Die Glycin-Enzephalopathie ist eine sehr seltene angeborene Stoffwechselstörung des Aminosäurenstoffwechsels mit Ansammlung von Glycin im Körper, was zu Symptomen einer neurometabolischen Erkrankung führt.[1][2][3]
Schnelle Fakten Klassifikation nach ICD-10 ...
Klassifikation nach ICD-10 |
E72.5 |
Störungen des Glyzinstoffwechsels |
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ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
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Synonyme sind: Hyperglycinämie, nicht-ketotische; NKA; englisch Glycine synthase deficiency
Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1964 durch die Heidelberger Kinderärzte K. Schreier und W. Müller.[4]
Die Vererbung erfolgt autosomal-rezessiv, die Häufigkeit wird mit 1 bis 9 auf 1.000.000 angegeben,[2] bzw. mit 1 zu 55.000 Neugeborenen in Finnland und mit 1 zu 63.000 in British Columbia.[5]
Der Erkrankung liegen verschiedene Mutationen zugrunde, die für mehrere Komponenten des Glycine-Cleavage-Systems verantwortlich sind, so dass es zur Ansammlung von Glycin in Gehirn, Leber, Liquor, Plasma und Urin kommt.[1]:[6]
Folgende Unterteilung nach Alter bei Manifestation der Erkrankung ist gebräuchlich:
- neonatale Glycin-Enzephalopathie, klassische, häufigste Form[7]
- infantile Glycin-Enzephalopathie[8]
- atypische Glycin-Enzephalopathie[9]
Klinische Kriterien sind:[2][1][6]
- neonatale Form mit Krankheitsbeginn wenige Tage nach der Geburt mit Muskelhypotonie, Lethargie bis Koma, Myoklonien, Schluckauf, Atem- und Schluckstörung, geistiger Behinderung und Spastik, häufig letale Verläufe
- infantile Form mit Krampfanfall, geistiger Behinderung unterschiedlichen Ausmaßes nach einem symptomfreien Zeitintervall von bis 6 Monaten
- atypische Form mit anders gelagerten Verläufen, beispielsweise mit vorübergehender oder spät auftretender Hyperglycinämie
Anscheinend handelt es sich klinisch um ein breites Spektrum.
Allen Formen gemeinsam ist die Hyperglycinämie im Blut und Liquor. Die Diagnose kann durch Bestimmung der Enzymaktivität aus einer Leberbiopsie, dem 13C-Glycin-Atemtest und dem humangenetischen Nachweis der Mutation erfolgen.
Im EEG finden sich Veränderungen wie Suppressions-Bursts und Hypsarrhythmien.
Häufige Auffälligkeiten in der Magnetresonanztomographie sind Balkenmangel, abnormale Gyri und Hypoplasie des Kleinhirns bei der neonatalen Form.
Hinzu können verzögerte Myelinisierung und Atrophie kommen.[2]
- A. Radha Rama Devi, L. Lingappa, S. M. Naushad: Identification of Two Novel Mutations in Aminomethyltransferase Gene in Cases of Glycine Encephalopathy. In: Journal of pediatric genetics. Band 7, Nummer 3, September 2018, S. 97–102, doi:10.1055/s-0038-1667036, PMID 30105116, PMC 6087477 (freier Volltext).
- A. Kurolap, A. Armbruster, T. Hershkovitz, K. Hauf, A. Mory, T. Paperna, E. Hannappel, G. Tal, Y. Nijem, E. Sella, M. Mahajnah, A. Ilivitzki, D. Hershkovitz, N. Ekhilevitch, H. Mandel, V. Eulenburg, H. N. Baris: Loss of Glycine Transporter 1 Causes a Subtype of Glycine Encephalopathy with Arthrogryposis and Mildly Elevated Cerebrospinal Fluid Glycine. In: American Journal of Human Genetics. Band 99, Nummer 5, November 2016, S. 1172–1180, doi:10.1016/j.ajhg.2016.09.004, PMID 27773429, PMC 5097939 (freier Volltext).
- K. Tada, K. Hayasaka: Non-ketotic hyperglycinaemia: clinical and biochemical aspects. In: European Journal of Pediatrics. Band 146, Nummer 3, Mai 1987, S. 221–227, PMID 3297708 (Review).
Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
D. A. Applegarth, J. R. Toone, R. B. Lowry: Incidence of inborn errors of metabolism in British Columbia, 1969-1996. In: Pediatrics. Band 105, Nummer 1, Januar 2000, S. e10, PMID 10617747.
V. Subramanian, P. Kadiyala, P. Hariharan, E. Neeraj: A rare case of glycine encephalopathy unveiled by valproate therapy. In: Journal of pediatric neurosciences. Band 10, Nummer 2, 2015 Apr-Jun, S. 143–145, doi:10.4103/1817-1745.159200, PMID 26167219, PMC 4489059 (freier Volltext).
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