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Gesindeball ist eine gegen Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommene Form des Kostümballs, dessen Teilnehmer sich als Dienstmädchen, Köchinnen, Hausknechte usw. verkleideten.
Anlass für die Entstehung der Gesindebälle war eine Polizeiverordnung von 1885, durch die den Schauspielern das Führen von Dienstbüchern vorgeschrieben wurde.[1] In den „Bestimmungen über den Geschäftsbetrieb der im § 35 Abs. 2 und 3 der Reichsgewerbe-Ordnung verzeichneten Gewerbetreibenden“ wird zuerst einiges über die Geschäftsbücher des Trödelhandels verlautbart, dann wird unter Abschnitt 11 und 12 den Gesindevermietern die Einrichtung von Listen über vergebene Stellen vorgeschrieben, die am Abend bei der Polizeibehörde abzuliefern waren. Von diesen Bestimmungen waren nun auch die Theateragenten, die Schauspieler an die Bühnen vermittelten, betroffen, und die Bühnenkünstler wurden als zu vermittelndes Gesinde eingestuft und zum Führen eines Gesindbuches verpflichtet, in das alle Engagements eingetragen werden mussten. Die Empörung über diesen bürokratischen Missgriff war groß und entlud sich auf den alsbald veranstalteten Gesindebällen, an denen überwiegend Schauspieler und Theaterleute in Gesinde-Verkleidung teilnahmen. Ein zeitgenössischer Bericht vermeldet:
„Die Idee war hübsch, und der vorjährige erste Gesindeball, bei dem alle Welt in Dienstbotentracht zu erscheinen hatte, auch recht gelungen in der Ausführung. Aber schon diesmal blieb die bessere Gesellschaft mit vereinzelten Ausnahmen fern, und dafür hatte sich eine Masse jener kleinen Damen eingefunden, die das Kunststück fertig bekommen, mit hundert Mark Monatsgage einen Toilettenetat von Tausenden zu bestreiten. Es war ein wunderliches Bild. In seiner Äußerlichkeit hübsch, anmutig und farbenbunt, aber in seiner Gesamtheit von den Maskenredouten im Wintergarten und im Linden-Theater nur wenig verschieden.“
So wurde in den späteren Jahren der Begriff Gesindeball auch für unspezifische Kostümfeste verwendet.
Julius Stindes parodistischer Kolportageroman Emma, das geheimnißvolle Hausmädchen ist unter Bezugnahme auf diese Verhältnisse geschrieben und zunächst in Form von Kolportageheften auf den ersten Gesindebällen verkauft worden. Der Verkaufserlös ging an Wilhelm Raabe, dessen finanzielle Lage zu der Zeit schwierig war.
Ein weiteres Werk mit Bezug auf die Gesindebälle ist ein von Emil Jacobsen herausgegebenes Allerneuestes Traumbuch für Hausofficianten, auch solche, die es waren oder werden wollen. . . . nach den altbewährtesten Überlieferungen . . . hrsg. von Hunold Müller von der Havel (d. i. Emil Jacobsen). Berlin: Freund & Jeckel 1898.
Im Jahr 1899 erschien der vierte Band der humoristischen Theaterzeitschrift Striese als Gesindeball-Nummer mit einschlägigem Inhalt.
Kocherlball (Veranstaltung in München)
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