deutscher Graffiti-Künstler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Heiko Zahlmann (* 1973 in Hamburg) ist ein deutscher Graffiti-Künstler.[1] Er ist auch unter seinen Graffiti-Pseudonymen „Daddy Cool“ oder „RKT one“ bekannt. Zahlmann lebt und arbeitet in Hamburg.
1999 gründete Heiko Zahlmann zusammen mit den Künstlern Mirko Reisser (DAIM) sowie Gerrit Peters (Tasek) die Ateliergemeinschaft getting-up in Hamburg. Das Künstlerkollektiv setzt seither gemeinsam Projekte um, die auch international Aufmerksamkeit finden.[2][3][4][5]
„Heiko Zahlmann hält es für falsch, Graffiti einfach auf Leinwand und ins Zimmer zu bringen. Denn das Besondere von Graffiti im Außenraum kann nur mit Mühe als Tafelbild domestiziert und in den geschlossenen Kunstort herübergerettet werden. Auf Betontafeln erweist er den einfachen Markierungen seiner Wurzeln seine Reverenz und gibt so auf dem, sozusagen, originalen Material im neutralen Ausstellungsraum eine Ahnung von der Kraft der Setzung, die schon ein einfacher gesprühter Strich erreichen kann.[…] Denn so wenig wie die Bezeichnung ‚Graffiti’ etwas über den Status einer Arbeit innerhalb eines inzwischen weiten Feldes verschiedenster Erscheinungsformen aussagt, so grundlegend bleibt immer der Bezug zur Schrift – zumindest zur Geste des Schreibens. Und so sind auch diese Arbeiten Schriften von mehr oder weniger hermetischen Fragmenten einer individuellen Künstlerschrift bis hin zu längeren Texten. Da bleibt Heiko Zahlmann ganz Sprayer.“
– Hajo Schiff (Kunstkritiker), 2007
„Heiko Zahlmanns ‚Destroyline‘ scheint weit entfernt von seinen frühen Arbeiten. Die farbliche Vielfalt der auffälligen Wandbilder wurde auf ein einfaches Schwarz reduziert. Die Buchstaben- und Zahlenkombinationen sind zudem gewichen. Übrig bleibt nur noch der Beton als Arbeitsmaterial und die mit einer einzigen Handbewegung gesprühte Linie. Dabei kommentiert er auf ironische Art und Weise die Bildsprache der Minimal Art und kombiniert sie durch den gezielten Einsatz von Sprayfarbe mit der Ästhetik des Graffiti.“
– Carolin Oetzel: Urban Art: Werke aus der Sammlung Reinking. Hatje Cantz, Ostfildern 2009.[6]
20357
Heiko Zahlmann gestaltet im Jahr 2008 eine Beton-Skulptur für den Hamburger Karolinenplatz mit dem Titel „20357“.[7][8]
Die Urban Discipline Ausstellungen, deren erste im Jahr 2000 von Heiko Zahlmann in Zusammenarbeit mit Gerrit Peters und Mirko Reisser konzeptioniert, kuratiert und organisiert wurde,[9] gehören zu den weltweit wichtigsten Graffiti-Ausstellungen.[10]Os Gêmeos sprachen in Interviews von einem großartigen Projekt. Urban Discipline sei eine der ersten und immer noch größten je durchgeführten Graffiti-Ausstellungen gewesen, die auch Künstlern wie Daniel Man und Banksy zu einem wichtigen Karriereschritt verhalfen.[11] Den Organisatoren war es wichtig, in einer Zeit, in der Graffiti nicht mehr bloß als Schmiererei galt, aber immer noch nicht wirklich ernst genommen wurde, für dessen Etablierung als Kunstform zu kämpfen.[12] Internationale Stars der Szene kamen bereits zur ersten Ausstellung nach Hamburg.[9][13] Die wichtigsten Vertreter der internationalen Graffiti- und Street-Art Szene versammelten sich auch in den nächsten zwei Jahren, in denen das Projekt weiterhin von getting-up organisiert wurde. 2001 stellten in der Alten Postsortierhalle am Hamburger Stephansplatz neben Os Gêmeos aus Brasilien und Martha Cooper aus New York, Künstler aus ganz Deutschland sowie aus Brasilien, Österreich, Frankreich, den USA und der Schweiz aus.[14][15] Auch 2002 kamen noch einmal 34 internationale Künstler aus der ganzen Welt zusammen, um auf 1700 Quadratmetern in den Astra-Hallen im Hamburger Stadtteil St. Pauli auszustellen.[16]
