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österreichisches Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gudenus (früher auch Ritter/Freiherren/Reichsfreiherren/Grafen von Gudenus) ist der Name eines Geschlechts mit Ursprung in Spangenberg (Hessen), das zum ehemaligen österreichischen Adel zählt und bis heute existiert.
Das Geschlecht stammte ursprünglich aus Spangenberg in Hessen und erschien erstmals 1594 urkundlich mit Christoffel Gude(nus), späterem landgräflich hessischen Schultheißen zu Sontra.[1]
Moritz Gudenus (1596–1680) war 1626 reformierter Prediger in Abterode, nachdem er 1625 Marburg wegen seines Bekenntnisses hatte verlassen müssen. Er wurde 1630 katholisch, trat in Kurmainzer Dienste und starb als Amtmann in Treffurt. Von seinen fünf Söhnen war der älteste, Johann Daniel (1624–1694), Doktor der Theologie, Titularbischof von Utica und Mainzer Weihbischof für Hessen, Thüringen und das Eichsfeld in Erfurt. Der zweite, der promovierte Jurist Johann Christoph Freiherr von Gudenus (1632–1705), wurde Reichshofkanzleitaxator, Kurmainzer Geheimer Rat und Ministerresident in Wien sowie Hofpfalzgraf. Er begründete die seit 1907 gräfliche niederösterreichische Linie, der Bruder Urban Ferdinand Gudenus begründete die seit 1732/46 freiherrliche steiermärkische Linie die auch Besitz in Ungarn hatte. Die Linien der jüngeren Brüder Georg Friedrich (1636–1701), Kurmainzer Amtmann zu Treffurt, und Dr. jur. Johann Mauritz Bodo (1639–1688), Kurmainzer Regierungsrat, Stadtschultheiß und Universitäts-Professor in Erfurt, starben bereits im 18. Jahrhundert aus. Von den Söhnen des letzteren war Christoph Ignaz (1674–1747) Titularbischof von Anemurium und Weihbischof in Erfurt, Johann Leopold (1676–1713) war Doktor der Theologie, Titularbischof von Pergamum und Weihbischof von Worms, während Daniel Mauritz (1681–1749) wie der Vater Stadtschultheiß von Erfurt wurde und Friedrich Wilhelm (1683–1757) als Generalfeldzeugmeister des fränkischen Kreises gestorben ist.[2]
Benannt nach der Familie ist die Gudenushöhle in Niederösterreich.
Der rittermäßige Reichsadelsstand wurde am 5. März 1668 den Brüdern Christoph, Johann Daniel, Urban Ferdinand und Johann Moritz Gudenus verliehen. Der Reichsritterstand mit der Anrede „Edler Herr“ erfolgte am 7. Mai 1696 und der Reichsfreiherrenstand mit Anrede „Wohlgeboren“ am 20. September 1696.[1]
Das ungarische Indigenat wurde am 5. Dezember 1703 verliehen. Die Würde des niederösterreichischen alten Ritterstandes erfolgte am 10. Februar 1714. Das böhmische Inkolat im Herrenstande wurde am 15. April 1756 für Franz de Paula Freiherrn von Gudenus verliehen.[1]
Die Deszendenz des 1874 verstorbenen Gabriel Freiherrn von Gudenus wurde durch von Kaiser Franz Joseph am 16. August 1907 in Ischl in den österreichischen Grafenstand erhoben. Das Diplom wurde am 22. Oktober 1907 in Wien ausgestellt.[1] Als eines von 64 gräflichen Geschlechtern erhielt die Familie am 14. Juni 1907 einen erblichen Sitz im Herrenhaus, dem Oberhaus des österreichischen Reichsrates.[1]
Im Jahre 1725 kam die Burgruine Hohenstein im Kremstal in den Besitz der Familie. 1726 belehnte Kaiser Karl VI. den Freiherrn Philipp Ferdinand von Gudenus (1681–1731) mit der Herrschaft sowie dazugehörigen Burg Hartenstein (Niederösterreich), bei dessen Familie sie bis 1927 verblieb. 1731 kam Schloss Felling[3] in Gföhl in den Besitz des Zweiges. 1737 wurde das Schloss Waidhofen an der Thaya erworben. Im 19. Jahrhundert wurde das Gut Schloss Vestenötting mit der benachbarten Herrschaft Waidhofen vereinigt und das Schloss als Sitz der Forstverwaltung genutzt.
