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deutscher Flugzeugkonstrukteur Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hanno Fischer (* 15. November 1924 in Wünschelburg) ist ein deutscher Flugzeugkonstrukteur. Er gehört zu den frühen, selbstständigen Luftfahrttechnikern der jungen Bundesrepublik Deutschland, der eines der ersten Motorflugzeuge in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte und flog. Der Bereich der Bodeneffekt-Nutzung bei Flugzeugen wurde von Hanno Fischer seit Mitte der 1970er Jahre grundlegend erforscht und maßgeblich zur Serienreife und kommerziellen Nutzbarkeit geführt.[1][2]
Hanno Fischer wuchs zunächst in Heiligenbeil in Ostpreußen, später dann in Braunau im Sudetenland auf. Im Alter von 14 Jahren absolvierte Fischer auf der Modellbauschule Hoher Meißner einen Lehrgang als Modellbaulehrer. Seinen ersten Flug absolvierte Hanno Fischer auf einer SG 38 im Jahr 1938. Nach dem Abitur meldete sich Fischer 1943 freiwillig zur Luftwaffe. Nach anderthalbjähriger Ausbildung kam Fischer Anfang 1945 zur IV. Gruppe des JG3 „Udet“ auf einer Focke-Wulf Fw 190 an die Ostfront. Fischer kehrte 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurück und heiratete. Mit seiner Frau Erika zog Hanno Fischer nach Westhoven bei Köln, wo er einen Spirituosenhandel eröffnete. Parallel absolvierte Fischer ein Maschinenbau-Fernstudium, das er 1951 abschloss.
Mit der Freigabe des motorlosen Segelflugs in Deutschland begann Hanno Fischer 1951 mit Toni Boretzki die Auslegung eines ersten Flugzeugs. Die FiBo 2 war offiziell ein einsitziges Segelflugzeug, das am Heck aber bereits über einen feststellbaren Propeller verfügte, der über eine Fernwelle von einem Motor angetrieben werden konnte, der später im Gepäckraum Platz finden sollte. Schon 1952, zu einer Zeit als der Motorflug in Deutschland noch verboten war, erhielt Hanno Fischer ein erstes Patent für ein Segelflugzeug mit im Rumpf eingebautem Hilfstriebwerk. Noch vor dem Erstflug des FiBo 2 baute Hanno Fischer den DKW-Motor seines Motorrads in den Gepäckraum ein und absolvierte mit diesem Motor Anfang 1953 auf der heutigen Autobahn A4 zwischen Gremberg und Rodenkirchener Rheinbrücke den Erstflug. Vermutlich war dieser Flug von Hanno Fischer der erste Motorflug eines in Deutschland nach dem Krieg gebauten Flugzeugs.
1954 begann Hanno Fischer mit seinem neuen Partner Bernhard Schulze-Wilmert die Entwicklung eines neuartigen, leistungsstärkeren Motorseglers, der auch als Reiseflugzeug geeignet sein sollte. Beide gründeten 1954 in Köln-Porz die Rhein-West-Flug Fischer & Co. Als das Bauverbot für Motorflugzeuge in Deutschland 1955 durch die alliierten Militärbehörden aufgehoben wurde, war die Detailkonstruktion der RWF RW-3 durch Fischer bereits abgeschlossen. Der Bau des Prototyps erfolgte bei Gomolzig Flugzeugbau in Wuppertal. Für die Serienfertigung suchten Fischer und Schulze-Wilmert einen Lizenznehmer, den die beiden mit der 1956 in Krefeld vom ehemaligen Focke-Wulf-Produktionsleiter Willi Käther gegründeten Rhein-Flugzeugbau fanden. Hanno Fischer unterstützte mit seiner Rhein-West-Flug den Aufbau der Serienfertigung bei Rhein-Flugzeugbau bis 1958 und übernahm danach die technische Leitung bei Rhein-Flugzeugbau.