Dock-Art
Zweieinhalb Jahre lang arbeiteten Heiko Zahlmann und Mirko Reisser (DAIM), als künstlerische Leitung, in Zusammenarbeit mit Lothar Knode an dem Projekt Dock-Art. Das 2000m² große Graffiti wurde 2001 gegenüber den Landungsbrücken am Hamburger Hafen an der Außenwand des Docks 10 der Werft Blohm + Voss enthüllt.[17][18][19]
Soziales
Heiko Zahlmann realisierte, gemeinsam mit der Ateliergemeinschaft getting-up, bereits mehrere wohltätige Projekte: Mit Gefangene helfen Jugendlichen e.V. kooperierte er für ein Projekt, das die Visualisierung der Grundidee des Vereins beinhaltete. Der Verein arbeitet gefängnisintern und verfolgt das Ziel, Jugendlichen den Alltag in einer Justizvollzugsanstalt näherzubringen.[20]
Der Jamliner ist ein Projekt der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg und des MusikSchulVereins e.V. , Förderverein der Jugendmusikschule. Jugendliche ab zwölf Jahren aus sozial schwachen Vierteln Hamburgs können so direkt vor Ort und kostenlos eine „rollende Musikschule“ besuchen.[21]
Mit dem Graffiti- und Street Art Workshop Stylekickz hatten einmal im Jahr Jugendliche die Möglichkeit mit professioneller Unterstützung ein künstlerisches Projekt zu realisieren, um sich dabei in lebensnahen und -relevanten Themen zu qualifizieren.[22]
Gerhard Finckh, Toke Lykeberg: still on and non the wiser: an exhibition with selected urban artists. 1. Auflage. Publikat Verlag, Mainaschaff 2008, ISBN 978-3-939566-20-5 (Ausstellungskatalog).
Heiko Zahlmann, Hajo Schiff, Uwe Lewitzky, Galerie Peter Borchardt: Von der Wand in den Raum in den Himmel. Gudberg Verlag, Hamburg, 2009, ISBN 978-3-940558-44-2 (Monografie).
Heiko Zahlmann. sinn + form, Booklet zur Ausstellung vom 6. September 2012 bis 26. Januar 2013, hrsg. von der Galerie Borchardt, Hamburg 2012, ISBN 3-9809031-9-2.
Ingo Clauß, Stephen Riolo, Sotirios Bahtsetzis: Urban Art: Werke aus der Sammlung Reinking. 1. Auflage. Hatje Cantz, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7757-2503-3, S. 30ff (Ausstellungskatalog).
Und über Projekte auf: Presseveröffentlichungen.Kleine Auswahl.getting-up: Mirko Reisser, Gerrit Peters, Heiko Zahlmann,archiviertvomOriginal(nicht mehr online verfügbar)am22.Dezember 2013;abgerufen am 28.April 2013.
Ingo Clauß, Stephen Riolo, Sotirios Bahtsetzis: Urban Art: Werke aus der Sammlung Reinking. 1. Auflage. Hatje Cantz, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7757-2503-3.
Lustiger Sprühen: Die Internationale Graffiti-Elite trifft sich bei der Urban Discipline-Art am 15.6. in der Thomas-I-Punkt-Halle. In: Hamburger Abendblatt. Live, 15. Juni 2000.
Julia Reinecke:Street-Art: Eine Subkultur zwischen Kunst und Kommerz. Transcript Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-759-2, S.35 (eingeschränkte Vorschauin der Google-Buchsuche).
