Hunold (auch Hunaldo, Hunoald und Chunoaldo) war Herzog von Aquitanien: Seine Herrschaft war durch Kämpfe gegen die Franken um die Unabhängigkeit Aquitaniens geprägt.
Hunold folgte 735 seinem Vater Eudo[1] als Herzog. Der Tod Karl Martells im Jahr 741 brachte ihn dann dazu, sich im folgenden Winter einer Reihe von Adligen, darunter die Herzöge Theudebald und Odilo gegen dessen Söhne und Erben Karlmann und Pippin anzuschließen.
Karlmann und Pippin reagierten rasch gegen die drohende Einkreisung. Sie gingen gegen Hunold vor, eroberten 742 Bourges und zerstörten Loches, einigten sich aber auch auf dem Rückweg in Vieux-Poitiers darauf, wie das Erbe des Vaters unter Ausschaltung ihres Bruders Grifo aufgeteilt werden sollte[2]. Als Karlmann und Pippin sich 743 nach Osten wandten, um ihre Gegner jenseits des Rheins zu unterwerfen, wurde Hunold erneut aktiv, stieß über die Loire hinaus nach Norden vor, überfiel Chartres und brannte Stadt und Kathedrale nieder. Die Reaktion der Brüder, die nun ihrerseits die Loire nach Süden überschritten, ließ Hunold 745 kapitulieren. Pippin diktierte die Friedensbedingungen, nahm zur Sicherung Geiseln und eine beträchtliche Entschädigung entgegen und zog sich anschließend wieder aus Aquitanien zurück. Hunold gab das Herzogsamt auf und zog sich in ein Kloster auf der Île de Ré zurück[3]. Neuer Herzog wurde sein Sohn Waifar.
Nachdem Waifar 23 Jahre später, immer noch im Krieg gegen die Franken, ermordet worden war (2. Juni 768) und Pippin kurz darauf starb (24. September 768), musste Karl der Große im Jahr danach erneut in Aquitanien einschreiten, da hier wiederum ein Hunold, „in dem man einen Verwandten (Sohn?) des … Herzogs Waifar vermuten darf“[4], wenn nicht gar den wieder aktiv gewordenen ehemalige Herzog selbst[5]. Karl gelang es, den Rebellen in die Flucht zu schlagen, Hunold suchte Schutz südlich der Garonne beim Gascogner-Herzog Lupus, doch lieferte dieser ihn aus, als Karl mit einer Invasion der Gascogne drohte. Von nun an ließen die Franken Aquitanien durch eigene Gefolgsleute verwalten.
Sigebert von Gembloux berichtet zum Jahr 771, dass Hunold nach Rom und von dort zu den Langobarden geflohen sei, wo er kurze Zeit später durch einen Steinschlag tödlich verunglückte[6]. In der Histoire générale de Languedoc aus dem Jahr 1730, die sich auf Sigebert beruft, stirbt Hunold 774 bei der Belagerung Pavias durch Karl den Großen, als er von der Bevölkerung der Stadt, die sich den Franken unterwerfen will, gesteinigt wird.[7]
- Dieter R. Bauer, Rudolf Histand, Brigitte Kasten, Sönke Lorenz: Mönchtum – Kirche – Herrschaft 750–1000. Thorbecke, Sigmaringen, 1998, ISBN 978-3-7995-7140-1, Seite 20, 24, 26
- Pierre Riché: Die Karolinger: Eine Familie formt Europa (= dtv, 4559). Aus dem Französischen übersetzt von Cornelia und Ulf Dirlmeier. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München, 1991, ISBN 978-3-423-04559-9, S. 74
- Rudolf Schieffer: Die Karolinger (= Kohlhammer-Urban-Taschenbücher, 411). Kohlhammer, Stuttgart u. a., 1992, ISBN 978-3-17-010759-5, S. 46, 52, 53
- Andreas Kalckhoff: Karl der Große: Profile eines Herrschers (= Piper, 5236: Porträt). Piper, München / Zürich, 1987, ISBN 978-3-492-15236-5, S. 36
"Hunaldo filio Eodonis", Annales Metenses 735, MGH SS I, S. 325; "Chunoaldo duce filio Eudone", Fredegar, IV, Continuator, 25, MGH SS rer Merov II, S. 180 "Hunaldus, corona capitis deposita et monachi voto promisso, in monasterium quod Radis insola situm est intravit...", Annales Mettenses priores 744
"Hunaldus dux Aquitaniae Romam, quasi ibi persevaturus, venit; qui a Langobardos fugiens apostatavit, ibique non multo post lapidibus obrutus male periit", Chronica Sigeberti Gemblacensis monachi 771: MGH Scriptores in folio 6, Chronica et annales aevi Salici; Ludwig Konrad Bethmann (1812–1867), der die Chronik Sigeberts publizierte, hat zu dieser Information keine Quelle angegeben. 771: "Il est incertain si Charles après s’être saisi de la personne d’Hunold, l’emmena en France, ou s‘il obligea de rentrer dans son monastère. Nous savons seulement que ce duc deux ans après être tombé au pouvoir de ce rois, passa en Italie sous pretexte d’aller finir ses jours à Rome dans la profession monastique qu’il avoit embrassée. Charlemagne favorisa peut-être son évasion pour se délivrer d’un ennemi extrêmement remuant, & des entreprises duquel il avoit beaucoup à craindre. Hunold ne fit pas un long sejour à Rome, il en partit bientôt après & se retira auprès de Didier, alors ennemi de Charlemagne, dans le dessein sans doute de susciter à ce dernier de nouvelles affaires & se fomenter la division qui etoit entre lui & le roi des Lombards." [Quellenangabe: Anast. biblioth. apud Duch., to. 2, p. 208, und Sigeb. Chron. p. 90] Dann ohne Quellenangabe: 773: "… il [Charlemagne] entra en Italie, & renferma enfin le roi des Lombards dans Pavie sa capitale où il assiega avec Hunold qui étoi à sa suite." 774: "La situation avantageuse de cette ville autant que la force de sa garnison firent durer ce siege pendant six mois. Il auroit continué plus long tems, malgré les efforts des François, sans la mortalité qui survint dans la place & qui fit périr la plus grande partie des habitans. Dans cette extrémité ceux-ci so voiant sans ressource, ennuyez d’ailleur des la longueur & des fatigues du siege, songerent à capituler. Hunold, qui voulut sans doute les en détourner, périt miserablement durant ce siege sous un grêle de pierres dont il fut assommé par le peuple de cette ville qui se soûmit enfin à Charlemagne." Claude de Vic, Joseph Vaissète: Histoire générale de Languedoc, Band I (1730), S. 428. Die erste Quelle ist die Historia Pontifica Anastasii Bibliothecarii, auszugsweise abgedruckt in André Duchesne, Historiae Francorum Scroptores, Band 2, Seite 208: Fragmenta alia de rebus Pippini et Caroli M in Italia. Ex historia Pontifica Anastasij Bibliothecarij. In Vita Stephani III [Papst 768–772]: "*[Huius temporibus aduenit HVNALDUS Dux Aquitaniæ ad limina Apostolorum, ibique se perseueraturum promisit. Qui postmodum diabolica versutiâ fraude deceptus, votum frangens, Langobardos exediens * maligna adhortans : sed sicut meruit lapidibus digna morte finiuit.]" mit der Randbemerkung: "* Sequentia non sunt in editis."
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