Unter seiner Leitung entstanden bei Rhein-Flugzeugbau in den nächsten 30 Jahren das STOL-Flugzeug RFB RF-1, der experimentelle Motorsegler Rhein-Flugzeugbau Sirius II und die beiden mantelschraubengetriebenen RFB Fanliner und RFB Fantrainer. In den sechziger Jahren beteiligte sich Fischer in der Leichtflugtechnik Union (LFU) gemeinsam mit Bölkow und Pützer an der Entwicklung des ersten Vollkunststoff-Motorflugzeugs LFU 205. Durch die umfangreiche Grundlagenforschung im Rahmen dieses Projekts, gehörte Rhein-Flugzeugbau Mitte der sechziger Jahre zu den wenigen, weltweit anerkannten Flugzeugbau-Unternehmen mit Erfahrungen in der Anwendung von Verbundwerkstoffen im Flugzeugbau.[3]
Als Alexander Lippisch Mitte der sechziger Jahre aus den USA nach Deutschland zurückkehrte, fanden seine in den USA entwickelten Bodeneffektfahrzeuge die Aufmerksamkeit des Bundesverteidigungsministeriums. Lippisch beabsichtigte in Deutschland den Bau eines neuen Erprobungsträgers für diese Technologie. Anstatt der in den USA in Holz ausgeführten Flugboote, sollte der neue Erprobungsträger in Kunststoff hergestellt werden. Lippisch wurde auf die Verbundwerkstoff-Erfahrungen bei Rhein-Flugzeugbau aufmerksam, die schließlich die bautechnische Ausführung des Erprobungsträger unter Leitung von Hanno Fischer übernahmen. Lippisch wurde als Berater bei RFB tätig, während das Verteidigungsministerium Rhein-Flugzeugbau mit dem Bau des Erprobungsträgers RFB X.113 beauftragte. Während des Baus des folgenden, größeren Hochsee-Erprobungsträgers RFB X.114 verstarb Alexander Lippisch. Hanno Fischer setzte die Entwicklungsarbeit an dem Bodeneffekt-Fahrzeug allein fort. Als die X.114 während der Erprobung auf der Ostsee 1978 zerstört wurde, verlor das Verteidigungsministerium das Interesse an dieser Technologie. Damit endeten auch die Arbeiten im Bereich Bodeneffekt bei Rhein-Flugzeugbau.[4]
Hanno Fischer übernahm die Rechte an der Entwicklung und gründete 1979 sein Ingenieurbüro Fischer Flugmechanik, in dem er die Grundlagenforschung im Bereich Bodeneffekt allein fortführte. In zehnjähriger Arbeit entstand bei Fischer Flugmechanik der FF Airfish, der Ende der achtziger Jahre Serienreife erlangte. Zu den von Hanno Fischer konzipierten, sogenannten WIGs (Wing in Ground) gehörte das zweisitzige Sportboot FF Airfish AF-3[5], das achtsitzige Taxiboot Airfish AF-8 sowie der Erprobungsträger für die Hoverwing-Technologie FF Hoverwing HW2VT. Inzwischen hat Hanno Fischer Lizenzen zur Serienfertigung des zwanzigsitzigen FF Hoverwing HW20 und des achtzigsitzigen FF Hoverwing HW50 nach Asien verkauft.[6]
Im hohen Alter berät Fischer das neu gegründete Unternehmen Fanjet Aviation, mit dem der Schorndorfer Unternehmer Andreas Sattler versucht, den von Fischer entwickelten mantelschraubengetriebenen Fantrainer weiterzuentwickeln und erneut auf den Markt zu bringen.
Ferner ist er noch immer als Pilot aktiv. Am 19. Juni 2017 landete er mit einer von ihm entwickelten RW-3 nach einem Motorausfall in einem Getreidefeld, wobei er selbst und die Maschine unversehrt blieben.[7][8][9]
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