Os Gemeos im Interview.Kirchner, Marc,9.April 2010,abgerufen am 1.Juli 2013:„Ja, diese Ausstellung war sehr wichtig für uns. Und wir sind immer noch sehr dankbar über diese Möglichkeit damals. Auch dort haben wir wieder sehr viele interessante Writer aus Deutschland und ganz Europa kennenlernen dürfen. Dank DAIM, Tasek, Daddy Cool, Stohead und vielen anderen, die wirklich hart dafür gearbeitet haben. Wir wissen das, es war ein Kraftakt das alles möglich zu machen. Es ist alles sehr angenehm abgelaufen, jeder hat jedem geholfen, keine Competition untereinander, es war wirklich eine sehr gute Stimmung. Es war schön unseren Beitrag leisten zu können und im Rahmen der Ausstellung ein Stück brasilianisches Graffiti zeigen zu können. Wir haben sehr schnell bemerkt, dass viele noch nicht einmal wussten, dass es in Brasilien Graffiti gibt geschweige dem etwas von dem Leben bei uns. Einige haben unsere Arbeiten damals auch gar nicht verstanden. Wir haben immer noch viel Respekt vor dem was damals in Hamburg passiert ist. Ein großartiges Projekt mit einer großartigen Geschichte dahinter. Urban Discipline ist wohl tatsächlich eine der ersten und immer noch größten je durchgeführten Galerie Ausstellungen gewesen welche Graffiti Art, Style und eine professionelle Präsentation perfekt und erfolgreich miteinander verbunden hat. Für viele war dieser Event ein wichtiger Schritt für mehr, Daniel Man, DAIM und auch Banksy!“
Graffiti Ausstellung HH: Längst versteht man unter Graffiti nicht mehr bloß an Häuserwände geschmierte Zeichen. Richtig ernstgenommen wird Graffiti aber weiterhin nicht. Die Organisatoren der Hamburger Ausstellung Urban Discipline kämpfen für die Anerkennung von Graffiti als Kunstform. Das ist zwar nicht neu, verlangt aber ständige Neubetrachtung und Diskussion. In: DE:BUG Magazin für Elektronische Lebensaspekte. 19. Juli 2002 (Graffiti Ausstellung HH (Memento vom 2. Januar 2014 im Webarchiv archive.today), abgerufen am 2. Februar 2013).
Anna von Villiez: Hallo, hier bin ich: Maximum HipHop: die bekanntesten Graffiti-Künstler der Welt kommen nach Hamburg. In: TAZ, die tageszeitung. Kultur, taz Hamburg vom 14. Juni 2000.
Anna von Villiez: Gesprühte Utopien: Plastische Bildhaftigkeit aus Sao Paulo: „Os Gemeos“ bei der Graffiti-Ausstellung am Stephansplatz.In: TAZ, die tageszeitung. Kultur, taz Hamburg vom 14. Juni 2001.
Stefan Krulle: Feine Dosengemälde. Haltbar bis: 18. Juni: Sprühwarm weitererzählt: Internationale Graffiti-Kunst in der Alten Postsortierhalle am Stephansplatz. In: Die Welt. Feuilleton vom 12. Juni 2001.
Jamliner.getting-up,18.Mai 2001,archiviertvomOriginal(nicht mehr online verfügbar)am17.Januar 2014;abgerufen am 14.Juli 2013:„Hamburgs musikalische Buslinie. getting-up gestaltete beide Busse die für das Jamliner Projekt in Hamburg unterwegs sind.“
Silke Schlichting: Legales Fassadendesign: Früher Sprüher, heute kommerzieller Künstler: eine Ateliergemeinschaft zeigt ihre Graffiti im Museum für Kunst und Gewerbe. In: TAZ, die tageszeitung.Hamburg, 25. April 2002.
Gegen die Wand.Wakin' up Nights bei de Pury & Luxembourg, Zürich.ArtNet,20.März 2007,archiviertvomOriginalam29.Januar 2014;abgerufen am 27.Januar 2014.
Gerhard Finckh, Toke Lykeberg: still on and non the wiser: an exhibition with selected urban artists. Publikat Verlag, Mainaschaff 2008, ISBN 978-3-939566-20-5 (Ausstellungskatalog).