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Dorf in Polen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Iwięcino (bis 1945 Eventin, bis ins 19. Jahrhundert Ewenthin) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört heute zur Landgemeinde (Gmina) Sianów (Zanow) im Kreis Koszalin (Köslin).
Der Ort liegt in Hinterpommern auf einer Höhe von 15 Metern über dem Meeresspiegel. Das flache Gelände fällt allmählich nach Norden zum Buckower See (Jezioro Bukowo) auf etwas über Meereshöhe ab. In den östlich des Dorfes gelegenen Feldern sind einige Hügel, deren höchste Erhebung 28 Meter erreicht. Die Gemarkung des Dorfs wird vom früher so genannten Bordelbach durchflossen, der bei Wieck (Wiekowice) entspringt und der im Westen und im Süden zum Teil die natürliche Ortsgrenze bildet.
Nachbargemeinden von Iwięcino sind: im Osten die schon zur Gmina Darłowo (Rügenwalde) gehörende Gemeinde Gleźnowo (Steinort) sowie Bielkowo (Beelkow), im Süden Wierciszewo (Wandhagen) und im Westen Rzepkowo (Repkow). Im Norden grenzt das Dorf an den Buckower See (Jezioro Bukowo).
Der Siedlungsart nach war Eventin ursprünglich ein Angerdorf. Diese Dorfform ist dadurch gekennzeichnet, dass zahlreiche Einzelhöfe in der Feldmark liegen. Die meisten Höfe waren in Form von Vierkanthöfen angelegt. Die Gebäude hatten Spitzdächer, die in früheren Zeiten mit Reet vom Buckower See abgedeckt gewesen waren. Später wurden die Reetdächer durch Ziegeldächer ersetzt.
Das bis 1945 Eventin (auch: Eventhin, früher: Geventhin) genannte Dorf gehört zu den ältesten Dorfanlagen der Region. Im Jahre 1278 leisten die Bauern den Zehnten an das Kloster Buckow. Im Jahre 1290 bittet Herzog Mestwin II. von Pommerellen Papst Nikolaus IV. um die Bestätigung der Besitzungen des Klosters, wobei auch die Zehntleistung aus „Geventhin“ erwähnt wird.
Die Reformation von 1535 in Pommern kam nur zögerlich nach Eventin. Die Grundherrin der benachbarten Domäne Repkow, Katharina von Bulgrin (ihr waren einige Eventiner Bauern dienstpflichtig), besuchte regelmäßig die Eventiner Dorfkirche, blieb aber der vorreformatorischen Lehre vorerst treu. In der Mitte des 16. Jahrhunderts kommt Eventin mit den anderen Abteidörfern des Klosters Buckow zum Rügenwalder Amt.
Um das Jahr 1784 hatte das Dorf einen Prediger, einen Küster, 16 Bauern, einen Pfarrbauernhof, zwei Landkossäten, fünf Büdner, ein Predigerwitwenhaus und einen Hirtenkaten[1]. 1818 lebten hier 304 Menschen. Die Zahl der Einwohner stieg 1887 auf 687 und sank dann aber wieder bis 1939 auf 541 ab.
Am 5. März 1945 besetzte die Rote Armee das Dorf. Im Herbst wurde es unter polnische Verwaltung gestellt. Die kommunistische polnische Verwaltungsbehörde begann nun mit der Vertreibung der einheimischen Bevölkerung, die bis 1946 vollzogen war. Für Eventin wurde die polnische Ortsbezeichnung „Iwięcino“ eingeführt. Der Ort ist heute Teil der Gmina Sianów im Powiat Koszaliński.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1818 | 304 | Kirchdorf und Windmühle, in königlichem Besitz[2] |
1852 | 574 | [3] |
1864 | 618 | [4] |
1867 | 667 | [5] |
1871 | 610 | ausnahmslos Evangelische[5] |
1887 | 687 | |
1910 | 618 | am 1. Dezember[6][7] |
1925 | 658 | darunter 657 Evangelische und eine katholische Person[8] |
1933 | 548 | [9] |
1939 | 541 | [9] |
Eventin bildete bis 1945 zusammen mit den Gemeinden Abtshagen (heute polnisch: Dobiesław), Beelkow (Bielkowo), Wandhagen (Wierciszewo) und Wieck (Wiekowice) den Amtsbezirk Eventin im Landkreis Schlawe i. Pom. im Regierungsbezirk Köslin.
Alle im Amtsbezirk zusammengeschlossenen Gemeinden bis auf Abtshagen gehörten bis 1945 zum Standesamtsbereich Eventin. Noch vorhandene Standesamtsregister aus dieser Zeit werden heute im Standesamt Sianów (Zanow) und im Staatsarchiv Koszalin (Köslin) aufbewahrt.
Bis 1945 bildete Eventin mit den Orten Beelkow (heute polnisch: Bielkowo) und Wandhagen (Wierciszewo) ein selbständiges evangelisches Kirchspiel, dessen Bewohner zu über 99 % evangelischer Konfession waren. Es gehörte zum Kirchenkreis Rügenwalde der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union.
Heute (2008) ist Iwięcino eine Filialgemeinde im römisch-katholischen Kirchspiel Dobiesław (Abtshagen). Die hier noch lebenden evangelischen Gemeindeglieder werden vom Pfarramt in Koszalin (Köslin) in der Diözese Pommern-Großpolen der polnischen Evangelisch-Augsburgischen (d. h. lutherischen) Kirche betreut.
Die Dorfkirche Eventin ist ein roter Backsteinbau aus gotischer Zeit.[10] Auf einer Anhöhe gelegen, war sie eine der ältesten und schönsten Kirchen des Kreises, die im 14. Jahrhundert vom Kloster Buckow aus angelegt worden war. Das Gotteshaus enthält eine wertvolle Innenausstattung. Es trägt nach Übernahme durch die Römisch-katholische Kirche in Polen im Jahre 1946 den Namen Kirche der Gottesmutter Königin von Polen.
Bereits im Jahre 1784 gab es in Eventin eine Schule. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde an der Stelle des vorigen ein neues Schulhaus errichtet, das zweiklassig und mit Lehrerwohnungen ausgestattet war. Es gab bis 1945 zwei Lehrer, die je etwa 50 Kinder unterrichteten. Die Namen der letzten deutschen Schulmeister sind Herbert Knoop und Georg Geier.
Das Dorf erreicht man über die Landstraße 203 die – auch „Küstenstraße“ genannt – von Köslin (Koszalin) über Rügenwalde (Darłowo) nach Stolpmünde (Ustka) führt.[11] Bis zur früheren Kreisstadt Schlawe (Sławno) sind es 30 Kilometer, bis zum jetzigen Kreissitz Koszalin lediglich 18 Kilometer. Bahnstation ist das sieben Kilometer entfernte Skibno (Schübben) an der Bahnstrecke Stargard Szczeciński–Gdańsk.
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