Guanidine
Stoffgruppe der organischen Chemie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Guanidine sind eine Stoffgruppe der organischen Chemie, die sich vom Grundkörper Guanidin ableitet. Dieses besteht aus einem Kohlenstoffatom, an das zwei Aminogruppen (-NH2) sowie eine über eine Doppelbindung eine NH-Gruppe gebunden sind. Bei den anderen Vertretern sind ein oder mehrere Wasserstoffatome gegen andere Gruppen, beispielsweise organische Reste, substituiert.

Vorkommen
Zusammenfassung
Kontext


Guanidine sind in der Natur verbreitet und nehmen wichtige biologische Funktionen ein. Prominente Vertreter sind die Nukleinbase Guanin, die Aminosäure Arginin und das Kreatin. Die biologische Bedeutung der Stammverbindung ist Stand 2021 jedoch wenig erforscht.[1]
Die Aminosäure Canavanin ist strukturell eng mit Arginin verwandt, allerdings ist eine CH2-Gruppe gegen ein Sauerstoffatom ausgetauscht, über das die Guanidin-Gruppe an die Hauptkette gebunden ist. Canavanin ist ein pflanzlicher Abwehrstoff der beispielsweise insektizid wirkt, da er statt Arginin in Proteine eingebaut wird, was deren Funktion beeinträchtigt.[2] Canavanin kommt in Hülsenfrüchtlern (Leguminosae) vor, speziell der Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Papilionoideae). Dazu gehören beispielsweise die gewöhnliche Robinie und verwandte Arten.[3] Das Galegin ist ein giftiges Guanidin, das beispielsweise in der Geißraute vorkommt.[4]
Guanidineinheiten sind in verschiedenen Toxinen enthalten, beispielsweise Tetrodotoxin und Saxitoxin. Tetrodotoxin kommt in dem Kugelfisch Spheroides rubipres vor, sowie in dem Molch Taricha torosa und im Panama-Stummelfußfrosch (Atelopus zeteki) vor.[5] Diese Verbindungen blockieren spannungsabhängige Natriumkanäle. Die Wirkung beruht vermutlich darauf, dass die Guanidineinheiten in protonierter Form mit den Ionenkanälen interagieren können, analog zu Natriumionen. Durch ihre Größe können sie die Kanäle jedoch nicht passieren, was zur Blockade führt.[6]
Herstellung
Guanidine können aus Thioharnstoff oder substituierten Derivaten hergestellt werden. Hierzu wird zunächst das Schwefelatom mittels Wasserstoffperoxid zur Sulfinsäure oder Sulfonsäure oxidiert. Anschließend kann es durch ein Amin substituiert werden, wodurch ein Guanidin entsteht.[7]
Verwendung
Das Nitroguanidin dient als wenig brisanter Sprengstoff unter anderem als Treibladung für Schusswaffen und Auto-Airbags.[8] Das Biguanid, das formal durch Kondensation zweier Moleküle Guanidin entsteht, kommt als Teilstruktur in vielen Pharmazeutika vor. Dazu gehören die Antiseptika Polyhexanid und Chlorhexidin. Chlorhexidin wird in der Chirurgie verwendet, zur Behandlung von Brandwunden und in der Zahnmedizin, beispielsweise zur Behandlung der Parodontitis.[9] Das Metformin, eines der meistgenutzten Antidiabetika, und einige verwandte Pharmazeutika sind ebenfalls Biguanide.[10]
Einzelnachweise
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