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ideelles System aus klar voneinander abgrenzbaren Begriffen mit zugeordneter Bezeichnung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Begriffssystem oder Wissensorganisationssystem (englisch Knowledge Organisation System (kurz KOS) oder Concept Scheme) ist ein ideelles System aus klar voneinander abgrenzbaren Begriffen (auch Konzepte, Klassen, Objekte, Entitäten, Elemente …) mit zugeordneter Bezeichnung. Oft sind die Begriffe durch Relationen miteinander verbunden und werden zusätzlich durch Definitionen, Regeln und andere Beschreibungen erläutert.
Zirkelfreie definitorische Begriffssysteme heißen hierarchische Begriffssysteme. Ihre semantische Abhängigkeitsstruktur der Begriffe untereinander zeigt die einer einseitigen Abhängigkeit von Begriffshierarchien, weil das Definiendum (der Begriff, der definiert werden soll) vom Definiens (dem Begriff, der dem Definiendum übergeordnet ist) abhängt und nicht umgekehrt. In hierarchischen Begriffssystemen gibt es stets undefinierte Grundbegriffe, so wie dies bei allen Axiomensystemen der Fall ist. Die aus den Axiomen abgeleiteten Begriffe bilden hierarchische Begriffssysteme aus. Aber auch alle Begriffssysteme, mit denen eindeutige Abstammungsverhältnisse beschrieben werden, besitzen die Struktur hierarchischer Begriffssysteme. Dies gilt auch für die Erkenntnisse, die im Zeitverlauf im Rahmen von sogenannten Normalwissenschaften gewonnen werden.[1][2]
Eine Ausprägung von hierarchischen Begriffssystemen sind Funktionshierarchien. Sie finden beispielsweise Anwendung im Systemsengineering bei der Erstellung von funktionalen Gefährdungsanalysen.[3]
Begriffssysteme, deren Begriffe untereinander in einer gegenseitigen Bedeutungsabhängigkeit stehen, heißen ganzheitliche Begriffssysteme. Versucht man, eine definitorische Beziehung zwischen den Begriffen ganzheitlicher Begriffssysteme aufzustellen, so endet dies stets in Zirkeldefinitionen.
Dass in den mathematischen Axiomensystemen derartige definitorische Zirkel auftreten, wenn man versucht, die undefinierten axiomatischen Grundbegriffe nach den Lösungsverfahren von Gleichungssystemen zu bestimmen, hat zuerst Gottlob Frege herausgefunden.[4] Demnach bilden die undefinierten axiomatischen Grundbegriffe eines Axiomensystems ganzheitliche Begriffssysteme aus.[5]
Die einfachsten ganzheitlichen Begriffssysteme sind Begriffspaare (wahr – falsch, groß – klein, digital – analog, links – rechts, männlich – weiblich, Form – Inhalt, Allgemeines – Einzelnes, hierarchisch – ganzheitlich usw.), bei denen zwei Begriffe durch eine Bedeutungsbeziehung wie etwa in einer Antonymbeziehung oder auch in einer Komplementsbeziehungen in gegenseitiger semantischer oder existentieller Abhängigkeit miteinander verbunden sind.
Begriffstripel sind ganzheitliche Begriffssysteme mit drei Begriffen, wie zum Beispiel vergangen – gegenwärtig – zukünftig, plus – neutral – minus, Äußeres – Grenze – Inneres, Ursache – Wirkung – verbindende Regel (Gesetz), Mögliches – Wirkliches – Verwirklichendes. Auch die Axiomensysteme mit drei undefinierten Grundbegriffen bilden ein Begriffstripel aus.
Alle ganzheitlichen Begriffssysteme, die weder Paare noch Tripel sind, werden zusammenfassend als Begriffs-n-tupel bezeichnet, wobei n für die Anzahl der Begriffe steht, aus denen sich das ganzheitliche Begriffssystem zusammensetzt. So sind etwa die ganzheitlichen Begriffssysteme, die aus den Begriffen bestehen, durch die die Organe eines Organismus oder die Teile eines Regelsystems gegeben sind, Begriffs-n-tupel, wobei es bei den Organismen kaum möglich ist, die Anzahl n exakt zu bestimmen.
Die Vielfalt verschiedener Begriffssysteme reicht von einfachen Nachschlagewerken, Lexika und Glossaren über Terminologien, Klassifikationen und Thesauren bis hin zu formalen Schemata, die von einfachen Attributlisten bis zu komplexen Ontologien reichen können.
In der Praxis werden Begriffssysteme oft zur Wissensorganisation und Wissensrepräsentation eingesetzt. Mit wachsendem Einsatz verschiedener Begriffssysteme spielt die Kompatibilität zwischen ihnen eine entscheidende Rolle. Begriffe aus verschiedenen Systemen können aufeinander abgebildet und verbunden werden (→ semantisches Web).
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