Gläserne Manufaktur
Produktionsstätte der Volkswagen Sachsen GmbH Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Gläserne Manufaktur in Dresden ist eine von drei Produktionsstätten der Volkswagen Sachsen GmbH.[1] In Dresden wurde von 2002 bis 2016 der Phaeton produziert, anschließend von 2017 bis 2020 der e-Golf. Am 29. Januar 2021 startete die Serienproduktion des vollelektrischen ID.3.[2] Das Center of Future Mobility entwickelt sich gleichzeitig zum "Home of ID." weiter.[3] Am Standort sind 325 Personen beschäftigt.[4]
Die Gläserne Manufaktur befindet sich im Dresdner Stadtteil Seevorstadt-Ost/Großer Garten nahe der Dresdner Innenstadt und bildet die Nordwestecke des Großen Gartens zum Straßburger Platz (Stübelallee). Unmittelbar südöstlich davor liegt das Areal des Botanischen Gartens.
Auf dem Gelände der Gläsernen Manufaktur befand sich das Städtische Ausstellungsgelände mit dem Kugelhaus und dem Städtischen Planetarium, später das Ausstellungszentrum Fučíkplatz. Die Anlage wurde von dem Münchener Architekturbüro Gunter Henn entworfen. In der Planungsphase war der Bau der Fabrik Gegenstand kontroverser Diskussionen, vor allem wegen der Lage am Rand des Großen Gartens. Besonders unter Umweltschützern führte der Bau zu starken Protesten. In erster Linie wurde das höhere Verkehrsaufkommen durch LKW in der Anlieferung kritisiert, die die neue Produktionsanlage in der Innenstadt von Dresden beliefern sollten. Um das Problem abzumildern, verlangte der Stadtrat ein stadtverträgliches Logistikkonzept,[5] daraufhin schlug VW vor, das Frachtgut statt mit Lastwagen mit der CarGoTram zu transportieren, was schließlich als Auflage Teil der Betriebserlaubnis für den Standort wurde. Mit Ausnahme der Karosserien wurden alle Phaeton-Bauteile mit der blauen CarGoTram vom VW-Logistikzentrum am Bahnhof Dresden-Friedrichstadt – rund 5 Kilometer entfernt – zur Fabrik gebracht.
Tierschützer sorgten sich angesichts der großen Glasfassaden um die Vögel, Architekten bemängelten vor allem die Disharmonien mit der nahe gelegenen barocken Innenstadt. Außerdem musste der Bahnhof „Straßburger Platz“ der Dresdner Parkeisenbahn verlegt werden. Der alte Bahnhof wurde abgerissen und ein neuer gebaut, der an das Design der Gläsernen Manufaktur angepasst wurde. Eine Bürgerinitiative sammelte 17.600 Unterschriften gegen den Bau der VW-Manufaktur am Großen Garten – zu wenig, um einen Bürgerentscheid zu erzwingen. Am 27. Juli 1999 wurde im Beisein vom Volkswagen-Vorstandsvorsitzenden Ferdinand Piëch, Bundeskanzler Gerhard Schröder und dem sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf der Grundstein gelegt.[6]
Die Gläserne Manufaktur wurde am 19. März 2002 in Betrieb genommen. Außer den Fertigungsanlagen sind im Gebäude eine gastronomische Einrichtung und ein Startup-Inkubator untergebracht. Bis zum 23. März 2002 war die Öffentlichkeit zur freien Besichtigung eingeladen. Die Fertigung begann schon vor der offiziellen Eröffnung. Ferdinand Piëch als Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG und der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder gaben bereits am 11. Dezember 2001 das Startsignal für die Produktion.[7] Die Fabrik wurde für die Produktion des VW Phaeton errichtet und bot den Kunden und Besuchern Einblicke in die Endmontage der Fahrzeuge.
