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Der Jussiv (lateinisch iubere ‚befehlen, anordnen, beauftragen‘) ist ein Modus des Verbs. Im Gegensatz zum Optativ, der einen Wunsch ausdrückt, steht er für einen Befehl, der von einer nicht anwesenden Person bzw. Gruppe von Personen ausgeführt werden soll.
Im Deutschen wird der Jussiv mit dem Konjunktiv I[1] abgebildet. Dabei ist zu unterscheiden zwischen stehenden Wendungen, die heute nicht mehr beliebig verwendet werden können bzw. nicht gebräuchlich wären, und bis heute aktiven Vorkommen in der Gegenwartssprache.
Diese Vorkommen des Jussiv sind tradiert oder als stehende Wendung etabliert und können nicht ohne weiteres in jeden beliebigen Zusammenhang abgewandelt werden.
Anders als die stehenden Wendungen können diese Vorkommen neu kombiniert und damit flexibel verwendet werden.
Formal deckungsgleich mit dem Jussiv ist die heute ungebräuchlich gewordene, direkte Anrede an eine Person mittels 3. Person Singular:
Da diese Form aber von der Funktion her – wie das heute gebräuchliche Sie – eine Anrede an die 2. Person Singular darstellt und bis heute so verstanden wird, kann der Jussiv so nicht verwendet werden, vgl.:
Umschreibungen mit dem Modalverb sollen + Infinitiv haben ebenfalls Jussivfunktion:
„Es soll jeder vor seiner eigenen Haustür kehren.“
Im Vergleich wird der Optativ mit dem Modalverb mögen + Infinitiv umgeschrieben:
„Möge jeder vor seiner eigenen Haustür kehren!“
Im Lateinischen wird die Funktion eines Jussivs regulär vom Konjunktiv Präsens übernommen und steht als abgemilderter Befehl[9]
Adiuvet, „Er soll helfen“. Veniant, „Sie sollen kommen“.
Manche Sprachen haben für diesen Modus eigene Formen entwickelt, so beispielsweise das Persische und das Arabische (Apokopat).
Auch die hebräische Sprache des Alten Testaments besitzt einen Jussiv: יְהִי אוֹר jehi or [], deutsch ‚Es werde Licht‘ (Genesis 1,3 EU).[10]
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