Die als Wohltäterin bekannte Gräfin Ernestine Gudenus, geb. Thun-Hohenstein (1853–1910), war Mitbegründerin des Krankenhauses[4] und des Roten Kreuzes in Waidhofen[5]. Seit 2018 ist Ferdinand Gudenus (* 1990) im Besitz von Waidhofen und Vestenötting.[1] Er ist der jüngste Sohn aus der Ehe von Leopold Gudenus und Pia Gräfin v. Spee. Die Familie nahm um 2000 den aus Burkina Faso stammenden Schwarzafrikaner Salfo 'Salif' Nikiema (* 1988) bei sich als Pflegekind auf. Salif war wegen körperlicher Misshandlungen von der österreichischen Ärztehilfsorganisation „Noma Hilfe Österreich“ für medizinische Behandlungen als Teenager nach Österreich vermittelt worden. Durch seinen beeindruckenden Werdegang wurde er vom damaligen Staatssekretär für Integration Sebastian Kurz 10 Jahre später zum „Integrationsbotschafter“ ernannt[6]. Danach wurde er von den Schlossherren Leopold und Pia Gudenus adoptiert. Das erleichterte es ihm 2015 die österreichische Staatsbürgerschaft zu erwerben[7]. Heute lebt er mit seiner Familie in Waidhofen, ist Bankangestellter und wurde 2020 für die ÖVP in den Gemeinderat gewählt.[8] Ebenso engagiert er sich mit Hilfsprojekten für seine Heimat.[9]
1729 wurde die Pfarrkirche Els wiederhergestellt.[10] In den Jahren 1780 bis 1799 erfolgte der Bau des Jagdschlösschens Els durch Johann Heinrich Reichsfreiherr von Gudenus. Els wurde Verwaltungssitz der Herrschaften Hartenstein, Hohenstein und Felling[11]. Der Schüttkasten Els ist durch eine Allee mit dem Jagdschlösschen verbunden. Els befindet sich heute nach wie vor im Besitz eines Zweiges der Familie, der im Vergleich zur übrigen Familie eher im rechtsnationalen politischen Spektrum angesiedelt ist[12]. Stammvater ist der österreichische Bobfahrer und Leichtathlet Johann Baptist Gudenus (1908–1968)[13]. Aus diesem Zweig stammen auch der FPÖ-Politiker John Gudenus (1940–2016)[12] und dessen Sohn Johann Gudenus (* 1976)[14], der nach der Ibiza-Affäre 2019 von allen politischen Ämtern zurücktrat ist und auch die FPÖ verließ[15]. Er ist mit Tajana Gudenus verheiratet, welche ein Flüchtlingskind und ebenfalls „Integrationsbotschafterin“ ist.[16]
1840 wurde Schloss Mühlbach gekauft und im Stil des Historismus umgebaut. Seit 2012 gehört es Martin Gudenus (* 1951), Bürgermeister der Marktgemeinde Hohenwarth-Mühlbach am Manhartsberg (seit 2015)[17]. Der ehemals barocke Schlossgarten und der 15 Hektar große Englische Landschaftspark wurden 2003 liebevoll revitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Schlosspark finden regelmäßig Kulturveranstaltungen statt[18].
Seit 1806 ist Schloss Thannhausen (Steiermark) bis heute im Besitz der Familie. Die zugehörige Burg Neuhaus wurde 1982 verkauft. 1823 erwarb Ferdinand Freiherr von Gudenus die Herrschaft Frondsberg; Schloss Frondsberg in Rabendorf (Gemeinde Birkfeld, Steiermark) wird ebenfalls bis heute von der Familie bewohnt. Schloss Külml in Feistritz bei Anger befand sich von 1811 bis 1954 im Familienbesitz.
Ein Zweig dieser Linie wanderte nach Ungarn aus und besaß die Güter Gáad and Lugoshely[19], im Banat (heute Rumänien), die nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet wurden. Aus diesem Zweig stammt der Historiker und Genealoge János József Gudenus (* 1947), der seit 1990 ungarische Handbücher des Adels unter dem Namen A magyarországi főnemesség XX. századi genealógiája publiziert[20].
Blasonierung: Die älteste Darstellung eines Familienwappens Gudenus geht auf das Jahr 1660 zurück.[21] Das Stammwappen im Adelsbrief von 1668 zeigt in Blau auf grünem Dreiberg einen silbernen Geharnischten mit goldenem Rock und eisernem Brustharnisch, in der Rechten einen grünen Palmzweig haltend, mit der Linken einen goldenen Stab auf den Boden setzend, der oben in einem Kreuz und darüber einer Krone endet; auf dem Helm mit blau-goldenen Decken der Mann wachsend.
Blasonierung: Das gräfliche Wappen von 1907 ist geviert mit einer zwischen Feld 3 und 4 eingeschobenen schwarzen Spitze und belegt mit blauem Herzschild, darin auf grünem Boden eine Frauengestalt mit wallendem goldenen Gewand und eisernem Brustharnisch, in der Rechten einen grünen Palmzweig haltend, mit der Linken einen goldenen Stab auf den Boden setzend, der oben in einem Kreuz und darüber einer Krone endet. 1 und 4 von Silber und Rot sieben Mal schrägrechts geteilt; 2 und 3 in von Schwarz und Gold geteiltem Feld auf natürlichem Felsboden ein dreizinniger roter Turm mit Toröffnung und aufgezogenem goldenen Fallgatter. Oben befinden sich drei Helme; auf dem rechten mit rot-silbernen Decken ein offener Adlerflug; auf dem mittleren mit blau-goldenen Decken ein silberner Geharnischter wachsend; auf dem linken mit schwarz-goldenen Decken der Zinnenturm zwischen zwei Büffelhörnern. Die Schildhalter sind zwei widersehende goldene Löwen.[1]
Ältere Stammlinie
Christoffel Gudenus zu Melsungen ⚭ (1) Ursula vom Hoffe († 1624), (2) Katharina[28]
Jüngere Stammlinie (Niederösterreich)
Johann Baptist Franz de Paula Joseph Freiherr von Gudenus (1721–1786), Fkhr auf Waidhofen etc. ⚭ Oktavia Gräfin von Nimptsch[29]
Jüngere Stammlinie (Steiermark)
Philipp Franz Ignaz Freiherr von Gudenus (1710–1783) ⚭ Christine von Schaumberg[29]
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