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Gemeinde in Thüringen, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Kleinstadt Greußen ist eine Landgemeinde im Kyffhäuserkreis in Thüringen. Greußen ist der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Greußen, ohne jedoch dazuzugehören.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 51° 14′ N, 10° 57′ O | |
Bundesland: | Thüringen | |
Landkreis: | Kyffhäuserkreis | |
Höhe: | 162 m ü. NHN | |
Fläche: | 86,82 km2 | |
Einwohner: | 5711 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 66 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 99718 | |
Vorwahl: | 03636 | |
Kfz-Kennzeichen: | KYF, ART, SDH | |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 65 089 | |
Stadtgliederung: | 13 Ortsteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Bahnhofstraße 13a 99718 Greußen | |
Website: | www.landgemeinde-greussen.de | |
Bürgermeister: | Torsten Abicht[2] (SPD) | |
Lage der Stadt Greußen im Kyffhäuserkreis | ||
Die Stadt Greußen befindet sich am Fuß der südlichen Abdachung der Hainleite im Thüringer Becken in einem Ackerbaugebiet. Die Stadt und ihre Gemarkung wird von der Schwarzburger, der Loch-, der Kupfer- und der Sächsischen Helbe sowie dem Steingraben, dem Urbett der Helbe, durchflossen. Die Bundesstraße 4 und die Landesstraßen 2133 und 1041 erschließen die Stadt verkehrsmäßig. Die Bahntrasse Erfurt–Nordhausen führt mit einer Bahnstation in Greußen durch die Stadt.
Die Stadt Greußen mit ihrem Ortsteil Grüningen ist räumlich von den anderen Ortsteilen getrennt.
Greußen besteht gemäß der Hauptsatzung[3] aus den Ortschaften Greußen (bestehend aus den Ortsteilen Greußen und Grüningen), Großenehrich (bestehend aus den Ortsteilen Bliederstedt, Großenehrich, Niederspier, Otterstedt, Rohnstedt, Wenigenehrich und Wolferschwenda) und Engelsdörfer (bestehend aus den Ortsteilen Feldengel, Holzengel, Kirchengel und Westerengel).
In vor- und frühgeschichtlicher Zeit war das Greußental von einem See bedeckt, der etwa um Christi Geburt durch Erosion zugeschwemmt war. Geologisch interessant ist das Greußener Tuffgestein. Zahlreiche Bodenfunde bezeugen eine starke Besiedlung des Gebiets um den See in frühgeschichtlicher Zeit. Nördlich von Greußen wurde 1858 in einem Holzschacht einer der wertvollsten Bodenfunde Nordthüringens gemacht. Der Opferfund besteht aus sechs germanischen Kultgefäßen aus der Zeit um 200 n. Chr. Eines davon, das Greußener Schweinchen, hat die Gestalt eines Ebers.
860 wurde der Ort erwähnt als Gruzzi. Der Ortsname kommt vom althochdeutschen Wort Grus für Sand. Davon wiederum leitet sich Gruzen – „ein Ort auf Sand“ ab. In der Karolingerzeit kam das Gebiet der „Drei Greußen“ (West-, Cling- und Markt-Greußen) durch Schenkung wohl fränkischer Grundherren an das Kloster Fulda. Das Gebiet der Altstadt wurde um 900 besiedelt. Die Gegend lag im Herrschaftsbereich der Ludowinger, dann der Wettiner, ab 1319 der Grafen von Honstein und ab 1356 der Grafen von Schwarzburg.
Im Ortsteil Grüningen stand auf dem Platz des Schlosses eine Burg. Die Anhöhe dieser Gebäude wurde und wird vom Wasserlauf der Helbe umflossen. Im 13. Jahrhundert wurden Herren von Grüningen in Urkunden genannt, die sicherlich Besitzer der Burg waren. Auf der mittelalterlichen Anlage, die nur noch aus Wällen, Gräben und Mauerresten bestand, wurden heute ein Altersheim und Kindergarten gegründet.[4]
1250 gründete der Wettiner Landgraf den Ort Marktgruzen. Im Jahr 1353 erhielt Greußen Stadtrecht. Es durfte auch eigene Münzen prägen, die Greußen-Pfennige. Der Ort profitierte von seiner Lage an der Kreuzung von Handelsstraßen, war ein „Nahmarkt“ für eine weitere Umgebung und wurde Handwerkersiedlung. Besonders im 16. Jahrhundert waren Wein- und Waid-Anbau von Bedeutung. Wirtschaftlich spielte auch der Abbau von Greußener Tuffgestein und darunterliegendem Helbe eine große Rolle. 1491 brannte Greußen bis auf zwölf Häuser nieder. Im Dreißigjährigen Krieg wurde „geplündert, geraubt und totgeschlagen von allen Parteien“. 1625 starben 843 von 1300 Einwohnern an der Pest. 1687 wurde Greußen durch einen schweren Stadtbrand betroffen. In den Napoleonischen Kriegen 1807 bis 1813 hatte das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen den Napoleonischen Truppen Soldaten zu stellen. 1810 wurde eine Greußener Einheit in Spanien aufgerieben. 1834 vernichtete ein Großbrand fast die ganze Stadt. Zum Wiederaufbau wurden auch die oberen Teile der ehemals weit höheren Stadtmauer verwendet.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm auch Greußen an der raschen Industrialisierung teil, insbesondere nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871. 1878 wurde der „Verschönerungsverein“ der Stadt ins Leben gerufen.
