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deutsche Fernsehserie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die ZDF-Fernsehserie Königlich Bayerisches Amtsgericht beschreibt Gerichtsszenen aus den Jahren 1911/1912 in einem Amtsgericht des fiktiven niederbayerischen Ortes Geisbach mit den ebenso fiktiven Nachbargemeinden Kirchenzell und Dürling.[1] Ausgestrahlt wurde die Serie in zwei Staffeln mit insgesamt 53 Folgen zwischen 1969 und 1972.
Fernsehserie | |
Titel | Königlich Bayerisches Amtsgericht |
---|---|
Produktionsland | Bundesrepublik Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Genre | Gerichtssendung / Heimatserie |
Länge | 25 Minuten |
Episoden | 53 in 2 Staffeln |
Titelmusik | Amtsgerichtsländler bzw. im Abspann Amtsgerichtspolka |
Produktionsunternehmen | ZDF |
Idee | Georg Lohmeier |
Musik | Raimund Rosenberger, Pepi Scherfler |
Erstausstrahlung | 13. Jan. 1969 – 23. Jan. 1972 auf ZDF |
→ Besetzung |
Der Autor Georg Lohmeier selbst war Befürworter der Wiedereinführung der Monarchie in Bayern. Dementsprechend idealisiert auch sein Königlich Bayerisches Amtsgericht „die gute, alte Zeit“ des Königreichs Bayern vor 1914 unter der Regentschaft des Prinzregenten Luitpold. Besonders stilbildend für seine Serie ist der von Hans Baur gespielte Amtsrichter August Stierhammer (in der Folge Das Schmerzensgeld heißt er Benedikt Stiersdorfer), der manchmal eigenartige und listige Methoden der Prozessführung an den Tag legt.
Der Text des Vorspanns, der von Gustl Bayrhammer gesprochen wurde, lautet: „Es war eine liebe Zeit, die gute, alte Zeit vor anno 14. In Bayern gleich gar. Damals hat noch Seine Königliche Hoheit der Herr Prinzregent regiert, ein kunstsinniger Monarch, denn der König war schwermütig.[2] Das Bier war noch dunkel, die Menschen war’n typisch, die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger. Es war halt noch vieles in Ordnung damals. Denn für Ordnung und Ruhe sorgte die Gendarmerie und für die Gerechtigkeit das Königliche Amtsgericht.“ Untermalt wird der Vorspann durch die Melodie des Amtsgerichts-Ländlers.
Die Handlung der Gerichtsszenen folgt einem wiederkehrenden Schema. Nach anfänglicher Aufregung und hochkochenden Emotionen auf der Anklagebank und im Zuschauerraum löst sich unter der strengen, bisweilen augenzwinkernden Verhandlungsführung des erfahrenen Vorsitzenden aufgrund eines „Drehs“ alles in Wohlgefallen auf – meist, nachdem der eine oder andere Schwindel aufgeflogen ist. Gleich darauf verträgt man sich wieder, alles war nicht so böse gemeint und die Gemüter haben sich längst wieder beruhigt.
Häufig muss der Gerichtsdiener den Herrn Ökonomierat, Guts- und Brauereibesitzer Joseph Fäustl in dessen Gastwirtschaft aufsuchen, um ihn für eine Zeugenaussage vor Gericht zu bitten. Er trifft den wohlbeleibten, alten Ökonomierat dann gewöhnlich bei einem üppigen und bierigen Wurst- oder Bratenfrühstück an. Dabei leisten ihm manchmal einige der ortsansässigen Honoratioren Gesellschaft. Der lange, magere und stets hungrige Gerichtsdiener bekommt dann oft eine Brotzeit und Bier spendiert und bleibt gleich dabei sitzen, während sich der Herr Ökonomierat ganz gemächlich ins Gerichtsgebäude bequemt – oder einmal auch nicht. Tritt er vor Gericht auf, so meist als „Deus ex machina“: Sein Zeugenbeitrag wirkt dann als Schlüssel zur gütlichen Beilegung der Streitigkeit.
