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deutscher Politikwissenschaftler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hans-Joachim „Hajo“ Funke (* 18. November 1944 in Guhrau, Niederschlesien) ist ein deutscher Politikwissenschaftler. Er lehrte von 1993 bis zur Emeritierung 2010 am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin. Sein Schwerpunkt liegt auf den Untersuchungen zu Rechtsextremismus und Antisemitismus in Deutschland.
Hajo Funke wurde als Sohn des Oberstudienrats Johannes Funke (1917–1998) und dessen Frau Agnes, geb. von der Beeke (1914–2011), im niederschlesischen Guhrau (heute: Góra, Polen) geboren. Sein Vater stammte aus Eckersdorf in Schlesien, trat 1935 der NSDAP bei und diente als Artillerie-Offizier der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.[1] Funkes Mutter war die Tochter eines Großbauern aus Werwe bei Löningen (Landkreis Cloppenburg).[2][3] Im Januar 1945 flüchtete sie mit ihren Kindern über Liegnitz an der Oder zurück auf den Hof ihrer Eltern in Werwe, wo die Familie das Kriegsende erlebte.[3]
Funke wuchs in Dinklage im Oldenburger Münsterland heran, wo sein Vater Anfang der 1950er Jahre zum Volksschulrektor berufen wurde.[4][5] Nach dem Besuch der Grundschule (1951–1954) und dem Abitur am Gymnasium Antonianum in Vechta 1964 absolvierte er von 1964 bis 1966 seinen Wehrdienst. Anschließend studierte er Politische Wissenschaft, Soziologie und Philosophie; er machte 1971 sein Diplom (Note Sehr gut). Während der Studienzeit war er in der westdeutschen Studentenbewegung aktiv. Er engagierte sich etwa im Sozialistischen Deutschen Studentenbund[6] (SDS) und wurde 1968 Sprecher[7] der studentischen Fachschaft des Otto-Suhr-Instituts für Politikwissenschaft (OSI) der Freien Universität Berlin. Noch im selben Jahr wurden er und seine Mitstreiter abgesetzt, weil sie die vorangegangene Besetzung des OSIs guthießen. Der Publizist Michael L. Müller, damals hochschulpolitischer Korrespondent der Berliner Morgenpost, kommentierte, die Fachschaftsvertretung sei dem „linksextremen AStA-Kurs“ zugeneigt gewesen.[8] Später war Funke dann im Sozialistischen Büro (SB), einer Organisation der Neuen Linken, aktiv.[9]
Von 1971 bis 1977 war er Teilzeit-Assistent am Institut für Politische Wissenschaften (OSI) der Freien Universität Berlin. Sein Thema war die Industrielle Soziologie und Politik. Im Jahre 1976 erfolgte die Promotion in Politischer Wissenschaft („Über die Taylorisation der industriellen Arbeit“) mit der Beurteilung Summa cum laude. Im Jahre 1977 nahm er eine Stelle als „Research Fellow“ am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) an, die er bis 1983 beibehielt. 1984 habilitierte er sich (Vortrag über Theorien zum Antisemitismus). Danach war er an der Sozialforschungsstelle Dortmund tätig. 1985–1987 untersuchte Funke die Emigration von Juden vor und während der Zeit des Nationalsozialismus. Diese Untersuchung bildete die Grundlage für seine Veröffentlichung Die andere Erinnerung. Interviews und Portraits von Jüdischen Gelehrten im Exil. Er war Gast an Universitäten und Fachhochschulen in Kopenhagen, Linz und Darmstadt.
1987 war er visiting scholar am Center for European Studies an der Harvard University. 1988/89 übernahm er vorübergehend die Vertretungsprofessur von Alexander Schwan, Lehrstuhl der Politischen Philosophie, an der Freien Universität Berlin. 1989–1992 war Funke Associate Professor (DAAD) an der University of California, Berkeley für German Area Studies (Moderne Geschichte (modern history), Literatur (literature), Politik (politics)). Dort unterhielt er engen Kontakt mit dem Literatursoziologen Leo Löwenthal.
1993 kehrte Funke nach Deutschland zurück und wurde Professor für Politische Wissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse von Politik und Kultur am Otto-Suhr-Institut für Politische Wissenschaften der Freien Universität Berlin, an dem er bis 2010 lehrte.[10] Zu seinen akademischen Schülern gehören u. a. Steffen Hagemann, Clemens Heni[11], Lars Rensmann und Fabian Virchow.
Er war von 2007 bis 2015 Lehrbeauftragter für Holocaust Studies and Communication am Touro College Berlin.[12]
Während des Bosnienkrieges förderte Funke die Arbeit von La Benevolencija – Deutschland e.V. Der überkonfessionelle Verein unterstützte die jüdische Gemeinde im belagerten Sarajevo mit Hilfslieferungen, Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising. 1997 wurde Funke Mitglied des Vorstandes.[13] Überdies war er Vorstandsmitglied des DIAK (Deutsch-Israelischer Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten).
Im Jahr 2000 trat Funke, drei Jahre nach dem Tod des sechsjährigen Joseph Kantelberg-Abdullah im Schwimmbad der sächsischen Kleinstadt Sebnitz, als Berater von dessen Familie auf.[14]
Im Prozess Irving gegen Lipstadt und Penguin Books, in dem Irving sich gegen den Vorwurf der Holocaustleugnung zu verwahren versuchte und verlor, verfasste Funke das Gutachten David Irving, Holocaust Denial, And His Connections To Right-Wing Extremists And Neo-National Socialism (Neo-Nazism) In Germany im Hauptverfahren.
Er hat gelegentlich als Sachverständiger für die Politik gearbeitet, darunter 2012 auf Einladung der Oppositionsfraktionen im NSU-Untersuchungsausschuss im Bayerischen Landtag.[15]
Er lebt in Berlin-Charlottenburg.[16]
Im Februar 2023 gehörte Funke zu den Erstunterzeichnern einer von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Petition Manifest für Frieden, die zu einer Intensivierung von Verhandlungen, Diplomatie und humanitärer Hilfe statt zur Ausdehnung militärischer Unterstützung der Ukraine im Zuge des Russischen Überfalls auf die Ukraine aufrief.
Im April 2024 rief er mit Michael von der Schulenburg und Harald Kujat zur Unterstützung der chinesischen Friedensbemühungen auf, da die Ukraine den Krieg nicht mehr gewinnen könne.[17]
Am 18. November 2019 erhielt Funke das Bundesverdienstkreuz.[16] Die Verleihung fand im Roten Rathaus statt.[18]
Aufsätze
Bücher
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