Weil die VW-Tochter Bentley in Crewe (Großbritannien) zeitweise die hohe Nachfrage nach ihren Modellen nicht befriedigen konnte, wurde von Mitte 2005 bis Ende 2006 hier auch der Continental Flying Spur montiert. Mit der Karosseriefertigung des Bentley und Phaeton war damals das Volkswagenwerk Zwickau beauftragt. Da die Nachfrage nach dem VW Phaeton im Jahr 2013 nachgelassen hat, wurde seit Anfang November 2013 erneut die Produktion des Bentley Flying Spur in kleiner Stückzahl aufgenommen.[8]
Nachdem am 18. März 2016 die Phaeton-Produktion eingestellt worden war,[9] erfolgte ein 20 Millionen Euro teurer Umbau der Manufaktur und am 8. April 2016 eine Wiedereröffnung als Ausstellungsort zur Elektromobilität und Digitalisierung.[10] Vom 3. April 2017 bis zum 23. Dezember 2020 wurde in Dresden der e-Golf gefertigt.[11][12] Wegen der hohen Nachfrage wurde ab 2018 wieder im Zwei-Schicht-Betrieb gefertigt, dabei entstanden bis zu 74 e-Golf pro Tag.[13] Im Zuge des neuen Produktionsstarts arbeiten jetzt wieder etwa 400 Mitarbeiter in der Gläsernen Manufaktur. Ein Teil der Mitarbeiter war seit dem Ende der Phaeton-Produktion größtenteils in anderen VW-Werken, vor allem in Zwickau, eingesetzt.[14]
Die Manufaktur hat sich seit der Produktionsumstellung zum e-Golf zu einem Center of Future Mobility („Zentrum künftiger Mobilität“) entwickelt. Kunden und Besucher können die Fertigung des e-Golf live erleben und erfahren in einer interaktiven Erlebniswelt für Elektromobilität und Digitalisierung mehr über die Zukunft der Mobilität. Dazu gehören auch kostenlose Probefahrten durch Dresden in Elektro-Fahrzeugen. Ferner werden auch alle Elektrofahrzeuge der Marke Volkswagen in der Gläsernen Manufaktur an Kunden ausgeliefert. Im Startup-Inkubator-Programm konnten bis 2021 zudem jährlich zehn bis zwölf junge Gründerunternehmen ihre Ideen zur Mobilität der Zukunft mit Unterstützung von Volkswagen zur Marktreife treiben.[15] Sie erhielten 15.000 Euro und mit Unterstützung der Landeshauptstadt Dresden Wohnraum gestellt. Die Jungunternehmer bleiben für sechs Monate im VW Future Mobilty Incubator.
Am 12. November 2017 erfolgte die Erstausstrahlung des Tatorts „Auge um Auge“ des MDR. Neun Tage lang wurde in der Manufaktur gedreht, ein Teil des Gebäudes diente als Kulisse für den Firmensitz der fiktiven Versicherungsgesellschaft „alva“.
Seit 29. Januar 2021 wird der VW ID.3 in der Gläsernen Manufaktur montiert, der Claim änderte sich zu "Home of ID."[16] Die Manufaktur ist damit der zweite Fertigungsstandort für den ID.3 und weltweit der vierte Standort, der Volkswagen Modelle auf Basis des Modularen E-Antriebsbaukastens (MEB) produziert. Das zentrale Ziel: Als Leuchtturm der Marke Volkswagen in Deutschland den Kunden, Besuchern und Gästen ein ganzheitliches Erlebnis der ID. Familie zu bieten – beginnend von der Beratung und Probefahrten über die Besichtigung der Fertigung, dem Mitbauen des ID.3 und modernen Eventformaten bis hin zur Übergabe von elektrischen Fahrzeugen. Ein weiterer Fokus der strategischen Neuausrichtung liegt auf dem Ausbau zu einem Forschungs- und Innovationsstandort, der in Kleinserie innovative Projekte für einen späteren Einsatz an großen Volumenstandorten in der Marke Volkswagen vorantreibt.[17]
Die Gläserne Manufaktur ist nach der Autostadt in Wolfsburg das zweitwichtigste nationale Auslieferungszentrum von Volkswagen. 2021 wurden 4.320 Fahrzeuge an Kunden übergeben – neuer Bestwert in der Geschichte des Standorts. Mehr als 90 Prozent davon waren teil- oder vollelektrische Modelle. Rund die Hälfte der Kundenfahrzeuge waren im Jahr 2021 VW ID.3 und ID.4, also in Dresden und im Fahrzeugwerk Zwickau gefertigte Modelle.[18]
Im September 2023 berichtete die Automobilwoche unter Angabe anonymer Unternehmensquellen vom angeblich bevorstehenden Produktionsende.[19] Diese Berichte wurden dementiert und verkündet, dass an einem Zukunftskonzept für den Standort gearbeitet werde.[20]
2023 wurden 6.000 ID.3 montiert.
Im Zuge der Ankündigung des VW-Vorstandes, drei Werke in Deutschland zu schließen, wird befürchtet, dass auch die Gläserne Manfaktur betroffen sein könnte.
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