtsgericht Stuttgart HRA 281007).
Ortseingangsschild (Süden)
Ortseingangsschild (Norden)
Firma Ziesel
Heinrich Prescher: Geschichte und Beschreibung der zum fränkischen Kreise gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg Bd. 2 (1790), S. 215 Google Books.
Beschreibung des Oberamts Gaildorf (1852), S. 239 Wikisource.
Verzeichnis der Ortschaften des Königreichs Württemberg (1874), S. 116 Google Books.
Das Königreich Württemberg. Bd. 3 (1906), S. 162 Internet Archive
Rudolf von Andler: Der Weiler und die Familie Kapf (Kapff). In: Schwäbischer Merkur vom 11. September 1928 Landesarchiv Baden-Württemberg.
Ernst Kapff: Die Besiedlung des Welzheimer Waldes und das Siebzehnergericht bei Seelach. In: Blätter des Welzheimer Waldvereins 1934, S. 91–93 Internet Archive.
Ernst Kapff: Das „Schlößle“ im Weiler Kapf bei Alfdorf. In: Blätter des Welzheimer Waldvereins 1935, S. 4–5 Internet Archive.
Ernst Kapff: Der Weiler Kapf und das „Schlößle“. In: Blätter des Welzheimer Waldvereins, 1939, S. 43–44 Internet Archive.
Hansmartin Decker-Hauff: Ständische Probleme im Mittelalter. Zur Herkunft des Geschlechtes Kapff. In: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde 1 (1940), S. 2–21.
Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 497
Adolf Schahl: Die Kunstdenkmäler des Rems-Murr-Kreises. Band 1. Berlin und München 1983, ISBN 3-422-00560-9, S. 116.
Lutz Reichardt: Ortsnamenbuch des Rems-Murr-Kreises. Stuttgart 1993, S. 177.
Wolfgang Runschke: Die Grundherrschaft des Klosters Lorch. Untersuchungen zur Wirtschaftsgeschichte einer schwäbischen Benediktinerabtei vom Hochmittelalter bis zur Reformation. Dissertation Tübingen 2007 UB Tübingen.
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Decker-Hauff S. 5. Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart teilte mit: H 156 Bü 1 ist ein Lagerbuch [nach Runschke: um 1520] der Schenken von Limpurg (ohne Seitenzählung). Unter dem Ortsbetreff „Capff“ findet sich folgender Eintrag: „Dieser hoff mitsampt der vischentz ist versetzt worden vmb zweyhundert guldin anno 1435 vnd von wegen meiner gnedigen hern anno 1510 vmb die obgeschriben summa wider gelöst vnd des pfandbriefs haben inhaber der pfandtschafft emaln sy den heraus geben von ain Rat zu Gmund ain Vidimus genomen vff den tag als lesung gescheen ist“.
Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom 26. September 1833 Google Books. Rudolf Moser: Vollständige Beschreibung von Württemberg. Bd. 1, Stuttgart 1843, S. 528 Google Books sagt, dass die Gutsherrschaft in Kapf dem Fürst Solms-Braunfels gehörte.
Adolf Diehl: Die Freien der Waibelhube und das Gericht der Siebzehner. In: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 7 (1943), S. 209–288, hier S. 285 Internet Archive.
Gustav Hoffmann: Reformation und Gegenreformation im Bezirk Welzheim. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte NF 14 (1910), S. 15–49, 119–138, hier S. 38 DigiZeitschriften (25 Kommunikanten) nach dem Visitationsbericht A 499 Bü 4 Nr. 2 vom 2. September 1539 unter Kapff: „hat IIII heuser vnd ob XXIIII communicanten vnd gibt den zehend gen Lorch“ (Mitteilung des Wortlauts durch das Hauptstaatsarchiv Stuttgart).
Gebhard Mehring: Stift Lorch (1911), S. 79 Nr. 103 ULB Düsseldorf nach dem Roten Buch Seite 105, verzeichnet bei Gerhard Lubich: Auf dem Weg zur „Güldenen Freiheit“ (1168). Herrschaft und Raum in der Francia orientalis von der Karolinger- zur Stauferzeit. Husum 1996, ISBN 3-7868-1449-X, S. 269 Nr. 66. Den Eintrag zitiert auch Theodor Schön: Die abgegangene Kapelle im Weiler Karpf [!] Gemeinde Vorder-Steinberg OA. Gaildorf. In: Archiv für christliche Kunst 19 (1901), S. 7 UB Heidelberg. Er gibt ohne Quellenangabe für Peter von Kapf Belege zu 1470 und 1481 an, 1483 war er nach Schön bereits tot. Decker-Hauff S. 16 setzt ihn als Sohn des Klaus Kapf an und sagt, er sei zwischen 1485 und dem 23. Juni 1492 gestorben. Dagegen zitierte von Andler, der nicht davon überzeugt war, dass Peter von Kapf der Sohn des Klaus war, eine Lorcher Quelle, wonach 1483 Elisabeth Kapferin in Schorndorf, Witwe des Peter von Kapf an einem Rechtsstreit vor dem Seelacher Gericht beteiligt war.
Gebhard Mehring: Stift Lorch (1911), S. 158 ULB Düsseldorf aus dem „Quartheft“ des Augustin (Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 175a, Bl. 4v–5r; Blattangabe nach Runschke). Zur Pfründe vgl. Klaus Graf in: Heimatbuch Lorch (1990), S. 91 UB Heidelberg.
Bestätigung der limpurgischen Reichslehen durch Kaiser Sigmund: Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Nr. 390, Bl. 48v–50r, zitiert nach Runschke S. 232 Anm. 830.
Bestätigung der limpurgischen Reichslehen durch Kaiser Friedrich III.: Staatsarchiv Ludwigsburg B 113 I U 18 Digitalisat. Regest nach anderer Überlieferung mit Namensform Cappff: Regesta Imperii.
Rotes Buch des Klosters Lorch (stark beschädigt: Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Nr. 175) S. 105 bei Gebhard Mehring: Stift Lorch (1911), S. 79 ULB Düsseldorf.
Bestätigung der limpurgischen Reichslehen durch König Maximilian: Staatsarchiv Ludwigsburg B 113 I U 20 Digitalisat. Druck: Johann Christian Lünig: Corpus juris Germanici […] (1727), Sp. 1226 Google Books. Gleichlautend in weiteren kaiserlichen Lehenbriefen ebenda.
Schahl. S. 116. Abbildungen bei Kapff 1935 und 1939. Knapp behandelt von Walter Wannenwetsch in: Gerhard Fritz, Roland Schurig (Hrsg.): Die Burgen im Rems-Murr-Kreis. Verlag Manfred Hennecke, Remshalden 1994, ISBN 3-927981-42-7, S. 58.
Beschreibung des Oberamts Gaildorf, S. 237. Ebenso: Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg. Jagstkreis (1907), S. 228 UB Heidelberg.