Herbert Lom

tschechisch-britischer Schauspieler und Autor (1917-2012) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Herbert Lom (eigentlich Herbert Karl Angelo Kuchačevič von Schluderpacher, tschechisch Herbert Karel Angelo Kuchačevič ze Schluderpacheru, auch mit anderer Schreibweise Kuchaczewich ze Schluderbachu;[1][2] * 11. September 1917 in Prag, Österreich-Ungarn; † 27. September 2012 in London[3]) war ein britischer Schauspieler und Autor österreichisch-tschechischer Herkunft.

Leben

Zusammenfassung
Kontext

Lom wurde in Prag als Sohn von Karl Kuchačevič ze Schluderpacheru und Olga Gottlieb[4] geboren. Seine Mutter war jüdischer Abstammung. Er hatte eine Schwester Anna Košťálová[5].

Sein Vorfahre, Christian Schluderpacher, ein Bürger von Bozen, wurde 1601 geadelt. Loms Familie war wohlhabend[6], aber nicht besonders aristokratisch. Sein Großvater besaß Besitztümer in Prag und im Böhmerwald, wobei er sein Einkommen hauptsächlich aus zwei Restaurants und einem Gästehaus bezog. Loms Vater erbte als jüngerer Sohn nur wenig und ernährte seine Familie, indem er eine Druckerei und eine Autowerkstatt betrieb und versuchte, sich als Kunstagent zu etablieren. Die Familie lebte in verschiedenen Prager Stadtvierteln: Žižkov, bevor sie nach Vysočany zog, später in Vinohrady, dann in Neustadt, wo Lom ein berühmtes deutsches Gymnasium besuchte. Er studierte einige Zeit Philosophie[7] an der Deutschen Universität in Prag, brach sein Studium jedoch ab.

Herbert Lom begann seine Filmkarriere 1937 in der Tschechoslowakei mit dem Film Žena pod křížem (Die Frau unter dem Kreuz) und emigrierte im Januar 1939 nach Großbritannien, wo er 1942 in The Young Mr. Pitt die Rolle des Napoleon Bonaparte spielte. Später verkörperte er diesen erneut in dem Monumentalfilm Krieg und Frieden (1956). 1946 war Lom der Star in dem Film Zirkus Barney (Dual Alibi, 1946), in dem er in einer Doppelrolle auftrat.

1953 spielte Lom die Hauptrolle des Königs von Siam in der Londoner Originalproduktion des Musicals Der König und ich (The King and I) im Drury Lane Theatre, das es dort auf 926 Aufführungen brachte.[8] Yul Brynner übernahm diese Rolle in der Kinoverfilmung des Musicals und später ebenfalls in einer Londoner Theaterinszenierung.

Neben Alec Guinness spielte Lom den gefährlichsten aller Gangster in der schwarzen Komödie Ladykillers (1955). In Spartacus (1960) war er als kilikischer Händler zu sehen. 1961 verkörperte er Kapitän Nemo in der Jules-Verne-Verfilmung Die geheimnisvolle Insel und er spielte neben Charlton Heston in dem Monumentalfilm El Cid die Rolle von Yusuf ibn Taschfin. 1962 war er das Phantom der Oper in dem Horrorfilm Das Rätsel der unheimlichen Maske der britischen Hammer-Filme.

Kurz danach spielte er in der Komödie Ein Schuß im Dunkeln (1964) an der Seite von Peter Sellers unter der Regie von Blake Edwards erstmals die Rolle, mit der er wohl am bekanntesten wurde, den neurotischen Chefinspektor Charles Dreyfus in der Pink-Panther-Reihe. Er verkörperte diesen in sechs weiteren Filmen der Reihe.

Deutsche Kinobesucher kennen ihn auch als Bösewicht Colonel Brinkley in dem Karl-May-Film Der Schatz im Silbersee (1962). In dieser Rolle musste Lom, der fließend Deutsch sprach, nicht synchronisiert werden. 2003 wurde Lom für diese Rolle mit dem Scharlih ausgezeichnet, einem Preis, der mit dem Namen Karl May verbunden ist. Weitere Rollen in deutschen Filmen hatte er 1964 als narbengesichtiger Sklavenhändler Simon Legree in der Romanverfilmung Onkel Toms Hütte, 1967 in Die Nibelungen, 2. Teil als Hunnen-König Etzel und 1969 als Hexenjäger im Horror-Schocker Hexen bis aufs Blut gequält.

Daneben betätigte sich Herbert Lom auch als Autor. Er verfasste zwei Romane, einen über den Schriftsteller Christopher Marlowe, Enter a Spy: The Double Life of Christopher Marlowe (1971)[9], und den historischen Roman Dr. Guillotin: The Eccentric Exploits of an Early Scientist (1992)[10], der zur Zeit der Französischen Revolution spielt und das tragische Schicksal des französischen Erfinders der Guillotine verfolgt.

Privates

Herbert Lom heiratete am 10. Januar 1948 Dina Katherine Schea[11] (1920 – 30. Mai 2009). Sie hatten zwei Söhne[12], Alec Lom und Nicholas Lom, bevor sie sich nach einer Trennung zwischen 1961 und 1976 scheiden ließen. Er hatte eine Tochter[13] aus einer Beziehung mit Brigitta Appleby[14]. Später heiratete er Eve Lacik (1962–1990); sie ließen sich 1990 scheiden.[15]

Herbert Lom starb am 27. September 2012 Jahren im Schlaf in seinem Haus in Camden Town, London im Alter von 95 Jahren.[16]

Öffentliche Aktivitäten

Während des Zweiten Weltkriegs beteiligte er sich als Teil der tschechischen Emigrantengemeinschaft aktiv am Widerstand gegen die Nazis in Großbritannien . Er trat in antifaschistischen Theaterstücken im Theater und im Radio auf. Bei einigen führte er auch Regie. Er genoss unter britischen Künstlern großes Ansehen. Nach dem Krieg war er bereits ein Star. Er blieb in Großbritannien und nahm Ende 1947 die britische Staatsbürgerschaft an.[17]

In den 1950er Jahren versuchte der tschechoslowakische kommunistische Geheimdienst erfolglos, ihn zur Kooperation zu bewegen. Spionagemitarbeiter machten sich den Umstand zunutze, dass Herbert Loms Schwester bis Ende der 1960er Jahre in Prag lebte. Da es bei Besuchen bei ihr in Prag regelmäßig zu Problemen kam, teilte man ihm mit, dass seine Bereitschaft zur Kooperation bei der Bearbeitung seines Visumantrags berücksichtigt würde. Gleichzeitig hinderten ihn die amerikanischen Behörden wiederholt daran, in die Vereinigten Staaten einzureisen und in Hollywood zu arbeiten[18].

In den späten 1970er Jahren bot Herbert Lom an, den britischen Zweig des Committee for the Defence of the Unjustly Prosecuted (VONS) finanziell zu unterstützen.[19]

Filmografie (Auswahl)

Bibliografie

  • Enter a Spy: The Double Life of Christopher Marlowe. Rowman & Littlefield, ISBN 0-8476-6258-6.
  • Dr. Guillotin: The Eccentric Exploits of an Early Scientist. Trafalgar Square Publishing, ISBN 1-85619-111-7.

Literatur

  • Reiner Boller: Der Mann, der Inspektor Clouseau hasste – Herbert Lom und seine Filmrollen. (Biografie), Verlag Verlagsallianz, Dezember 2015, ISBN 978-3-938109-40-3.

Einzelnachweise

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