Hans von Reutlingen, auch genannt Hans von Aich, war über 40Jahre in Aachen tätig. Sein Meisterzeichen setzt sich aus den Anfangsbuchstaben seiner Namen: Johannes von Reutlingen, JR, kreuzförmig angeordnet zusammen. Obwohl Aachen im Mittelalter eines der Goldschmiedezentren war, ist kein Kunstwerk im Weichen Stil des 15. Jahrhunderts überliefert. Lediglich das Apostel-Antependium des Aachener Domschatzes[1] lässt die Tradition anklingen.
Wie es dazu kam, dass Hans von Reutlingen überregionale Bedeutung gewann, ist nicht tradiert.
Sein Siegel- und Münz-Werk durchläuft die Stilrichtungen der Spätgotik und der Frührenaissance.
Sein Hauptwerk ist gekennzeichnet durch manieristisch eingesetzte Architekturteile. Hans von Reutlingen "jongliert" auf dem Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens vorbildlos mit Arkaden und Baldachinen zu einer Zeit, als der Manierismus sich noch nicht als Stil herausgebildet hatte. Auf diese Weise verlieh er dem schweren Goldmaterial Leichtigkeit.
Im Alter von über 80 Jahren verstarb Aachens bekanntester Goldschmied. Sein Grab ist unbekannt.
Sein Œuvre umfasst 75% profane und 25% sakrale Werke.
Drei Siegel für den kaiserlichen Hof in Wien, 1497
Ernst Günther Grimme:Aachener machen Geschichte. Hrsg.: Bert Kasties, Manfred Sicking. Band1. Shaker Verlag, Aachen 1997, ISBN 3-8265-3003-9, Hans von Reutlingen, S.43–53.
Lepie und Minkenberg:Der Domschatz zu Aachen. In: Domkapitel Aachen (Hrsg.): Museen und Schatzkammern in Europa. 2. Auflage. Band1. Schnell & Steiner, Regensburg 2015, ISBN 978-3-7954-2320-9, S.60.