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deutscher Musikwissenschaftler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Helmuth Osthoff (* 13. August 1896 in Bielefeld; † 9. Februar 1983 in Würzburg) war ein deutscher Musikwissenschaftler, Hochschulprofessor und Komponist.
Helmuth Osthoff, Sohn des Bankdirektors Heinrich Osthoff und seiner Ehefrau Berta, geb. Tepel, begann bereits während seiner Gymnasialzeit mit einer musikalischen Ausbildung, indem er bei Otto Wetzel in Bielefeld und bei Wilhelm Niessen in Münster Unterricht im Klavierspiel, Musiktheorie, Partiturspiel und Komposition nahm. Nachdem Osthoff von 1915 bis 1918 am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, studierte er ab 1919 zunächst in Münster und ab 1920 an der Berliner Universität Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. 1922 wurde er als Schüler von Johannes Wolf mit seiner Dissertationsschrift Der Lautenist Santini Garsi da Parma zum Dr. phil. promoviert. Nach einer musikalischen Weiterbildung in den Fächern Komposition bei Wilhelm Klatte, Klavier bei James Kwast und Dirigieren bei Gustav Brecher, die er sowohl privat als auch am Berliner Stern’schen Konservatorium absolvierte, war er zunächst von 1923 bis 1926 als Korrepetitor am Leipziger Opernhaus unter Generalmusikdirektor Gustav Brecher tätig.
1926 wurde Osthoff an der Universität Halle Assistent von Arnold Schering und folgte ihm 1928 als dessen Oberassistent an das Musikhistorische Seminar der Berliner Universität. Nachdem sich Osthoff 1932 mit der Schrift Die Niederländer und das deutsche Lied habilitiert hatte, übernahm er 1935 das musikhistorische Lektorat. Ende 1937 wurde er an die Universität Frankfurt am Main berufen, zunächst in Vertretung, ab 1938 als beamteter außerplanmäßiger Professor, Direktor des Musikwissenschaftlichen Instituts und Universitätsmusikdirektor. In dieser Funktion leitete er bis 1963 das Collegium musicum.
Osthoff wurde mit Wirkung vom 1. Mai 1937 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 5.377.880). Ebenso gehörte er der NSV, dem RLB und dem NS-Dozentenbund an[1] und war stellvertretender Leiter des Auslandsamtes des NS-Studentenbundes.[1] Als Teilnehmer an der musikwissenschaftlichen Tagung im Rahmen der Reichsmusiktage 1938 hielt Osthoff ein Referat über das Thema Das Besetzungsproblem in der Musik des Barockzeitalters.[1]
Osthoff hatte enge Kontakte zu Herbert Gerigk, dem Leiter der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP, Alfred Rosenberg. Noch Mitte 1939 sah ihn Gerigk neben Friedrich Blume, Wolfgang Boetticher, Werner Danckert, Rudolf Gerber, Erich Schenk, Erich Schumann und Rudolf Sonner als Mitautor eines umfangreichen Musiklexikons im Rahmen der geplanten Hohen Schule der NSDAP vor.[2][3] Mitte August 1939 sagte Osthoff zu.[4] Dieses Projekt zerschlug sich jedoch durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs, an dem Osthoff bis 1940 als Leutnant (Reserveoffizier) der Wehrmacht an der Westfront teilnahm. Nach der Besetzung Belgiens war Osthoff in Brüssel stationiert und erhielt am 13. Juli 1940 ein Schreiben Gerigks, in dem sich dieser nach dem Zustand der Brüsseler Musiksammlungen erkundigte und ob die Handschriftenabteilungen unversehrt geblieben seien.[5] Die Aktivitäten in Belgien verschwieg Osthoff in seiner Selbstdarstellung in der MGG und schrieb nur: „1939/40 war er Kriegsteilnehmer.“[6]
Im Wintersemester 1940/41 nahm Osthoff seine Lehrtätigkeit an der Frankfurter Universität wieder auf, blieb aber Mitarbeiter in der Hauptstelle Musik beim Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP.[7] Noch 1944 wurde Osthoff in einer Beurteilung als „politisch zuverlässig“ eingestuft und dass er „zu den besten Vertretern seines Faches gehört“.[8]
Nach Kriegsende und dem Abschluss des Entnazifizierungsverfahrens konnte Osthoff 1948 wieder seine Lehrtätigkeit am musikwissenschaftlichen Seminar in Frankfurt am Main aufnehmen. 1950 wurde er persönlicher Ordinarius und 1959 ordentlicher Professor. Er unternahm verschiedene Forschungsreisen zur Geschichte der franko-flämischen Musik des 15. und 16. Jahrhunderts. Nach seiner Emeritierung 1964 siedelte er 1973 nach Würzburg über, wo er bis kurz vor seinem Tod an einem Kantatenband der Neuen Bach-Ausgabe arbeitete.
Helmuth Osthoff ist der Vater des Musikwissenschaftlers Wolfgang Osthoff (1927–2008).
Helmuth Osthoffs Forschungen zur franko-flämischen Musik des 15. und 16. Jahrhunderts mündeten in zahlreichen Einzeluntersuchungen und der zweibändigen Monographie über Josquin Desprez, die nach Meinung seines Biographen Wolfgang Osthoff noch immer als Standardwerk gilt und nur in Details überholt ist.[9] Zusätzlich zu seiner wissenschaftlichen und editorischen Tätigkeit komponierte Helmuth Osthoff Lieder, Kantaten und ein Streichquartett.
Aufsätze während der NS-Zeit:
Editionen (Auswahl):
Nachlass
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