Bis 1918 gehörte Greußen zur Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen, dann ab 1920 zum Land Thüringen, von 1952 bis 1990 zum Bezirk Erfurt, seitdem zum Bundesland/Freistaat Thüringen.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten Kriegsgefangene aus der Sowjetunion sowie Frauen und Männer aus Polen in der Landwirtschaft Zwangsarbeit leisten. Elf Polinnen wurden bei einem alliierten Bombenangriff im April 1945 getötet, weil sie auf dem Feld, auf dem sie arbeiteten, keinen Schutz suchen konnten. Zusammen mit 19 deutschen Bombenopfern wurden sie auf dem Friedhof des Ortes begraben. Vier umgekommene sowjetische Zwangsarbeiter liegen auf dem Friedhof im Ortsteil Grüningen.[5]
Am 7. April 1945, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, erlebte Greußen zwei Angriffe amerikanischer Jagdbomber. Diesen fielen eine Reihe von Wohnhäusern zum Opfer, auch das Rathaus wurde beschädigt. Es gab 36 Tote unter der Zivilbevölkerung, darunter 13 Kinder.[6] Am 11. April 1945 wurde Greußen kampflos von der US-Armee besetzt. Diese wurde Anfang Juli – gemäß Londoner Abkommen von September 1944 über die Bildung von Besatzungszonen in Deutschland – von der Roten Armee abgelöst und das Gebiet kam entsprechend zur SBZ. Das Sparkassengebäude wurde sowjetische Kommandantur, ein Geschäftshaus (heute Filiale der Drogeriekette Rossmann) Sitz des NKWD. Alle leitenden Verwaltungsstellen und die Polizei wurden mit Kommunisten besetzt. Es erfolgten Entnazifizierung, Verhaftungen, Deportationen, Enteignungen und Beschlagnahmen. So machte der Ort alle politischen und wirtschaftlichen Veränderungen in der SBZ und ab 1949 in der DDR mit.
Von Oktober 1945 bis Januar 1946 wurden 38 Greußener Jugendliche aufgrund von Denunziationen unter Werwolf-Vorwurf verhaftet, an das NKWD ausgeliefert, von einem Sowjetischen Militärtribunal in Sondershausen zu hohen Zuchthausstrafen verurteilt und – ohne Information der Eltern – in das berüchtigte Speziallager Nr. 7 Sachsenhausen eingeliefert. Von den unschuldig verurteilten 38 „Greussener Jungs“ verstarben dort 24 unter extremen Bedingungen. Die 14 Überlebenden kamen erst im Jahre 1950 frei. Den Entschluss zur Errichtung eines Erinnerungsmals an diese Ereignisse fasste der erste nach der politischen Wende wieder frei gewählte Stadtrat von Greußen bereits auf seiner ersten Sitzung. Am 24. November 1990 wurde der Gedenkstein in Anwesenheit von vier Überlebenden feierlich eingeweiht.
Greußen gehörte seit 1992 zur Verwaltungsgemeinschaft Greußen. Am 1. Januar 2021 fusionierte die Stadt Greußen mit der Stadt Großenehrich und der Gemeinde Wolferschwenda zur Stadt und Landgemeinde Greußen und verließ gleichzeitig die Verwaltungsgemeinschaft.[7]
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember): Datenquelle: Thüringer Landesamt für Statistik
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Die Stadt Greußen ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Greußen.
Die Kommunalwahl vom am 26. Mai 2024 führte zu folgendem Ergebnis für die Zusammensetzung des Gemeinderats:[8]
Partei / Liste | Stimmenanteil | Sitze |
CDU | 35,8 % | 7 |
SPD | 26,5 % | 5 |
parteilos – für Großenehrich und seine Ortsteile | 20,0 % | 4 |
BI Engelsdörfer | 17,7 % | 4 |
Gesamt | 100 % | 20 |
Wahlbeteiligung: 56,7 % |
Der hauptamtliche Bürgermeister Torsten Abicht (SPD) wurde am 11. Juli 2021 gewählt.[2]
Gemäß der Hauptsatzung führt die Landgemeinde Stadt Greußen kein eigenes Wappen.
Wappen des Ortsteils Greußen | |
Blasonierung: „In Blau ein blaugerüsteter und behelmter Reiter in natürlichen Farben auf goldgezäumtem, goldbehuftem, silbernem Ross, mit silbernem Schwert seinen roten Umhang teilend, unten von einem blauen Schildchen begleitet, darin ein gekrönter goldener Löwe.“ | |
Bereits das älteste Siegel von 1369 zeigt den heiligen Martin zu Pferde und einen kleinen Schild mit dem Schwarzburger Löwen. Der heilige Martin ist der Schutzpatron der Kirche in Greußen.[9] |
Greußen pflegt eine Partnerschaft mit
Der Ort lebt vor allem von Landwirtschaft und landwirtschaftlichen Veredlungsprodukten. Überregional bekannt ist die Greußener Salami, die schon seit Jahrzehnten produziert wird. Greußener Salami ist eine geschützte geographische Angabe.[11] Daneben existieren eine Vielzahl kleiner und mittelständischer Gewerbebetriebe.
In Greußen gibt es seit 1991 ein Staatliches Gymnasium „Friedrich von Hardenberg“ (davor POS „Hans Beimler“), eine Staatliche Regelschule (davor POS „Juri Gagarin“) in der Haupt- und Realschule additiv organisiert sind und eine Grundschule (davor EOS später POS „Karl Marx“).
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