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Theologe und Pädagoge Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Johannes Melchior (* 6. August 1646 in Solingen; † 15. Oktober 1689 in Herborn)[1] (auch: Johannes Melchioris[Anm. 1]) war Theologe, Hochschullehrer und Verfasser einer ersten reformierten Kinderbibel.
Johannes Melchior kam als Sohn eines Schöffen und Bürgermeisters von Solingen, ebenfalls Johann Melchior mit Namen, und seiner Frau, Margarethe, geborene Nees, ebenfalls aus Solingen, zur Welt.[2] Er ging zunächst in seiner Geburtsstadt Solingen zur Schule. Später besuchte er das Pädagogium in Heidelberg und anschließend dort auch die Universität. Weitere Hochschulen folgten: die Universitäten Groningen und Leiden[3], wo er reformierte Theologie studierte. Zu seinen Lehrern gehörten Johannes Coccejus und Samuel Maresius.[4] Mit 21 Jahren bestand er das Predigerexamen vor der Synode (Kirchenbehörde) des Herzogtums Berg mit Auszeichnung.
Ihm wurde die Pfarrstelle in Frechen zugewiesen. Dies hinderte ihn aber nicht daran, weiter wissenschaftlich tätig zu sein. Hier schrieb er die ersten seiner Arbeiten, die im Druck erschienen: Christlicher Glaubensgrund … und Religio ejusque Natura et Principium …[5], eine Erwiderung auf den Tractatus theologico-politicus von Baruch de Spinoza.[6]
1672 wurde er Pfarrer in Kaldenkirchen. Auch hier setzte er seine schriftstellerische Tätigkeit fort, ebenso in Düsseldorf, wohin er 1677 ging. Hier war den Jesuiten durch den römisch-katholischen Pfalzgrafen Philipp Wilhelm eine Wirkungsmöglichkeit eröffnet worden, gegen die er sich wandte. Er rechnete es sich besonders an, einen Jesuiten für die Konversion zur reformierten Konfession gewonnen zu haben.[7]
Durch seinen Einsatz für die reformierte Sache auf wissenschaftlicher Ebene qualifizierte er sich zum Hochschullehrer und sollte 1682 zum Professor der Theologie an die Hohe Schule Herborn berufen werden. Dazu musste er aber zuvor noch die Doktorwürde erwerben. Er schrieb sich dazu erneut ein, diesmal an der Universität Duisburg.[8] Nach Ablegen des entsprechenden Examens[9] im Sommer 1682 nahm er den Ruf nach Herborn auf den zweiten Lehrstuhl für Theologie an.[10] Einen kurz darauf ergangenen Ruf an die Universität Marburg lehnte er dagegen ab.[11]
Seine Theologie basiert auf dem Chiliasmus, dem Cartesianismus[12] sowie auf der persönlichen Erfahrung des Glaubens und er vertraute auf ein durch den Heiligen Geist gereinigtes Gewissen für das das Evangelium sichere Beweise liefere. Sein dogmatisches Lehrbuch Shoresh davar[Anm. 3] sive fundamenta …[13], zuerst 1685 bei Andreae erschienen, wurde vielfach neu aufgelegt, unter anderem 1727 auch von Friedrich Adolf Lampe. Es war bis ins beginnende 19. Jahrhundert an reformierten Hochschulen in Deutschland und den Niederlanden in Gebrauch.[14]
Ein weiterer Schwerpunkt seines Wirkens war didaktischer und pädagogischer Art. Er setzte sich nach seinen Erfahrungen als Pfarrer in Düsseldorf dafür ein, dass die Bibel auch in kindgerechter Form vermittelt wurde. Er steht damit auch in einer Tradition der Hohen Schule Herborn, die bereits andere Initiativen in dieser Richtung hervorbrachte. Der bedeutendste Vertreter war Johann Amos Comenius, der 1611 bis 1613 an der Hohen Schule Herborn studierte. Die „Kinder-Bibel“[15] von Johannes Melchior hatte eine weite Verbreitung. Sie erschien in Herborn in drei Auflagen: 1688, 1705 und 1716 und 1715 bereits bei Lorentz in Berlin sowie in Amsterdam 1730 und 1750 auf Niederländisch.[16]
1684/85 war Melchior Prorektor der Hochschule[17] – im hundertsten Jahr ihres Bestehens. Aus diesem Anlass hielt er die Eröffnungsrede für die Feierlichkeiten.[18] 1686 wurde Melchior nach dem Tod von Matthias Nethenus Inspektor und Konsistorialrat in der Grafschaft Nassau-Dillenburg.[19]
Melchior war zwei Mal verheiratet: Zuerst mit Mechtild Reuysch, Tochter des Eberhard Reuysch, aus Utrecht. Sie verstarb in der Zeit, als ihr Mann Pfarrer in Düsseldorf war. In zweiter Ehe heiratete er Elisabeth Walburga Hildesheim, Witwe des Kurbrandenburgisch-preußischen Justiz- und Hofgerichtsrats Wilhelm Bachmann aus Kleve.[20] Mit ihr zusammen hatte er drei Töchter und einen Sohn.[21] Namentlich bekannt sind: Katharina Mechthild (* 29. Juli 1683), Albert Wilhelm[Anm. 4] (* 28. Mai 1685) und Magdalena Christina (* 27. März 1687).[22]
Bereits 1689 starb Johannes Melchior an der Roten Ruhr.[23] Eine Trauerrede auf seinen Tod von Johann Heinrich Florinus ist erhalten.[24] Seine Frau und die vier Kinder überlebten ihn.[25]
Eine Sammelausgabe der Predigten und deutschen Schriften von Melchior erschien 1695. Seine lateinischen Werke veröffentlichte Gottfried Jüngst 1693 unter dem Titel Opera omnia theologica, exegetica, didactica, polemica.
(Quelle:[26])
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