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Avantgardefilm von Ottomar Domnick (1957) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Jonas ist ein deutscher Avantgardefilm des Psychiaters, Filmautoren und Kunstsammlers Ottomar Domnick von 1957.
Film | |
Titel | Jonas |
---|---|
Produktionsland | Deutschland |
Erscheinungsjahr | 1957 |
Länge | 81 Minuten |
Altersfreigabe |
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Stab | |
Regie | Ottomar Domnick Regieberatung: Herbert Vesely |
Drehbuch | Ottomar Domnick Kommentare: Hans Magnus Enzensberger |
Produktion | Ottomar Domnick |
Musik | Duke Ellington Winfried Zillig |
Kamera | Andor von Barsy |
Schnitt | Gertrud Petermann Ottomar Domnick |
Besetzung | |
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Jonas, Schriftsetzer in einer Druckerei, kauft sich einen Hut, der ihm aber kurz darauf in einer Gaststätte abhandenkommt. Er entwendet einen anderen Hut. Die in diesem lesbaren Initialen „M. S.“ erinnern ihn an einen Freund, den er zehn Jahre zuvor in einer lebensbedrohlichen Situation im Stich gelassen hatte. Von Schuldgefühlen geplagt, versucht er vergeblich, den Hut wieder loszuwerden.
Sein Bruder Hans Domnick, ein erfolgreicher Filmproduzent, versuchte Ottomar Domnick unter Hinweis auf die großen finanziellen Risiken von seinem Filmprojekt abzubringen.[1]
Die Produktionskosten des Films beliefen sich auf rund 300.000 DM. Das Land Nordrhein-Westfalen gewährte eine Filmförderung in Höhe von 100.000 DM.[2]
Domnick hatte zunächst nicht selbst Regie führen wollen. Er hatte mit Géza von Radványi, Peter Pewas und Gerard Rutten gesprochen, dann aber Herbert Vesely für die Regie vorgesehen. Aufgrund künstlerischer Differenzen sollte Vesely dann nur noch als Regieberater tätig sein, doch während der Dreharbeiten wurde die Zusammenarbeit ganz eingestellt und Domnick führte alleine Regie.[3]
Die Dreharbeiten fanden von Ende Juli bis Ende August 1956 in Stuttgart statt. Die Darsteller mit Ausnahme von Robert Graf waren Schauspieler des Staatstheater Stuttgart.[4]
Als Filmmusik setzte Domnick zum einen die Liberian Suite ein, die Duke Ellington 1947 komponiert und mit seinem Orchester auf Schallplatte eingespielt hatte. Zum anderen beauftragte er Winfried Zillig als Komponist. Dessen Ende 1956 komponierte Stücke wurden am 9. Februar 1957 in der Villa Berg des Süddeutschen Rundfunks aufgenommen. Zillig selbst spielte dabei Klavier, Celesta und Cembalo, Willy Glas spielte Flöte, vier weitere Musiker spielten Solo-Pauke, Schlagzeug, Saxophon und Hammondorgel.[5]
Jonas nimmt formell und inhaltlich Einiges von dem vorweg, was Jahre später den Neuen Deutschen Film prägen sollte. Uraufgeführt während der Berlinale im Berliner Zoo-Palast am 26. Juni 1957 hob er sich als experimenteller Essayfilm über den vereinsamten Menschen in der Großstadt massiv vom Gros der bundesdeutschen Nachkriegsfilme ab.
Er lief ab Herbst 1957 in bundesrepublikanischen Kinos, erhielt teilweise hervorragende Kritiken und fand auch sein Publikum an den Kinokassen. Domnicks weiteres filmisches Schaffen wurde wenig beachtet und auch „Jonas“ wurde weitgehend vergessen. Bis heute ist der Film wenig bekannt und findet als Vorläufer des Neuen Deutschen Films selten Erwähnung.
Die Neuveröffentlichungen führten zu einer Reihe neuerer Kritiken sowie zu einer Neubewertung des Films in seiner filmhistorischen Bedeutung.
„Experimenteller Spielfilm um einen verstörten und einsamen Arbeiter, der, voller Angst und offensichtlich belastet durch eine nicht abtragbare Schuld, zwischen Betonwänden und Menschenmassen der modernen Stadt umherirrt. Von der Tiefenpsychologie beeinflusste Studie über Probleme der Lebensangst und der Kontaktunfähigkeit, in fragmentarischer, fast abstrakter Bildsprache erzählt. Ein formal ehrgeiziges Werk, das auch als filmisches Experiment Beachtung verdient.“
„,Jonas' wird in die Filmgeschichte eingehen - als der mutigste, einsamste, und unwiederholbarste deutsche Film unserer Tage. Kein anderer deutscher Film seit Jahr und Tag verfügt über ähnliche Bildkunst.“
„Der großartige und früh verstorbene Robert Graf spielt einen vom Schuldtrauma zerfressenen Großstadtbürger in der jungen Bundesrepublik. Der Schauplatz Stuttgart wird zur anonymen Bedrohungskulisse des Wirtschaftswunderlandes BRD mit Anklängen bei George Orwell, Kafka und dem deutschen Kino-Expressionismus der 1920er Jahre. 'Jonas' nahm viel von dem vorweg, was später Alexander Kluge und die anderen intellektuellen Köpfe des Neuen Deutschen Films in den 1960er Jahren erst erfanden.“
„„Jonas“ zeigt ein Stuttgart des Jahres 1957, das so nah an Michelangelo Antonionis späteren italienischen Stadtbildern ist, wie es dieser Stadt eben möglich war. Denn Domnick und sein Kameramann Andor von Barsy fingen die gähnende Leere dieser Nachkriegsmoderne ein, und auch wenn der Film dabei die Einsamkeit, Entfremdung und Unbehaustheit des Menschen etwas forcierte, lebt „Jonas“ eben doch von einem poetischen, fast zärtlichen Blick auf die Kehrseite des Wirtschaftswunders, der aus heutiger Sicht fast unverstellt wirkt.“
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