Der Abspann beginnt mit der Großaufnahme von Pepi Scherfler als Tubist der Blasmusik bei seinem Solo am Eingang der von ihm komponierten Amtsgerichtspolka, die den Abspann musikalisch begleitet. Anschließend ist noch einmal die markante Stimme Gustl Bayrhammers zu hören. Da sagt er: „Das Leben geht weiter, ob Freispruch oder Zuchthaus, auch in der guten, alten Zeit – und auf die Guillotin’ hat unser alter Herr Rat eh’ niemanden geschickt … Eine liebe Zeit, trotz der Vorkommnisse – menschlich halt. Und darum kommt es immer wieder zu diesen Szenen – im Königlich Bayerischen Amtsgericht.“ Dieser Off-Text begleitet stets dieselbe sorgfältig choreographierte Tanzszene in einem Biergarten. Auf sie folgt – per Schnitt – ein Blick auf den Tisch der oben genannten Honoratioren, die den Prozessausgang gemeinsam mit den jeweiligen Prozessbeteiligten versöhnlich kommentieren. Das Schema folgt damit der klassischen Komödie, in der alle Beteiligten am Ende miteinander versöhnt werden müssen.
Sämtliche Außenaufnahmen der Fernsehserie entstanden im oberbayerischen Rupertiwinkel, hauptsächlich im heutigen Landkreis Berchtesgadener Land. Der Vorspann zeigt in der ersten Szene eine Aufnahme von Teisendorf und wenig später den Autor Georg Lohmeier mit einem kurzen Cameoauftritt als Pfarrer vor der Stiftskirche Laufen. Der Viehmarkt wurde am Rupertusplatz in Laufen gedreht. Das im Vorspann zu sehende Amtsgerichtsgebäude ist in Wirklichkeit das Rathaus des Salzachstädtchens Tittmoning, wie auch der Marktplatz des fiktiven Ortes Geisbach in Tittmoning zu verorten ist. Im Hintergrund, bei 00:40 des Vorspanns ist ein nicht entferntes Auto zu erkennen.[3]
Nach jeder Folge spielen Pepi Scherfler (Tubist) und seine Musikanten die Amtsgerichtspolka.
Die ersten 26 Folgen wurden ab Januar 1969 ausgestrahlt. Eine zweite Staffel von ebenfalls 26 Folgen startete im Oktober 1970 mit großem Erfolg. Die letzte Folge wurde im Januar 1972 ausgestrahlt.
1. Staffel (1969):
2. Staffel (1970/71):
3. Staffel (1972):
Die Ausstrahlung der Fernsehserie wurde in unregelmäßigen Abständen mehrfach wiederholt – anfangs vor allem im ZDF, später auch im Bayerischen Fernsehen innerhalb der ARD.
Zwölf Jahre nach der Erstausstrahlung als Fernsehserie wurde sie 1984 als gleichnamige Hörspielserie im 1. Hörfunkprogramm des Bayerischen Rundfunks neu aufgelegt. Hierfür wurde der Herr Rat von Rolf Castell, der Staatsanwalt von Thomas Reiner und der Wachtmeister von Günther Heysek gesprochen. Die Regie führte Michael Peter.
Alle Folgen sind auf DVD erhältlich (Stand Dezember 2015), die Reihenfolge auf den DVDs weicht von der oben stehenden Aufzählung ab.
In Anlehnung an die Fernsehserie schrieb René Heinersdorff das Theaterstück Stille Nacht im Amtsgericht, das im Winter 2024/25 in der Komödie im Bayerischen Hof in München aufgeführt wurde.[4]
Hans Baur hatte die Rolle eines bayerischen Amtsrichters bereits – sehr ähnlich angelegt – 1959 in der ersten Komödienstadel-Folge Der zerbrochene Kruag gespielt.[5]
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